Paris (dpa) - Eiffelturm statt Streif, Testfahrer statt Triumphator: Hermann Maiers Ausflug in den Radsport war trotz eines letzten Platzes nicht nur ein guter PR-Gag. Beim Prolog zur 90. Tour de France, den der Österreicher in Paris außer Konkurrenz eröffnen durfte, war der Ski-Olympiasieger nach 6,5 Kilometern gerade einmal elf Sekunden langsamer als der schwächste der 198 Radprofis im schwersten Rennen der Welt.
«Geht schon für's erste Mal», kommentierte der zweimalige Goldmedaillengewinner der Spiele von Nagano 1998 und fühlte sich beim 100-jährigen Tour-Jubiläum sichtlich wohl. «Wahnsinn, wunderbar, das war eines der schönsten Sporterlebnisse überhaupt. Die Chance kriegt man nie wieder», sagte Maier, der erstmals vor einigen Jahren nach einem Startplatz gefragt hatte. Wegen der jüngst gescheiterten Olympia-Bewerbung von Salzburg, für die er sich engagiert hatte, passte ihm der Termin jetzt eigentlich nicht. Doch absagen mochte er den Tour-Organisatoren auch nicht.
Für Maier ungewohnt ging es zunächst bergauf, dann folgte eine lange, schnelle Passage mit leichtem Gefälle. Der Draufgänger gestand anschließend, dass ihm das Pariser Kopfsteinpflaster Respekt eingeflößt habe. Möglicherweise ist Maier auch vorsichtiger seit seinem schweren Motorradunfall, dessen Folgen an den Beinen und durch eine große Narbe in der linken Armbeuge unübersehbar sind.
Doch Maier kann längst wieder lachen. Quartier und Unterstützung hatte ihm das Team Gerolsteiner gewährt, wo mit Georg Totschnig und René Haselbacher zwei der derzeit besten österreichischen Radprofis unter Vertrag stehen. Mit einer so positiven Aufnahme habe er im Radsportlager nicht gerechnet, sagte Maier: «Es war ein riesengroßer Respekt da.» Das bestätigte Rolf Aldag vom Team Telekom. Die inoffizielle Zeit von 8:43 Minuten sei «superstark», urteilte der Ahlener. «Die Jungs haben Kraft ohne Ende. Ich würde in Kitzbühel sicher mehr als eine Minute verlieren, wenn ich da den Hang runterrutsche», sagte Aldag.
Am Ende der kurzen Stadtrundfahrt durch Paris schien das Kraftpaket Maier aber ausgepumpt, und sein Tritt wirkte schwer. Unumwunden gab er zu: «Man muss auf Dauer den Druck durchhalten, das ist schon anstrengend und schwierig.» Die Radprofis sind in seinem Ansehen nun noch mehr gestiegen, durch Erlebnisse wie den Prolog in Paris würden sie für ihre Mühen entschädigt. Statt auf dem Fahrrad- Ergometer bereitet sich Maier auf den kommenden Winter bereits jetzt mit Skifahren in Zermatt vor, eine Rückkehr zur Tour de France ist dennoch geplant. Zur Etappe nach L'Alpe d'Huez am kommenden Sonntag will der Ski-Star mit dem Hubschrauber einschweben - allerdings nur zum Zuschauen.