Melbourne (rad-net) - Am kommenden Mittwoch tritt der Kampf um die Startplätze bei den olympischen Bahnwettbewerben in die entscheidende Phase. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) schickt 16 Athleten in die WM-Rennen von Melbourne. Mit Medaillenchancen starten vor allem die Kurzzeit-Spezialisten. 1000-Meter-Weltmeister Stefan Nimke hat angekündigt, seinen im vergangenen Sommer in Stuttgart gewonnenen Titel
verteidigen zu wollen. Ebenfalls als Titelverteidiger startet das
deutsche Trio im Teamsprint. Voraussichtlich wird das deutsche Team in
Melbourne in der Besetzung antreten, die in Stuttgart Gold gewonnen hat:
Jens Fiedler, René Wolff und Carsten Bergemann sollen aber nicht nur das
Unternehmen Titelverteidigung angehen, sondern den BDR-Sprintern gleich
vier Olympiastartplätze sichern: im Teamsprint, im Sprint, im Keirin und
im 1000 Meter Zeitfahren.
Überhaupt ist die WM vom 26. bis 30. Mai für den BDR vor allem
Zwischenstation auf dem Weg zu Olympia in Athen. „Unser Saisonhöhepunkt
sind die Olympischen Spiele“, sagt BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer,
„dort wollen wir mit einer kompletten Mannschaft antreten. Und dafür
müssen wir bei der WM die 14 Startplätze sichern.“ Lediglich im Sprint
der Männer hat der BDR schon einen Platz im olympischen Turnier sicher.
Dafür sorgte René Wolff mit seinem zweiten Platz im
Sprint-Gesamtweltcup. Er wird zusammen mit Jens Fiedler und Jan van
Eijden auch bei der WM im Sprint starten. Bundestrainer Detlef Uibel
erwartet von Doppel-Olympiasieger Jens Fiedler viel: „Auch wenn sein
Hauptaugenmerk den Olympischen Spielen gilt, ist er bereits sehr gut in
Form. Ich hoffe, er kann sich im Wettkampf noch ein wenig steigern“,
sagt der Cottbuser. Fiedler soll neben dem Teamsprint-Wettkampf das
Sprint- und das Keirin-Turnier bestreiten.
Seit gestern ist die BDR-Mannschaft komplett in Melbourne versammelt und
absolviert den letzten Teil der WM-Vorbereitung im australischen
Spätherbst bei 13 bis 15 Grad und Regen. „Natürlich muss man sich erst
mal anpassen, aber das ist kein Problem“, erklärt Uibel. Als letzte
Athletin ist Hanka Kupfernagel zum Team gestoßen. Sie will sich in
Melbourne für einen Olympiastart auf der Bahn qualifizieren. Die
Werderanerin hatte bis zum Wochenanfang mit Straßenkilometern in der
Tour de l’Aude an ihrer Ausdauer gefeilt und dabei auf der dritten
Etappe den zweiten Platz belegt. In Melbourne muss sie unter die ersten
Zehn in der 3000-Meter-Einerverfolgung kommen, um sich den Startplatz
für Athen zu sichern.
Eine schwere Aufgabe wartet bei der WM auf die beiden deutschen
Sprinterinnen. Katrin Meinke und Susan Panzer müssen im Sprint einen
Platz unter den ersten Zehn erkämpfen, damit der BDR eine
Kurzzeit-Fahrerin nach Athen schicken darf. „Das wird sehr schwer“, ist
Detlef Uibel überzeugt. Nicht an den Start gehen wird Kathrin Freitag.
„Sie hat es beim Weltcup in Sydney verpasst, sich für die WM zu
qualifizieren und ist schon wieder in Deutschland“, erklärt Uibel.
Bei den Verfolgern von Bundestrainer Bernd Dittert lastet die Hauptlast
der Verantwortung für die Olympia-Startplätze auf dem Vierer. Das
Flagschiff des BDR muss unter die ersten Acht fahren, damit ein
deutscher Bahnvierer und ein Athlet in der Einerverfolgung bei Olympia
an den Start gehen kann. Zur Besetzung des Vierers werden
voraussichtlich die Olympiasieger Robert Bartko und Guido Fulst gehören.
Die beiden anderen Plätze werden mit Christian Lademann, Leif Lampater
oder Robert Bengsch besetzt.
Im Madison kämpft das deutsche Duo auch um den Olympia-Startplatz für
das Punktefahren. Wer bei der WM im Zweier-Mannschaftsfahren antreten
wird, ist indes noch nicht klar. In Frage kommen Sven Teutenberg, Guido
Fulst, Robert Bartko und Christian Lademann. „Die endgültige
Entscheidung, wer die WM-Rennen bestreitet, treffen wir in allen
Disziplinen erst 24 Stunden vor Wettkampfbeginn vor Ort in Melbourne“,
sagt Burckhard Bremer.