Bordeaux (dpa/rad-net) - Er stieß die Faust nach oben, über sein von Kampf und Erschöpfung gezeichnetes Gesicht huschte ein befreites Lächeln: Robert Bartko ist wieder der «König der Verfolger».
Nur einen Tag nach der Geburt seines zweiten Sohnes raste der Potsdamer bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Bordeaux zum Titel über 4000 Meter. In einem packenden Endlauf besiegte der Doppel-Olympiasieger von Sydney den Niederländer Jens Mouris vom Stolberger Team regiostrom-Senges um gut eine Sekunde und wiederholte damit seinen Erfolg aus dem Vorjahr. «Hoffentlich ist Felix jetzt nicht sauer, dass ich eine Goldmedaille für Moritz als Einstiegsgeschenk auf dieser Welt geholt habe», sagte Bartko in Gedanken Blick an seine beiden Jungs.
Bei der Siegerehrung, als ihm zum zweiten Mal hintereinander das Regenbogentrikot übergestreift wurde, lächelte Bartko fast selig. «Den Titel zu verteidigen, ist etwas ganz Besonderes. Jetzt kann ich auch damit umgehen», bekannte der 30 Jahre alte ehemalige Rabobank- Profi.
Mit seinem Sieg bescherte er dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die erste Medaille. Im Keirin verpasste Sprint-Weltmeister Rene Wolff (Erfurt) das Finale und wurde als Fünfter des B-Endlaufes insgesamt Elfter. Weltmeister wurde in überlegener Manier der Niederländer Theo Bos. In der gleichen Disziplin der Frauen schied Dana Glöß (Berlin) im Viertelfinale gegen Zeitfahr- Weltmeisterin Natallia Zylinskaja (Weißrussland) aus.
Elke Gebhardt (Eichstetten) wurde mit fünf Zählern Zwölfte des Punktefahrens. Die Italienerin Vera Carrara verteidigte nach 25 Kilometern in einem Herzschlagfinale mit 35 Punkten ihren im Vorjahr in Los Angeles gewonnenen Titel vor der punktgleichen Olga Sljussarewa (Russland).
Bartko lieferte in der 4000-m-Einzelverfolgung ein taktisches Meisterstück ab. Mit aller Routine ließ sich der Potsdamer nicht vom hohen Anfangstempo des Niederländers irritieren. «Eine super Leistung», sagte Bundestrainer Bernd Dittert, «wir wussten, dass der Niederländer den zweiten und dritten Kilometer stark ist.» Zeitweilig lag Bartko knapp eine Sekunde hinter dem Weltcup-Gewinner zurück und fuhr seinem Kontrahenten auch vier Runden vor Schluss noch 0,8 Sekunden hinterher.
Doch dann drehte der Doppel-Olympiasieger von Sydney auf. Mit jeder Zeitmessung rückte er an den Niederländer heran und hatte vor den letzten 250 Metern schon einen Vorsprung von rund 0,2 Sekunden herausgefahren. «In den vielen Jahren, die ich dabei bin, habe ich gelernt, dass erst im Ziel Schluss ist. Auch bei vier Kilometern zählt die Erfahrung», sagte Bartko selbstbewusst.