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Miriam Welte führt das deutsche EM-Aufgebot auf der Bahn an. Foto: Archiv/Jens Büttner
26.07.2018 13:09
Bahn-EM: BDR mit bester Garde - Erste Olympia-Qualifikation

Glasgow (rad-net) - Zum ersten Mal in der Geschichte der Europameisterschaften im Radsport werden alle olympischen Disziplinen an einem Ort stattfinden. Radsport ist neben Schwimmen, Golf, Gymnastik, Rudern und Triathlon die sechste Sportart, die im Rahmen dieses Megaevents, der «European Championships», ausgetragen wird. Die Leichtathletik findet in Berlin statt. Die Europäische Fernsehunion EBU macht dieses Ereignis zum Highlight ihrer Berichterstattung im Jahr 2018, mit einem ähnlichen breiten Sendeangebot wie bei Olympischen Spielen.

30 Medaillen werden an zehn Wettkampftagen in den Disziplinen BMX, Bahn, Mountainbike- und Straßenrennsport vergeben. Mehr als 800 Athleten werden am Start sein.

Den Auftakt machen die Bahnradsportler. Die Bahn-Titelkämpfe finden vom 2. bis 7. August im Chris-Hoy-Velodrom statt, die Straßenrennen werden in der Innenstadt von Glasgow entschieden. Die MTB- und BMX-Wettkampfstätten liegen etwas außerhalb der Stadt.

Der Bund Deutscher Radfahrer reist mit 47 Athletinnen und Athleten nach Glasgow und drei Athleten, Lisa Brennauer, Charlotte Becker und Roger Kluge werden sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße starten.

Sprinter mit «bester Garde»
Nach Glasgow reisen die Bahnfahrer mit der «besten Garde» an, wie es Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel formuliert. «Diese EM ist die erste Qualifikation für die Olympischen Spiele und daher für uns eine große Verpflichtung», sagt Uibel, der die Olympia-Qualifikation so schnell wie möglich erfüllen möchte. «Wir hoffen in allen Disziplinen auf die maximale Punktzahl und richten nach der EM unseren Fokus auf den ersten Teil der Weltcup-Serie.»

Im Teamsprint der Männer hinkt der BDR hinter seinen eigenen Erwartungen zurück, was auch in den Ausfällen von Max Niederlag und Joachim Eilers bei der letzten Weltmeisterschaft begründet ist. Auch das Karriereende von Anfahrer René Enders hat eine Lücke gerissen. Doch es bieten sich neue junge Leute für diese Position an: Timo Bichler vom RV Dudenhofen zum Beispiel. Und Stefan Bötticher ist zurück. Der Sprint-Weltmeister von 2013 gewann im Juni den Sprint Grand Prix von Brünn. Außerdem fahren der routinierte und wieder genesene Joachim Eilers und der dreifache Deutsche Meister Maximilian Dörnbach, der 2013 schon als Juniorenfahrer in Glasgow erfolgreich war und damals den EM-Titel im 1000-Meter-Zeitfahren gewann.

Die verletzte Kristina Vogel wird in Glasgow schmerzlich fehlen. Nun bekommt die frischgebackene Deutsche Keirin-Meisterin Emma Hinze ihre Chance und wird neben Miriam Welte starten. «Mit Emma zu fahren ist neu. Aber wir haben uns gut zusammen gefunden und werden uns teuer verkaufen», sagt Welte, die viele Jahre gemeinsam mit Kristina Vogel im Teamsprint gestartet ist. «Es war immer unser gemeinsamer Traum, Europameister zu werden. Dass es diesmal wieder nicht klappt ist unter den bekannten Umständen extrem traurig», sagt Welte, deren Gedanken fast ständig um die verletzte Teamkollegin kreisen. «Aber wir müssen das hinkriegen, uns im Wettkampf zu konzentrieren.»

