Paris (rad-net) - Etwas überraschend wird es kommendes Jahr bei der Tour de France nur ein einzeiges Zeitfahren geben. Tour-Direktor Christian Prudhomme verteidigt den Plan und argumentierte, dass die Disziplin durch die aktuellen Trends im Radsport die Spannung des Rennens bedrohe.
Der einzige Kampf gegen die Uhr geht im kommenden Jahr über 22 Kilometer und ist damit wohl die leichteste Portion Zeitfahren in der modernen Geschichte der Tour, wenngleich es in den Bergen stattfindet und den steilen Anstieg der Côte de Domancy hinaufführt.
«Zeitfahren haben die Tendenz, das Rennen zu lähmen», sagte Prudhomme gegenüber Reportern in Paris. «Am liebsten sehe ich die Champions vom ersten Wochenende an Schulter an Schulter.» Der Franzose stützte seine Argumentation auf den aktuellen Stil der weltweit besten Fahrer und stellte eine neue Generation von Allroundern fest. Die reinen Kletterer von heute mögen immer noch im Zeitfahren bluten, aber bei der letztjährigen Tour waren die Top-Zeitfahrer - Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) und Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) - auch die Top-Kletterer.
«Als ich klein war, hatten wir eine Dualität zwischen Kletterern und Zeitfahrern, einen Gegensatz von Stilen», erklärte Prudhomme. «Man hatte einen Jacques Anquetil, der ein Superrouleur war, aber in den Bergen gelitten hat, und dann den Adler von Toledo, Federico Bahamontes, der in den Bergen glänzte, aber gegen die Uhr Zeit verlor. Dann braucht man Zeitfahren, weil sich die Stile ausgleichen würden. Aber jetzt sind wir zurück in einer offensiven Art des Radsports, mit Fahrern, die fast überall gewinnen können.»
Dem gegenüber stehen 30 kategorisierte Berge, beginnend im hügeligen Baskenland und dann führt die Strecke über alle französischen Gebirgszüge: die Pyrenäen, das Zentralmassiv, den Jura, die Alpen und die Vogesen. «Die Tour ist immer für Kletterer gemacht, egal was jemand sagt. Wenn du nicht gut klettern kannst, kannst du die Tour de France nicht gewinnen», sagte Prudhomme. «Ich träume von einem Duell wie vor 60 Jahren zwischen den reinen Rouleuren, die versuchen, in den Bergen durchzuhalten, und den großen Kletterern, die nicht gut gegen die Uhr sind. Das gibt es derzeit nicht, aber es könnte sein, dass die Zeit wieder kommt.»