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Alexander Winokurow als Etappensieger der 9. Etappe.
17.07.2003 11:54
Winokurow mit neuem Stil beim Zeitfahren

Narbonne (dpa) - Die Hochrechnungen laufen. «Das Zeitfahren ist die Schlüsselstelle der Tour. Danach sehen wir, wie Armstrong wirklich drauf ist und ob er in den Pyrenäen angreifbar ist», sagte Telekom-Manager Walter Godefroot vor dem ersten Einzelzeitfahren der 90. Tour de France über 47 km von Gaillac nach Cap Découverte.

Die Favoriten für den Kampf gegen die Uhr sind der Träger des Gelben Trikots, Armstrong, und der zweifache Zeitfahr-Weltmeister Jan Ullrich, der sich mit Prognosen zurückhält: «Wenn es gut läuft, fahre ich am Freitag um den Sieg mit. Auf jeden Fall muss ich Zeit gegen die guten Bergfahrer wie Mayo gutmachen.» Vielleicht wacht auch noch Telekom-Neuling Santiago Botero (Kolumbien) auf, der Amstrong im ersten Tour-Zeitfahren des vergangenen Jahres bezwungen hatte.

Godefroots Tour-Überraschung Alexander Winokurow, vor dem Start der 11. Etappe am Donnerstag in Narbonne nur 21 Sekunden hinter Armstrong, will das Zeitfahren mit einem neuen Stil prägen: «Kraftvoll, ein bisschen eigenwillig, näher kann ich es nicht beschreiben», meinte der Olympia-Zweite aus Kasachstan, der sich beim Zeitfahren verbessert hat, was er zuletzt bei seinem Sieg bei der Tour de Suisse und bei der Deutschland-Rundfahrt unter Beweis stellen konnte.

Für sich selbst rechnet der kasachische Polizeioberst ehrenhalber mit einem Zeitverlust von etwa 1:30 Minuten auf Armstrong. Godefroot: «Das zeigt sein gesteigertes Selbstvertrauen. Normal wäre, wenn Winokurow auf Armstrong pro 10 km eine halbe Minute verliert.» Ein zweimaliges Höhentrainingslager im Februar und Mai auf Teneriffa und Tüfteleien an seiner Sitzposition im Windkanal bei Audi sollen Winokurow unter anderem das Rüstzeug für die entscheidenden Tour-Tage in Gaillac und auf den folgenden Pyrenäen-Etappen geben.

Der vierfache Tour-Sieger Armstrong, der vielen Beobachtern und Konkurrenten nicht mehr so unantastbar wie in den Vorjahren erscheint, muss nach seinem schwachen Prolog von Paris seine Karten auf den Tisch legen. Das Ass im Ärmel kann er sich für die Pyrenäen, wo er auf weitere Attacken des Basken Iban Mayo bei dessen «Heimspiel» und Winokurows gefasst sein muss, nicht mehr aufheben. «Wir haben alles unter Kontrolle. Lance hat eine gute Form, auch wenn er bisher nicht super war», schränkte US-Postal-Teamchef Johan Bruyneel bei seiner Halbzeitbilanz ein.

Den ersten Ruhetag verlebte Armstrong mit seiner Frau und den drei Kindern, die ihn in Montpellier besuchten. Die im vergangenen Jahr offiziell verkündete Trennung von seiner Frau Kristin ist offensichtlich wieder rückgängig gemacht. «Man hört da so einiges», meinte Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage vage und nährte Gerüchte, wonach es mit dem seelischen Gleichgewicht des Texaners nicht zum besten bestellt sei, was wahrscheinlich unter «psychologische Kriegsführung» abgehakt werden kann.


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