Stuttgart (dpa) - Mindestens fünf Radprofis des T-Mobile-Rennstalles haben sich während der Tour de France nach Informationen der «Stuttgarter Zeitung» in der Freiburger Sportmedizin mit Blutdoping behandeln lassen. Bisher hat das nur der Kronzeuge und ehemalige T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz gestanden. Die Zeitung bezieht sich in ihrem Bericht auf die Untersuchungskommission der Universität. Dort ist von einem «Rhein-Konvoi» die Rede. Dieser soll am selben Abend wie Sinkewitz, am 1. Juli 2006, von Straßburg nach Freiburg gefahren sein. In dem Institut sei den Fahrern am Abend des Prologs der Tour de France Eigenblut zugeführt worden.
Der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke, der in der Kommission sitzt, kommentiert den Vorgang so: «Jeder kann nachschauen, wer beim Einzelzeitfahren in Rennes vorne war.» Eine Woche nach dem Tourauftakt hatten sich vier T-Mobile-Fahrer unter den ersten Acht platziert. Der Teamkapitän Michael Rogers betonte später in einem Interview, in Rennes hätte die Mannschaft ihre «wahre Stärke» gezeigt.
T-Mobile-Sprecher Christian Frommert zeigt sich von dem Vorfall nicht überrascht. Es sei ihnen bewusstgeworden, dass Sinkewitz nicht der einzige Blutdoper im Team gewesen sein konnte. Er hätte sich aber von Sinkewitz «mehr Aufklärung» gewünscht.
Die «Stuttgarter Zeitung» zitiert auch aus einem Vertrag, den die Telekom 1999 mit dem damaligen Freiburger Institutsleiter Joseph Keul geschlossen hat. Das Bonner Unternehmen wollte zur Dopingbekämpfung den Missbrauch von Epo erforscht wissen und bezahlte dafür 1,35 Millionen Mark. Hauptnutznießer war der Freiburger Sportmediziner Andreas Schmid, der sechs Forschungsvorhaben zum Epo-Nachweis mit dem Geld finanzierte. Im Mai dieses Jahres gestand er, Telekomfahrer mit Epo versorgt zu haben.