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Jens Voigt (r) hat auf der 15. Etappe auch für Lance Armstrong Tempo gemacht.
22.07.2004 10:36
Voigt: «Ich hätte vom Rad steigen und heulen können»

dpa: Nach dem Einzelfahren hinauf nach L'Alpe d'Huez haben Sie in einem Fernsehinterview mächtig Dampf angelassen. Warum?

Voigt: «Ich bin auf der Strecke als Vaterlandsverräter beschimpft worden. Das war offene Feindschaft. Ich hätte absteigen und heulen können. Es geht hier nicht um Staatspolitik oder um Krieg. Es geht doch nur um Sport. Ich habe immer versucht, gerade durchs Leben zu gehen. Die unberechtigte Kritik hat mich sehr getroffen.»

dpa: Einige deutsche Fans werfen Ihnen vor, bei der Etappe am Dienstag die Hauptarbeit geleistet und damit zum Scheitern des Angriffs von Jan Ullrich beigetragen zu haben.

Voigt: «Es ist so sicher wie eins und eins zwei ist, dass ich für meinen Kapitän Ivan Basso fahren muss. Natürlich hat es mir das Herz gebrochen, hinter Jan herzufahren. Ich will doch auch lieber Jan als Lance die Tour gewinnen sehen. Aber das ist nun Mal mein Job. Wenn ich nicht hintergefahren wäre, wäre die Tour jetzt für mich zu Ende und ich säße im Flugzeug auf dem Weg zurück nach Haus, weil ich meinen Vertrag nicht erfüllt hätte.»

dpa: Aber fährt man eine solche Attacke nicht nur dann, wenn man das Gelbe Trikot erobern, verteidigen oder einen Etappenesieg will?

Voigt: «Wer sagt denn, dass man bei der Tour nicht auch um einen zweiten Platz kämpft. Der zweite Platz von Basso hinter Armstrong ist doch eine großartige Geschichte für uns.»

dpa: Welchen Anteil hat die Fernsehberichterstattung an dieser Entwicklung. Sie werfen der ARD Rufschädigung vor.

Voigt: «Das war sicher der Auslöser für die Hexenjagd. ARD und T-Mobile, das ist ein bisschen eng. Es ist das erste Mal, dass ich von den Fans so beschimpft wurde. Deshalb bin ich ja so sauer.»

dpa: Hat Ihr Verhältnis zu Jan Ullrich darunter gelitten. Haben Sie schon mit ihm gesprochen?

Voigt: «Nein. Aber ich denke, er ist Profi genug, das zu verstehen. Ich habe mit dazu beigetragen, dass er 2000 in Sydney Olympiasieger geworden ist. Und ich werde auch in Athen für ihn sterben. Am Dienstag hat mich Andreas Klöden sieben Kilometer vor dem Ziel gefragt, ob ich noch Wasser für ihn habe. Ich habe es ihm gegeben. 'Du bist ein echter Kumpel', hat Andreas da gesagt.»

dpa: Ihr Vertrag bei CSC läuft aus. Was werden Sie dem CSC-Manager Bjarne Riis antworten, wenn er mit Ihnen verlängern will?

Voigt: «Ich werde ihn fragen, ob ich mit der Unterschrift auch die dänische Staatsbürgerschaft annehmen kann. Aber Scherz beiseite. Ich wäre gut beraten, zu verlängern. Wir haben ein starkes Team.»

Heinz Büse/Andreas Zellmer, dpa


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