In ihrer Paradedisziplin, dem 500-Meter-Zeitfahren, hat sie hohe Ziele. «Ich stehe als Weltmeisterin am Start und möchte natürlich auch in Glasgow gewinnen», sagt die Pfälzerin und fügt an, nicht genau zu wissen, wie die Konkurrenz drauf ist, weil die letzten internationalen Vergleiche länger zurückliegen. «Die Zeiten der Russinnen bei deren Landesmeisterschaft waren aber schon sehr schnell.»

Für Sportdirektor Patrick Moster stehen diese Europameisterschaften nicht nur im Fokus der Olympiaqualifikation: «Es ist der erste große internationale Auftritt unserer Mannschaft seit Kristinas Unfall. Sie war bisher nicht nur unsere Leistungsträgerin, sondern auch eine große Führungspersönlichkeit. Sie wird fehlen», sagt Moster. «Aber wir müssen in Glasgow auch das Fundament für eine erfolgreiche Olympia-Qualifikation legen.» Medaillenvorgaben macht der Sportdirektor nicht. Es geht um ein gutes Abschneiden in der Breite.

Ausdauer-Bundestrainer Sven Meyer will genau wie Uibel «möglichst schnell die Olympia-Quali schaffen» und peilt mit dem Vierer eine Platzierung unter den ersten Sechs an. Bei den letzten Europameisterschaften in Berlin verpasste das BDR-Quartett als Vierter knapp einen Podiumsplatz. Im Aufgebot der Ausdauer-Mannschaft stehen Maximilian Beyer, Lucas Liß, Nils Schomber, Leon Rohde und Domenic Weinstein, die den Schwerpunkt auf den Vierer legen. Außerdem ist Roger Kluge nominiert, der in Glasgow zusammen mit Theo Reinhardt im Madison starten wird. Das Duo gewann in dieser Disziplin im März den WM-Titel und geht auch in Glasgow auf Medaillenjagd.

Im Frauen-Ausdauerbereich setzt Bundestrainer André Korff ebenfalls auf den Vierer. «Ohne das Sturzpech lagen wir bereits bei der letzten EM in Berlin auf Medaillenkurs», erinnert Korff an den starken Auftritt in der Hauptstadt. Lisa Brennauer war damals schon herausragend und hat ihre Form auf der Bahn weiter verbessert, was ihre DM-Ergebnisse bestätigen. In Dudenhofen wurde sie souveräne Meisterin in der Einerverfolgung, lag mir ihrer gefahrenen Zeit auf der Betonpiste nur zwei Sekunden über ihrer eigenen Bestmarke, die sie auf einer Holzbahn erzielte.

Brennauer war bereits 2010, bei der EM-Premiere in Pruszkow (Polen) erfolgreich und holte Bronze in der Mannschaftsverfolgung zusammen mit Madeleine Sandig und Verena Jooß. Im Jahr darauf belegte das BDR-Trio (damals starteten die Frauen noch mit drei Fahrerinnen) sogar Platz zwei. Diesmal hat Korff sechs Athletinnen nominiert, die alle Disziplinen im Ausdauerbereich besetzen sollen. Im letzten gemeinsamen Trainingslager in Frankfurt/Oder harmonierte die Mannschaft sehr gut. «Sie haben sehr effektiv gearbeitet», lobte Korff.

In Glasgow gehen für den BDR fünf Sportlerinnen an den Start, die schon Medaillen bei Europameisterschaften gewinnen konnten. Die erfolgreichste EM-Starterin ist Miriam Welte mit einmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze. Bei den Männern konnten sieben der nominierten Athleten schon Medaillen gewinnen. Erfolgreichster EM-Starter ist hier Joachim Eilers mit zweimal Gold, viermal Silber und einmal Bronze.

Seit Einführung der Bahn-Europameisterschaften in der Eliteklasse im Jahr 2010 konnte der BDR insgesamt 17 Gold-, 22 Silber- und 17 Bronzemedaillen gewinnen.

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