Berlin (dpa) - Kurz vor der offiziellen Team-Präsentation in Kalifornien hatte das neue Profirad-Team High Road eine gute Nachricht in eigener Sache zu verkünden. Nach der ursprünglichen Ausladung darf der Nachfolger des T-Mobile-Teams nun doch am 91. Giro d'Italia teilnehmen.Der italienische Veranstalter RCS Sport habe High Road auch zu seinen weiteren Rennen eingeladen, darunter die Fernfahrt Tirreno-Adriatico sowie die Klassiker Mailand-San Remo und die Lombardei-Rundfahrt.
Der Chef von RCS Sport, Angelo Zomegnan, hatte dem High-Road- Rennstall zuletzt eine Hintertür geöffnet, nachdem das Team ebenso wie die Astana-Mannschaft vor zwei Wochen nicht zugelassen worden war. Ein noch freier Platz werde an das Team gehen, das sportliche Qualität und Einhaltung der ethischen Regeln garantiere, hatte Zomegnan erklärt und gab seine Zustimmung, bevor sich die Mannschaft in einem Theater in Palo Alto vorstellte.
Die Brücken ins ferne Bonn sind abgebrochen. Nach dem Ausstieg des Telekom-Konzerns nach 16 Jahren Profiradsport ist für den T-Mobile- Nachfolger der neue Team-Standort im kalifornischen San Luis Obispo Programm: Bis auf Teile des Fahrer-Personals erinnert nicht mehr viel an den Vorgänger, der Radsport in Deutschland nach Fußball und Tennis zur Sportart Nummer drei gemacht hatte und die Bühne verließ, als das Thema Doping nicht mehr zu bändigen war.
Die 29 High-Road-Fahrer - unter ihnen weiter der Vorzeige-Profi Linus Gerdemann und sieben weitere deutsche Profis - präsentieren sich neuerdings fast ganz in Weiß und als lupenreines amerikanisches Team. Der neue Firmensitz ist identisch mit der Residenz des Milliardärs Bob Stapleton, der die Mannschaft jetzt in Eigen-Regie führt. Die Mittel dafür kommen vom alten Geldgeber aus Bonn, der vertraglich bis 2010 an Stapleton gebunden war, aber im November vorzeitig wegen des drohenden Image-Schadens absprang. Das hat gekostet. Die Rede ist von etwa 25 Millionen Euro.
Die Saison 2008 für High Road begann sportlich mit Siegen in Australien vielversprechend. Nach der Giro-Ausladung und Gerüchten über eine Startverweigerung bei der Tour de France machte zuletzt schon die Start-Berechtigung für Paris-Nizza High Road Mut für den Saisonhöhepunkt im Juli. Das traditionelle Etappenrennen im März wird vom Tour-Organisator ASO veranstaltet, der gerade dem von seiner Doping-Vergangenheit eingeholten Astana-Team die Rote Karte zeigte.
Gerdemann, im Vorjahr strahlender Tour-Etappensieger in Le Grand Bornan in den Alpen und für einen Tag Träger des Gelben Trikots, befürchtet keine Restriktionen. «Ich kenne Tour-Chef Christian Prudhomme persönlich, und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in Frankreich nicht starten», sagte Gerdemann der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Radprofi wurde auch vom französischen Veranstalter im Vorjahr als Vertreter der «neuen Generation» gefeiert, die mit manchen Gepflogenheiten gebrochen habe.
Die Mannschaft versammelte sich vor der Team-Präsentation in Palo Alto zum Trainingslager in Kalifornien. Gerdemann, neben Michael Rogers (Australien) der Kapitän für die Rundfahrten, war nicht nur von den sommerlichen Temperaturen angetan: «Bei mir läuft es gut. Ich bin ohne Krankheit durch den Winter gekommen und setze wie im Vorjahr wieder alles auf die Tour. Unser Team ist für mich eines der stärksten von allen.» Der erste Europa-Start für den 25-jährigen Münsteraner, der auch den Giro fahren soll, ist für den 23. Februar bei der Trofeo Laigueglia in Italien vorgesehen.