Limoges (dpa) - Rolf Aldag fährt und leidet. Seit sieben Tagen plagen Aldag bei seiner zehnten Tour nach seinem schweren Sturz auf der Kopfsteinpflaster-Etappe nach Wasquehal verschiedene Prellungen, fast gleichmäßig über den gesamten Körper verteilt.
«Der Ruhetag in Limoges kam gerade recht, vielleicht wird es besser», hoffte der 35-jährige T-Mobile-Routinier, der fast wie eine Mumie in Verbände gehüllt ist, für die Fortsetzung der 91. Tour de France.
«Am schlimmsten ist die Rippenprellung, dort, wo das Mini-Mikrofon der Funkverbindung beim Fahren saß», erklärte der lange Westfale, den der Spanier Carlos Sastre an einer Verkehrsinsel unabsichtlich über den Haufen fuhr. Bisher beendete Aldag, sowohl von seinem Freund Erik Zabel als Helfer im Gewühl von Massensprints geschätzt als auch wichtiger Wegbereiter für Jan Ullrich auf langen Flach-Passagen, nur eine Tour nicht: «Nur bei der ersten 1992 musste ich mit einer Magen- und Darminfektion aufgeben.»
Leiden und deren Überwindung gehört zu seinem Berufsbild. Aldag kann auf besondere Erfahrungen auf diesem Gebiet zurückblicken: 1998 fuhr er die Tour mit einer Schraube im Oberschenkel, nachdem er im Januar davor beim Training mit einem Auto zusammengestoßen war. Vor zwei Jahren quälte sich der nimmermüde Kämpfer mit einem Rippenbruch durch Frankreich. 2003, als er sogar einen Tag das Bergtrikot trug, bleibt im als ziemlich ereignislose Tour im Gedächtnis, was seine Krankenakte betrifft. Vor einem Jahr machte ihm eine schwere Bronchitis zu schaffen.
«Höllentour» - der Titel des Films des preisgekrönten Regisseurs Pepe Dankwart, der vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt in die Kinos kam, ist zum Teil auch auf Aldag gemünzt. Zusammen mit Zabel zählt der 1,93 m große T-Mobile-Routinier zu den Hauptdarstellern des Dokumentarstreifens. «Rolf ist aus dem Team nicht wegzudenken. Von Mailand-San-Remo im März bis zur Lombardei-Rundfahrt im Oktober ist er immer einsetzbar und gehört mit seiner Opferbereitschaft und Loyalität zu einer langsam aussterbenden Spezies von Radprofis», urteilte Ex-Fahrer und Teamsprecher Olaf Ludwig, der mit Aldag noch zusammen fuhr.
Die Belohnung für seinen gnadenlosen Einsatz fiel bisher eher mager aus: 2000 «schenkte» ihm die Mannschaft den deutschen Meistertitel, ein Jahr davor gewann er die Bayern-Rundfahrt, zwei Mal war er in Sichtweite des Gelben Trikots, zwei Mal stand er kurz vor einem Etappensieg. Sein Erfolg rechnet sich in anderen Maßstäben.