Murcia (dpa) - Jan Ullrich steht auf dem Weg zu seinem geplanten zweiten Sieg bei der Tour de France nach 1997 noch viel Arbeit bevor.
Bei der mit dem Gesamterfolg von Vize-Weltmeister Alejandro Valverde (Spanien) zu Ende gegangenen Murcia-Rundfahrt versteckte sich der Olympiasieger und spulte Trainingskilometer herunter. Zwar erklärten Ullrich und der im Gesamtklassement über 18 Minuten vor ihm liegende Lance Armstrong, dass die jetzigen Leistungen keinen Rückschluss auf die Tour-Form im Juli zulassen. Die Bilanz der fünf Tage für den T-Mobile-Kapitän heißt aber, dass es für ihn im Zeitfahren (1:06 Minuten hinter Armstrong) und auf schweren Bergpassagen (9:35 Rückstand auf der Königsetappe) Nachholbedarf gibt. Sein Team-Kollege Erik Zabel (Unna) belegte auf der letzten Etappe nach 133 km Rang zwei hinter dem Brasilianer André Pagliarini.
Alles sei bisher «fast nach Wunsch» gelaufen, stellte Ullrich auf seiner Homepage fest. «Ich mache mir über meine Abstände zu Lance keinen Kopf. Ich beginne jetzt zum ersten Mal nach einem halben Jahr wieder schnell zu fahren. Bisher habe ich die Grundlagen über viele Kilometer auf dem Rad geschaffen. Meine Lungen und meine Muskulatur sind es gar nicht gewohnt, in die Sauerstoffschuld zu gehen. Das zu trainieren, fällt in einem Rennen leichter. Unter diesem Aspekt sind meine Ergebnisse hier zu werten», erklärte Ullrich. «Er fuhr so, wie wir das erwatet haben. Dass er jetzt noch nicht die Form für einen Toursieg hat, ist ja klar», sagte Teamchef Mario Kummer.
«Bis zu den letzten fünf Kilometern war ich im Hauptfeld, dann habe ich die Schnelleren ziehen lassen - ich habe heute sehr gelitten», erklärte der fünffache Toursieger Armstrong, der vor drei Wochen beim Zeitfahren der Algarve-Rundfahrt schon seinen ersten Saisonsieg verbuchen konnte und einen deutlichen Form-Vorsprung vor Ullrich hat. Auf der vom Italiener Danilo di Luca gewonnenen Königsetappe auf den Alto Collado Bermejo versuchte Armstrong laut Kummer auf Gesamtsieg zu fahren - auch deshalb der realtiv große Abstand zu Ullrich im Ziel.
«Auf dem letzten Anstieg hat Jan wie viele andere Tempo rausgenommen, er sollte sich nicht überfordern. Es ging nur darum, gesund durchzukommen und Rennkilometer zu sammeln», meinte Kummer. Bei der Schlussetappe erreichte Ullrich das Ziel im Hauptfeld und umfuhr einen Massensturz 1000 Meter vor der Ziellinie. Nun reist er zu einer weiteren Trainings-Einheit in die Toskana, danach soll Ullrich bei der Katalanischen Woche und bei der Sarthe-Rundfahrt starten.
Weltranglisten-Spitzenreiter Zabel ging zwar bei den Etappensiegen anders als im Vorjahr leer aus, bewies aber im Hinblick auf den Weltcup-Auftakt Mailand-San-Remo in 14 Tagen gute Form. Auf der Königsetappe, die dem verstorbenen Marco Pantani gewidmet war, nahm der gebürtige Berliner sogar Armstrong 3:06 Minuten ab und empfahl sich mit zwei zweiten Plätzen. Zabel startet zunächst bei Tirreno-Adriatico in seine Weltcup-Generalprobe.
