Team-Manager
Werner von Hacht glaubt an die Unschuld seiner Sportler, bis das
Gegenteil bewiesen ist: „Jeder gilt in unserem Land – und daher auch
in unserem Team – als unschuldig, bis ihm seine Schuld nachgewiesen
ist“, sagt der 55-jährige. „Deswegen ist es auch nur konsequent,
dass wir die Suspendierung von Johannes Sickmüller, die der Sportliche
Leiter Jens Schwedler am Wochenende vorsorglich ausgesprochen hat,
wieder aufheben. Trotzdem legen wir dem Sportler nahe, im Interesse des
Stevens Racing Teams und seiner eigenen Person, zunächst keine Wettkämpfe
zu bestreiten.“ Johannes Sickmüller (24) wollte sich dazu noch nicht
äußern, ab wann er wieder an Rennen teilnimmt. Sickmüller betont,
dass er „nichts mit Doping zu tun“ habe und sich daher auch nichts
vorzuwerfen habe. „Mir hat Johannes Sickmüller in den vergangenen
Tagen mehrfach seine Unschuld beteuert und ich kenne ihn schon seit
Jahren. Daher glaube ich ihm“, so Werner von Hacht.
Werner
von Hacht geht weiter davon aus, dass die Sportler des Stevens Racing
Teams nur Opfer eines Konflikts zwischen zwei Ärzten sind und „dass
sich hier ein Arzt auf unsere Kosten profilieren will.“ Dabei geht es
um den ehemaligen Assistenten von Dr. Til Steinmeier: Dr. Johannes Lüke,
der in Hamburger mittlerweile ein eigenes Sportinstitut betreibt, hatte
mit seinen Anschuldigungen gegenüber der Süddeutschen Zeitung unter
Missachtung der ärztlichen Schweigepflicht , einem Grundpfeiler jeder
Demokratie, ins Rollen gebracht.
So
wirft die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Lüke vor, Jens
Schwedler habe im Jahr 2002 verbotene Substanzen eingenommen. Allerdings
befand sich Jens Schwedler zu diesem Zeitpunkt als Mitglied der
deutschen Nationalmannschaft und damit auf Einladung des Bundes
Deutscher Radfahrer BDR im Ausland, was jederzeit durch entsprechende
Tankstellen- und Hotelrechnungen belegt werden kann.
In
Frage zu stellen ist auch die Beweiskraft der Bildschirm-Photographien,
mit denen die Süddeutsche Zeitung die Aussagen von Lüke untermauert
wissen will. Dabei ist eine Manipulation dieser Bildschirmdarstellungen
ein Leichtes: es kann die dargestellte Maske an jedem Bildschirm mit
einem einfachen Grafikprogramm rekonstruiert werden, es kann das selbe
Programm auf einem fremden Computer mit falschen Daten gefüttert
werden, ja, es könnten selbst in der Praxis von Dr. Steinmeier diese
Daten eingegeben und später wieder gelöscht worden sein, um den
Verdacht des Dopings auf Dr. Steinmeier – und als Nebeneffekt – auf
die Sportler zu lenken.
Fakt
ist: Jens Schwedler, der seine fast 30-jährige Radsportkarriere am 31.
Dezember 2005 beendete, ist bei keiner einzigen Dopingkontrolle, weder
im Wettkampf und im Training, auffällig gewesen. Schwedler hat nach
eigenen Angaben auch nie eine andere Person beauftragt, für ihn eine
Urinprobe abzugeben: „Das ist ja auch technisch unmöglich, da ja
immer zwei Personen mit dabei sein sollen: der Dopingarzt und ein
Doping-Kommissär des Weltradsportverbandes UCI bzw. des Bundes
Deutscher Radfahrer BDR.“ Schwedler betont, dass er sich Lizenzfahrer,
aber vor allem als Mitglied der Nationalmannschaft automatisch dem
Antidoping-Reglement des BDR und der UCI unterworfen habe.
Gleiches
gilt auch für Johannes Sickmüller, der „niemals Dopingmittel
eingenommen hat“, wie er immer wieder betont. „Seine Entwicklung in
den vergangenen Monaten und Jahren weist keine Leistungssprünge auf“,
so Werner von Hacht: „Seit seinem Titelgewinn bei der Deutschen
Meisterschaft der Junioren 2000 hat er immer wieder bei Deutschen
Meisterschaften Medaillen gewonnen.“ Sickmüller war über viele Jahre
hinweg durchgängig Mitglied des Nationalkaders, sowohl in der Disziplin
Mountainbike als auch Querfeldein, sodass er das ganze Jahr über auch
der medizinischen und leistungsdiagnostischen Überwachung durch den
Bund Deutscher Radfahrer unterlag. In diesem Jahr wurde er bereits
dreifach unangemeldet von der Nationalen Antidoping-Agentur NADA
kontrolliert, zuletzt am 21. September und am 07. Oktober, dazu kommen
noch einmal fünf Anti-Doping-Kontrollen bei Rennen, darunter bei den
Deutschen Meisterschaften im Querfeldein (Januar) und Mountainbike
(Juni), der Irland-Rundfahrt auf der Straße und beim UCI-notierten
Mountainbike-Etappen-Rennen Cape Epic in Südafrika. Alle Kontrollen
blieben ohne positiven Befund.
Darüber
hinaus wird in übereinstimmenden Artikeln der Süddeutschen Zeitung und
des Hamburger Abendblatts in den heutigen Ausgaben berichtet, Johannes
Sickmüller hätte sich am 31. Mai 2006 diesen Jahres einer
Doping-Kontrolle entzogen. Diese Darstellung ist falsch. Richtig ist
vielmehr, dass der Kontrolleur der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA
offensichtlich zwei Mal die falsche Nummer gewählt hat. Dies bestätigt
auch der tatsächlich angerufene Mountainbike-Profi Karl Platt (Osthofen
in der Pfalz), der übrigens nicht – wie im Abendblatt dargestellt –
für das Hamburger Stevens Racing Team fährt, sondern für ein
amerikanisches Profiteam. Platt war damals von einem Missverständnis
ausgegangen und hatte dies auch als Anekdote in den damals folgenden
Wochen auch verschiedenen Sportskollegen und auch Pressevertretern erzählt.
Die von BDR-Präsident Rudolf Scharping geforderte „längere Sperre“
dürfte damit zunächst abgewendet sein.
Grundsätzlich
sieht das Stevens Racing Team den anstehenden ordentlichen und
sportgerichtlichen Verfahren gelassen entgegen. „Wir gehen davon aus,
dass dort die Unschuld unserer Sportler bewiesen werden kann“, so
Werner von Hacht, der immer wieder auf eine ungerechtfertigte
Vorverurteilung seiner Sportler verweist. „Aber wir nehmen die Vorwürfe
sehr ernst. Wir sind wie alle Radsportbegeisterten an einem sauberen
Sport interessiert und arbeiten daher intensiv mit dem Bund Deutscher
Radfahrer zusammen, um die Vorwürfe möglichst bald entkräften zu können.“
Auch werde man die Staatsanwaltschaft Hamburg bei ihrem
Ermittlungsverfahren gegen Dr. Til Steinmeier unterstützen, „um auch
hier der Wahrheit ans Licht zu verhelfen.“
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