Paris (dpa) - Der fünffache Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong muss sich wieder Doping-Vorwürfen erwehren. In der französischen Wochenzeitschrift «L'Express» sollen Auszüge aus einem Buch erscheinen, das unter dem Titel «L.A. Confidential - Die Geheimnisse des Lance Armstrong» über angebliche Doping-Praktiken des Texaners berichtet.
Als Kronzeugin für die Vorwürfe zitieren die Journalisten Pierre Ballester und David Walsh nach französischen Medienberichten die ehemalige Physiotherapeutin in Armstrongs US Postal-Team.
Emma O'Reilly, die drei Jahre bei US Postal arbeitete, berichtete, dass sie von Armstrong während der Holland-Tour 1998 den Auftrag erhalten hatte, einen Plastik-Sack mit leeren Spritzen zu entsorgen. Der Amerikaner war damals nach der Überwindung seiner Hodenkrebs-Erkrankung gerade wieder in den Rennbetrieb eingestiegen. Im Mai 1999 bei einem Trainingsaufenthalt in den Pyrenäen hätte O'Reilly von dem Seriensieger den Auftrag erhalten, ein Tabletten-Röhrchen zu besorgen. Aus Gesprächen mit Armstrong während der Dauphiné-Rundfahrt 1999 sei laut O'Reilly hervor gegangen, dass er das verbotene Blut-Doping-Mittel EPO verwendete.
Armstrong war bisher bei einer Doping-Kontrolle bei der Tour de France 1999 mit positiven Cortekoid-Werten aufgefallen. Der Internationale Radsport-Verband UCI hatte ihn aber nicht belangt, weil das verbotene Präparat Bestandteil einer «harmlosen» Salbe gegen Sitzbeschwerden war. Laut UCI hatte Armstrong nur vergessen, die Anwendung des offiziell verschriebenen Medikaments vorher anzuzeigen.
Das noch nicht veröffentlichte Buch soll außerdem die Verbindungen zwischen Armstrong und dem umstrittenen Mediziner und Trainings- Methodiker Michele Ferrari aufzeigen. Der Italiener wurde kürzlich bei einem Doping-Prozess in seinem Heimatland nur freigesprochen, weil seine Verstöße gegen das strenge italienische Anti-Doping-Gesetz vor in Kraft treten der Bestimmungen begangen worden waren. Der Journalist Walsh hatte die Zusammenarbeit zwischen beiden vor drei Jahren aufgedeckt.