Frankfurt/M. (rad-net) - Die erfolgreichsten deutschen Hallenradsportler kommen
2003 aus dem südbadischen Aach. Zum neunten mal ist der Rad- und
Motorsportverein „Edelweiß 1899 Aach" der erfolgreichste deutsche
Hallenradsportverein. Der Gold-Pokal 2003 des Bund Deutscher Radfahrer als höchstes
Zeichen der Anerkennung bringt dies zum Ausdruck.
Mit 143 Punkten weisen die Sportlerinnen und Sportler aus der kleinen Stadt
Aach immerhin einen Vorsprung von sage und schreibe 69 Punkten auf. Der
zweitplatzierte RV Erkelenz-Hoven kam auf 74 Punkte. Dahinter folgte mit 70
Punkten der RSV Unterweissach vor dem mehrfachen Gold-Pokalsieger RC Lieme mit
69 Punkten.
Die weiteren Platzierungen: RSV Erlenbach (Württemberg/66), RSV
Mainz-Ebersheim (65), RSV Tailfingen mit dem 7-fachen Weltmeister Martin
Romminger gemeinsam mit dem RSV Schwanewede auf dem siebten Platz (52 Punkte),
JSV Neuenschmidten (50) und RV Ailingen (49).
Interview mit Aachs Cheftrainer Paul-Gaißer:
Haben Sie mit dem Gold-Pokal-Gewinn gerechnet?
Paul-Gaißer:„Für die Verantwortlichen des RMSV Aach kam der
Gewinn des Gold-Pokals natürlich nicht unerwartet. Wir kennen ja den
Rechenmodus und mit 9 gewonnen Deutschen Meistertiteln konnten wir uns an einer
Hand ausrechnen, dass wir in 2003 ganz oben stehen. Wir sind sicherlich der
einzigste Radsportverein in Deutschland, der in den letzten fast 20 Jahren immer
unter den drei besten in der Gold-Pokalwertung lagen.
Wie kommt es, dass der Vorsprung der Aacher in
diesem Jahr so groß ist? Liegt es an der neuen Halle?
Paul-Gaißer„Ich würde sagen Jein. Wenn man bedenkt, dass eine
gute Mannschaft etwa 3 4 Jahre braucht um eine Top-Leistung zu bringen, so haben
wir den Grundstein für diesen Erfolg sicherlich noch in der alten und kleinen
Halle gelegt. Sicherlich hat die neue und größere Halle dazu beigetragen, dass
jetzt gleichzeitig zwei Mannschaften miteinander trainieren können. Die Trainer
stehen uns ja zur Verfügung und so hat jede Mannschaft seit Mitte 2002 mehr
Trainingszeit zur Verfügung.
Bei einem der vielen DM-Empfänge fiel einmal der
Satz: Was für München der FC Bayern ist, ist für Aach der RMSV. Haben sich
die sportlichen Erfolge auch wie bei den Bayern bezahlt gemacht?
Paul-Gaißer Es ist zwar schön mit dem FC Bayern verglichen zu
werden, aber die Erfolge haben sich bislang finanziell nicht so ausgewirkt wie
beim FC Bayern. Es wäre sicherlich schön wenn der ein oder andere Sponsor bei
uns anklopfen würde, wie dies im Fußball, Tennis oder derzeit beim Skispringen
funktioniert. Unsere Sportler sind in finanziellen Angelegenheiten bescheiden.
Sie bezahlen einen großen Teil aus eigener Tasche und glänzen mit sportlicher
Leistung. Ein Sponsor würde unser Budget und das der Sportler sicherlich um
einiges entlasten.
Welche Gruppe beim RMSV war in 2003 herausragend?
Paul-Gaißer: Zweifelsohne die Juniorinnen. Sie haben in 2003
alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt Bei 4 Starts an der DM wurden sie 4x
Deutscher Meister und dann wurden sie in Altdorf/Schweiz zum dritten Mal in
folge Junioren-Europameister. Die Frauen waren nicht viel schlechter. Mit drei
DM-Titel und dem Vize-Meister haben sie mich überrascht. Die größte Überraschung
war natürlich der DM-Titel im 4er Kunstrad, der mit der WM-Teilnahme verbunden
war. Leider blieb es ihnen vergönnt an der WM ganz oben zu stehen. Der Rückstand
war zwar knapp, aber die Schweizerinnen waren an diesem Tage besser.
Dies waren die etablierten Mannschaften und wie
sieht es mit dem Nachwuchs aus?
Paul-Gaißer Dieser hat sich in 2003 wacker geschlagen. Die Schülerinnen
eifern ihren Vorbildern, den 3-fachen Junioren-Europameisterinnen nach und
wurden 2x Deutscher Schülermeister. Die Schüler landeten auch in den
Medaillenrängen. Leider haben von den sechs Jungs zwei nach der DM aufgehört,
was ich sehr bedaure, denn in den nächsten Jahren hätten sie sicherlich die
Ernte ihrer Trainingsarbeit einfahren können. Auch die zahlreichen Anfänger
machen sich gut und sind eifrig im Training, so dass unser Verein sportlich gut
in die Zukunft blicken kann.
Sie selbst wurden bei der Deutschen Meisterschaft
aufgrund des erreichen der Altersgrenze als Kampfrichter in den Ruhestand
verabschiedet. Heißt dies auch, dass sie sich ganz vom Kunstradsport
verabschieden?
Paul-Gaißer: Wenn man über 40 Jahre einer Sportart verbunden
ist, kann man nicht von heut auf Morgen aufhören. Dem RMSV Aach bleibe ich noch
einige Zeit als Trainer erhalten. Ich werde mein Fachwissen an die Jüngeren
weitergeben. Außerdem muss ich noch einen Nachfolger für die
Kampfrichterausbildung im Verband suchen und diesen auch einarbeiten.
Text und Interview: Wilfried Schwarz