Paris (dpa) - Die seit Januar in Frankreich schwelende Doping-Krise um das Cofidis-Team hat sich dramatisch zugespitzt.
Die «L'Equipe» zitierte aus einem 3000-Seiten-Dossier des Untersuchungsrichters, in dem der Cofidis-Arzt Jean-Jacques Menuet, der Mediziner des französischen Verbandes, Armand Mégret, und weitere Personen schwer belastet werden. Das französische Profi-Team forderte einen sofortigen Verkaufsstopp der Sportzeitung und kündigte weitere juristische Schritte an. Auch Zeitfahr-Weltmeister David Millar (Schottland) wird nun des Dopings verdächtigt.
In der Cofidis-Affäre wurden bisher acht Personen unter Anklage gestellt, darunter die in Frankreich prominenten Philippe Gaumont und Cedric Vasseur, ehemaliger Träger des Gelben Trikots bei der Tour de France. Der im Februar von seinem Team suspendierte Gaumont klagte in seinem umfassenden Geständnis den Teamarzt an, Doping geduldet und zum Teil unterstützt zu haben. Der Cofidis-Arzt Menuet, der Fahrern Spritzen mit Wachstumshormonen und Cortison gegeben haben soll, betreut auch französische Leichtathleten.
Schatten fielen bei der Auswertung des Dossiers auch zum ersten Mal auf den für Cofidis fahrenden Millar, der bei der vergangenen Tour das abschließende Zeitfahren in Nantes gewonnen hatte. Gaumont sei angehalten worden, der speziellen «Millar-Präparation» vor Zeitfahren zu folgen und die gleichen Medikamente zu benutzen. «Nach Millars Aufforderung hat mir Menuet eine Spritze gegeben», hatte Gaumont vor dem Richter Richard Pallain ausgesagt.
In dem Dossier ist von den gleichen verbotenen Präparaten die Rede, die zum Teil in Haarproben von Vasseur und Gaumont nachgewiesen wurden, und von denen auch der spanische «Kelme»-Fahrer Jésus Manzano in seinem viel beachteten Doping-Geständnis in der spanischen Zeitung «As» gesprochen hatte: EPO, Kokain, Testosterone, Wachstumshormone und das offensichtlich vor Zeitfahren angewandte Actovegin. Das auf der Dopingliste stehende Rheumamittel soll Gaumont nach eigenen Angaben in Deutschland verschrieben bekommen haben.
Die Gerichte werden erst 13. April im Rechtsstreit zwischen «L'Equipe» und Cofidis entscheiden. Da ein Verkaufsverbot nicht durchzusetzen ist, soll eine Strafe pro verkauftes Exemplar verlangt werden. Der Rennstall monierte, dass in der Öffentlichkeit aus geheimen Justiz-Papieren zitiert wurde, und das Ergebnisse der Haar-Untersuchungen Vasseurs ohne die Ergebnisse der laufenden Gegenanalyse verbreitet wurden.
Der frühere Cofidis-Betreuer Bogdan Madejak ist unterdessen wieder auf freiem Fuß. Dem in Polen geborenen Franzosen wird illegaler Handel mit Medikamenten vorgeworfen. Madejak steht im Verdacht, als Drahtzieher eines Dopingrings gewirkt zu haben.