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Ullrich, Kessler, Winokourow und Sevilla (l-r) beim Teamzeitfahren.
06.07.2005 11:40
T-Mobile kämpft sich aus Stimmungstief

Blois (dpa) - Der Rückstand auf Lance Armstrong wächst zwar weiter an, doch die Zweifel an der eigenen Form schwinden. Der dritte Platz beim Mannschaftzeitfahren von Tours nach Blois verhalf dem T-Mobile-Team um Kapitän Jan Ullrich aus dem Stimmungstief.

Nur vier Tage nach dem enttäuschenden Einzelzeitfahren zum Auftakt der Tour de France hatte Mario Kummer endlich Grund zur Zufriedenheit. Sichtlich erleichtert sprach der Sportliche Leiter von einer Trendwende: «Die Mannschaft hat sich zusammengerauft und eine Jetzt-erst-recht-Mentalität gezeigt. Das wird ihr Auftrieb geben.»

Der Schreck über den Trainingssturz von Ullrich und den schlechten Tour-Start scheint überwunden zu sein. Der von vielen bereits nach der ersten Etappe abgeschriebene Gesamtsieger von 1997 trieb sein Team zum besten Ergebnis seit der Wiedereinführung des Wettbewerbs im Jahr 2000. Dass sein langjähriger Widersacher Armstrong am Ende der 4. Etappe erstmals das Gelbe Trikot überstreifte und seinen Vorsprung auf 1:36 Minuten ausbaute, konnte Ullrich deshalb nicht schocken. Kaum im Ziel wirkte er kämpferischer denn je: «Es wird zwar eine Narbe bleiben, aber meine Wunden sind fast verheilt. Es läuft von Tag zu Tag besser.»

Nicht nur Ullrich schöpfte neuen Mut. Auch der bisher formschwache Andreas Klöden, bisher 28. der Gesamtwertung, wähnt sich auf einem besseren Weg. «Wir sind noch immer angriffslustig und lassen uns die gute Stimmung nicht verderben», sagte er in Bezug auf die Kritik in der Heimat. Das beachtliche Team-Ergebnis wertete auch Manager Olaf Ludwig als Indiz dafür, dass die negativen Schlagzeilen der vergangenen Tage überzogen waren. «Diesen dritten Platz hatte uns nach dem vorigen Samstag wohl niemand mehr zugetraut», kommentierte er trotzig.

Noch rechnen sich Ullrich und Co. Chancen aus, die Alleinherrschaft von Armstrong zu brechen. Aus gutem Grund: Wie schnell den Träger des Gelben Trikots das Glück verlassen kann, bekam David Zabriskie zu spüren. Der in der Gesamtwertung bisher Führende stürzte kurz vor dem Ziel und brachte sein Team CSC damit um den Sieg gegen die nur zwei Sekunden schnellere Mannschaft Discovery Channel. Mit großflächigen Schürfwunden und schmerzenden Rippen quälte sich Zabriskie ins Ziel. Teamgefährte Jens Voigt (Berlin) schwante Stunden später wenig Gutes: «Es geht ihm schlecht. Nun muss er versuchen, die nächsten drei, vier Tage irgendwie zu überstehen.»

Der Sturz seines Landmannes brachte auch Armstrong ins Grübeln. Zwar strotzt er weiterhin vor Selbstvertrauen, schlug aber nachdenkliche Töne an. «Natürlich bin ich nervös und voller Zweifel - so wie sich das für einen Sportler gehört. Für mich ist es besser, nervös und hungrig zu bleiben», sagte der sechsmalige Gesamtsieger. Auf den Flachetappen der kommenden Tage, in denen die Tour auch nach Deutschland führt, will er sich in erster Linie sicher durch das nervöse Fahrerfeld bewegen. An eine Verteidigung der Spitzenposition verschwendet Johan Bruyneel, Sportlicher Leiter bei Discovery Channel, vorerst keinen Gedanken: «Okay, wir haben das Gelbe Trikot. Aber unser Ziel bleibt, es in Paris zu haben. Wenn sich jemand in den nächsten Tagen das Trikot holen will, dann ist das halt so.»


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