Berlin (dpa) - Jan Ullrich wird seinen Trainings-Fahrplan im Hinblick auf die kommende Tour de France ändern. Anders als in den vergangenen beiden Jahren schlägt der 30-Jährige im Dezember wieder ein Trainingslager in Südafrika auf.
«Er fährt in der übernächsten Woche und trainiert dort zusammen mit Andreas Klöden, Matthias Kessler und seinen ehemaligen Team-Kollegen Danilo Hondo und Jens Heppner», erklärte Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage, der in der kommenden Saison - offenbar ohne Widerspruch des mit ihm zerstrittenen Team-Managers Walter Godefroot - wieder näher an das T- Mobile-Team rückt.
Wenn seine Familie nachkommen kann, will Ullrich laut Pevenage Weihnachten in Südafrika verbringen. Im Januar soll er gemeinsam mit seinem Team auf Mallorca trainieren, im Februar holt er sich nach den augenblicklichen Planungen in der Toskana den letzten Schliff für die ersten Rennen. Nach Pevenages Worten trainiert Ullrich zur Zeit nach der Rückkehr aus seinem Urlaub an seinem Wohnort in der Schweiz, «meist in seiner Höhenkammer im Haus».
Spitzfindigkeiten, ob Pevenage in den Vorbereitungs-Rennen bis zur Tour oder auch während der Tour bei den Zeitfahren wieder im T- Mobile-Begleitwagen sitzen darf, misst Godefroot keine Bedeutung bei. «Das Thema Pevenage ist nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass es im Team optimal läuft. Dafür wollen wir alles unternehmen», sagte der 61-jährige Belgier. 2006 übergibt er seinen Posten an Olaf Ludwig und spätestens dann dürfte Pevenage auch wieder Team-Chef-Status erlangen.
Vor Wochen hatte Godefroot in einem Interview erklärt, er sehe für seinen ehemaligen Kollegen keinen Platz im Begleitwagen. Nach der nicht optimal verlaufenen Tour 2004 hatte Ullrich allerdings auf alte Rechte Pevenages bei der Betreuung gepocht und sich offensichtlich durchgesetzt. Doch trotz des Entgegenkommens bleibt vorerst klar, dass Pevenage «nicht im Team angestellt» ist, wie der Sprecher und neue Co-Manager Ludwig noch ein Mal festhielt. Das T-Mobile-Teamtreffen in Amsterdam wird Gelegenheit bieten, organisatorische Dinge hinter den Kulissen zu regeln.
Pevenage, der bei Godefroot wegen seines abrupten Abgangs aus dem damaligen Telekom-Team 2002 in Ungnade fiel, glaubt nach wie vor an Ullrich und seine Fähigkeiten, die Tour de France nach 1997 ein zweites Mal gewinnen zu können - mit oder ohne den sechsfachen Rekordsieger Lance Armstrong als Gegner. «Wenn er top-vorbereitet am Start steht und von Krankheiten und Stürzen verschont bleibt, hat er das noch drin» sagte Pevenage, der nicht damit rechnet, dass Armstrong 2005 seinen siebenten Sieg in Folge anpeilen wird: «Ich glaube, er startet nicht.»
Der Texaner lässt seine Tour-Teilnahme weiter offen. Vieles deutet allerdings darauf hin, dass er im kommenden Jahr sein besonderes Augenmerk auf die Frühjahrs-Klassiker und die eventuelle Verbesserung des Stunden-Weltrekordes richten wird.