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Jan Ullrich (M) fährt zwischen seinen Teamkollegen Aldag (r) und Kessler.
04.06.2004 10:29
T-Mobile bei der Deutschland-Tour bisher ohne Erfolg

Kulmbach (dpa) - Der Platzhirsch lahmt. Die Mannschaft mit dem größten Etat, den höchsten Erwartungen und den teuersten Fahrern steht bei der Deutschland-Tour bisher mit leeren Händen da.

Obwohl Team-Manager Walter Godefroot die Fahrt von Karlsruhe nach Leipzig zur Chefsache und zur «wichtigsten Rundfahrt nach der Tour de France» erklärte, tritt T-Mobile auf der Stelle. Im nationalen Prestige-Kampf hat das Gerolsteiner-Team, in diesem Frühjahr ohnehin besser aufgelegt als der eigentliche Branchenführer aus Bonn, die Nase vorn.

Michael Rich gewann das Zeitfahren zum Auftakt und trug einen Tag das Gelbe Trikot. T-Mobile hat dagegen nur die unerwartet starke Vorstellung des Kapitäns Jan Ullrich nach fünfwöchiger Trainings- Klausur zu bieten. Damit tröstet sich auch Teamchef Mario Kummer, dem es nicht so leicht fällt, zu begründen, warum er nach den ersten vier Tagen ohne Etappensieg und Führung in einer Wertung «einerseits zufrieden» ist.

Er will das Kunststück fertig bringen, auf den bisher drittplatzierten Ullrich «null Druck» auszuüben. Gleichzeitig geht es laut Kummer darum, «nichts zu verschenken». Also lastet auf dem Olympiasieger, der die Deutschland-Tour eigentlich nur als Sprungbrett für die in einem Monat beginnende Tour de France nutzen wollte, unerwartet viel Verantwortung. Aber er stellt sich der Situation.

«Einen dritten Platz verschenkt man nicht. Bei der schweren Berg-Etappe nach Oberwiesenthal am Samstag werde ich noch Mal um alles kämpfen», sagte Ullrich, der vor der 5. Etappe nur 18 Sekunden hinter dem Überraschungs-Spitzenreiter Patrik Sinkewitz aus Fulda liegt. Sein persönliches Fazit fällt nach Platz zwei im Zeitfahren und mit der Tuchfühlung zum Gelben Trikot «sehr gut» aus. «Für die Tour de France habe ich ein gutes Gefühl», sagte der T-Mobile-Kapitän.

Erkennbar unglücklich im T-Mobile-Lager schien Erik Zabel zu sein, der zum Monatsbeginn wieder an die Spitze der Weltrangliste gerutscht war. In den bisherigen beiden Massensprints hatte er keine Chance. Im Ziel der 4. Etappe in Landshut war er so unglücklich eingeklemmt, dass er sogar nur 20. wurde. «Ich kann mich nicht erinnern, in einem Massensprint jemals solch einen Platz belegt zu haben. Diese blamable Platzierung nehme ich auf meine Kappe», meinte Zabel, der in den vergangenen fünf Jahren auf 12 Etappensiege bei der Deutschland-Tour zurückblicken kann.

Ihm fehle irgendwie die Frische, bekannte der ehrgeizige Berliner, dessen unglückliche Niederlage in San Remo vom März noch immer tief sitzt und ihn «wohl nie wieder verlassen wird». Im ersten Weltcup-Rennen schien er den fünften Sieg in der Tasche zu haben und jubelte zu früh. Oscar Freire nutzte den Sekundenbruchteil der verfrühten Euphorie und schnappte Zabel den Sieg weg. «2004 ist ein komisches Jahr für mich», sagte der in seiner Karriere 190 Mal erfolgreiche Profi aus Unna, der in dieser Saison sechs Siege feierte.

Ein wenig niedergeschlagen gab Zabel, sechsfacher Gewinner des Grünen Trikots und zwölffacher Etappengewinner in Frankreich, in Bad Göggingen im Mannschafts-Quartier Ausblick auf die Tour: «Wunderdinge sind von mir nicht zu erwarten.» Aber vielleicht stapelt er schon ein wenig tief, denn im nächsten Atemzug sagte er: «Optimal wäre die Situation der Vuelta 2003: Petacchi gewinnt fünf Etappen und ich zwei und das Punkte-Trikot.»


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