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Jan Ullrich schaut am Start zum Grand Prix Schwarzwald auf sein Rad.
05.06.2005 12:38
Ullrich bei Tour-Vorbereitung im Zwiespalt

Triberg (dpa) - Lance Armstrong scheint im Moment gegen Jan Ullrich nur mit Hilfe vieler PS eine Chance zu haben.

«Auf einem Pyrenäen-Pass ist er in seinem Teamwagen an mir vorbeigerauscht», witzelte Ullrich im deutschen Kuckucksuhren-Zentrum Triberg nach der Rückkehr von seiner Inspektions-Reise aus Südfrankreich. Dort wäre er im Tour-Training fast über den Rekordsieger gestolpert. Im Schwarzwald hatte der T-Mobile-Kapitän nach seinem verpassten ersten Saisonsieg, der ihm knapp vier Wochen vor Beginn der Tour de France zu einem Motivationsschub verhelfen sollte, allerdings nicht mehr ganz so gute Laune.

«Nach 10 000 Höhenmetern in den Pyrenäen war ich noch ein bisschen müde», entschuldigte sich Ullrich beim Grand Prix Schwarzwald nach seinem fünften Platz mit 3:42 Minuten Rückstand auf den Solosieger Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner. «Für mich war es unmöglich, alleine hinter den Ausreißern herzufahren. Alle klebten an meinem Hinterrad», sagte Ullrich, der aber wenigstens mit seiner Formkurve zufrieden war: «Sie zeigt nach oben, auch wenn sie noch ausbaufähig ist». Zum Beispiel müssten noch «ein bis zwei Kilo runter». Der prominente Arbeitskollege sei «noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte», sagte Wegmann über Ullrich, der am Vortag bei der Einschätzung der näheren Zukunft noch optimistischer wirkte.

Im Hinblick auf seinen achten Tourstart wähnte sich Ullrich voll im Plan. Nach seinem Pyrenäen-Ausflug wirkte er mit fast schon ausgezehrten Wangen rank und schlank: «Ich bin viel weiter als im Jahr zuvor, vom Umfang habe ich ein bisschen mehr trainiert als sonst. Ich bin optimistisch für die Tour. Jetzt fehlt nur noch der Feinschliff, um mit 95 Prozent meiner Kapazitäten am Start zu stehen. Ich hoffe dann in der zweiten Tour-Woche, wenn die Entscheidung naht, mein volles Potenzial zu haben». Die Trennung von Freundin und Kind belaste ihn zwar, «schließlich war ich mit Gaby elf Jahre zusammen, aber ich versuche, mich 100 Prozent auf den Sport zu konzentrieren.»

Im fünften Anlauf gegen den Texaner hat Ullrich diesmal die letzte Chance, Armstrong zu bezwingen, der seinen Rücktritt für den Nachmittag des 24. Juli ankündigte. «Als Sportler habe ich den besonderen Ehrgeiz, die Tour noch unbedingt einmal gegen Lance zu gewinnen. Aber auch bei einem Tour-Sieg ohne Lance würde zehn Jahre danach keiner mehr fragen», sagte Ullrich, der den sechsfachen Rekordsieger bei dessen Finale «richtig stark» erwartet: «Er hat sich weit weg von allen in Ruhe vorbereitet.»

Daneben rechnet Ullrich bei der Tour vor allem mit dem Spanier Iban Mayo, «der sich anders als sonst im Frühjahr bisher sehr zurückgehalten hat», was auf Konzentration für den Saisonhöhepunkt deute. Auch die Italiener Ivan Basso und Damiano Cunego schätzt Ullrich als Tour-Konkurrenten stark ein. Allerdings gibt es aus dem Team um Cunego Informationen, dass des Giro-Gewinners von 2004 auf sein geplantes Debüt in Frankreich verzichten wird.

Den von vielen Fachleuten als Geheimtipp gehandelten Alexander Winokurow rechnet Ullrich nicht zu den Kontrahenten, sondern in erster Linie natürlich zu seinen loyalen Unterstützern im Team. Auch wenn sich der Ullrich-Vertraute Rudy Pevenage Konstellationen vorstellen könnte, in denen der Kasache seine eigene Chance suchen könnte. Ähnlich wie für Ullrich geht es für den 51-jährigen Belgier bei der kommenden Tour um besonders viel: «Mein Vertrag als persönlicher Betreuer läuft Ende der Saison aus.»


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