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17.08.2004 10:37
Olympia-Zeitfahren: Rich und Ullrich wollen Gold

Athen (dpa) - Nach der ersten Trainingsfahrt auf dem 48 Kilometer langen Parcours des olympischen Zeitfahrens in Vouliagmeni strahlte Michael Rich über das ganze Gesicht: «Mein Kurs». Der 34-Jährige vom Team Gerolsteiner zählt am Mittwoch zu der Hand voll Topfavoriten. Der zweifache Vize-Weltmeister im Kampf gegen die Uhr hofft dabei auf das Gesetz der Serie. «In Seoul war ich im Zeitfahren Zehnter, in Barcelona mit der Straßenmannschaft Olympiasieger, in Atlanta wieder Zehnter: Da wäre jetzt wieder Gold fällig - ich hätte nichts dagegen», sagte Rich, der natürlich weiß, wen er dafür schlagen muss. «Jan dürfte in seiner jetzigen Verfassung kaum schlagbar sein. Das wäre schon eine Überraschung, wenn ich schneller wäre», meinte Rich, der wie alle in dem zweifachen Zeitfahr-Weltmeister Jan Ullrich eine schier unüberwindliche Hürde sieht. Zumal der T-Mobile-Kapitän, in Sydney im Zeitfahren Silbermedaillen-Gewinner hinter dem russischen Armstrong-Helfer Wjatscheslaw Jekimow, nach Rang 19 im Straßenrennen noch etwas gutzumachen hätte. Burkhard Bremer, Sport-Direktor im Bund Deutscher Radfahrer (BDR), hat sogar zwei Medaillen hochgerechnet: «Wenn alles optimal läuft.»

Rich, der lange um seine Olympia-Nominierung bangen musste, beschritt bei seiner Vorbereitung ungewöhnliche Wege. Zuletzt fuhr der Sieger des Zeitfahrens der Deutschland-Tour (vor Ullrich) die Regio-Tour, davor startete der «Bulle aus Emmendingen» bei der Mountainbike-Marathon-WM. «Ich bin 70. oder so geworden», erzählte Rich, der von seinem Team nicht für die Tour de France nominiert wurde, weil Pyrenäen und Alpen vor dem einzigen großen Zeitfahren lagen. Sein Teamchef Hans-Michael Holczer plant die Fahrt nach Athen zur moralischen Unterstützung Richs auch ohne Akkreditierung.

Während Rich die Küstenstrecke schon einen Tag nach dem Straßenrennen inspizierte, fuhr Ullrich nach den Anstrengungen des Samstags auf der Rolle. Am Montag trainierten Ullrich, Erik Zabel, Rich und Andreas Klöden zusammen mit drei Bahnfahren bei stürmischen Winden in Vouliagmeni zusammen auf dem Kurs am Meer. Rich, der als WM-Vierter des Vorjahres nach der Doping-Sperre des am Grünen Tisch entthronten Weltmeisters David Millar die Bronzemedaille zugeschickt bekommt, fuhr nach kurzer Zeit eigene Wege, um noch spezielles Material zu testen. Am Ende der dreistündigen Trainingseinheit waren aber alle sechs Fahrer wieder zusammen.

«Ein schöner Roller-Kurs, leicht zu fahren», fasste Ullrichs am Montag seine ersten Eindrücke zusammen. Nach dem Hitzerennen vom Samstag mit Temperaturen um 43 Grad kam der Wahl-Schweizer beim Training in Vouliagmeni scheinbar kaum ins Schwitzen: «Richtig kalt heute, ich friere», scherzte der Olympiasieger von Sydney. Das Thermometer zeigte 33 Grad.

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