Paris (dpa) - Der Betreuer des Radrennstalls Cofidis, Bogdan Madejak, ist in Frankreich wegen illegalen Handels mit Medikamenten angeklagt worden. Bahn-Weltmeister Laurent Gané, Mitglied des in die Doping-Affäre verwickelten Teams, und der französische Sportminister reagierten schockiert auf die ersten Ergebnisse der Polizei-Ermittlungen.
«Es ist entwaffnend, dass trotz der ganzen Aufklärungsarbeit immer noch solche Affären zu Tage treten. Es gibt eine Kultur des Dopings im Radsport, und es dauert vermutlich eine oder zwei Generationen, bevor sich die Dinge wirklich ändern. Erst 1998 nach der Festina-Affäre hat der Kampf gegen Doping wirklich begonnen», sagte Jean-Francois Lamour der Pariser Zeitung «Le Figaro».
Die Polizei hatte am Tag zuvor fünf Personen unter Doping-Verdacht vorläufig festgenommen, die direkt oder indirekt mit Cofidis in Zusammenhang stehen. Als Schlüsselfigur gilt Madejak. Bei dem gebürtigen Polen mit französischem Pass hatte die Polizei verdächtige Unterlagen und Medikamente sichergestellt. Seine Frau, seine Tochter - eine Apothekerin - und der ehemalige Cofidis-Profi Marek Rutkiewicz sind dagegen unter Auflagen von der Polizei wieder entlassen worden.
Im Haus des ehemaligen Cofidis-Profis Robert Sassone, ein Freund Ganés, waren Amphetamine, Wachstums-Hormone und das Blut-Dopingmittel EPO gefunden worden. Er wird weiter festgehalten. Die Behörden in Frankreich kündigten an, im Zusammenhang mit ihren aktuellen Ermittlungen gegen weitere Personen aus der Profiszene im Radsport vorzugehen.
«Unser gesamtes Team ist angeschlagen, aber wir dürfen im Radsport nicht alle in einen Sack stecken», sagte Gané. Doping sei - nicht nur im Radsport - eher ein individuelles Problem. «Man braucht Stärke und Charakter, um 'Nein' zu sagen. Ich habe in meiner gesamten Karriere niemals gedopt», erklärte der sechsmalige Weltmeister und Olympiasieger.
Zeitfahr-Weltmeister David Millar (Schottland) und Straßen- Weltmeister Igor Astarloa sind neben Bahnfahrer Gané die Aushängeschilder des Cofidis-Teams, das seit 1997 existiert. Die Mannschaft trainiert zur Zeit in Calpe/Spanien und wurde dort auch von Madejak betreut, dem angeblichen Drahtzieher der Affäre.