Saint-Dizier (dpa) - Der Sprint-Express um Alessandro Petacchi rollt bei der 90. Tour de France weiter einen Tick zu schnell für Erik Zabel. Dem deutschen Meister fehlten auch auf der 3. Etappe die entscheidenden Meter, um seinen insgesamt 13. Tagessieg herausfahren zu können.
Nach 167,5 km von Charleville-Mézières nach Saint Dizier holte sich Petacchi seinen zweiten Erfolg, nachdem der Italiener beim Giro d'Italia in diesem Jahr schon sechs Mal erfolgreich war. Neuer Spitzenreiter ist der Franzose Jean-Patrick Nazon, der dem Australier Bradley McGee das Gelbe Trikot abnahm.
Zabel blieb wie am Vortag Rang vier hinter den Ex-Weltmeistern Romans Vainsteins und Oscar Freire, nachdem er auf der ersten Etappe Platz drei belegt hatte. Tour-Debütant Olaf Pollack vom Team Gerolsteiner wurde in Saint-Dizier Siebter. «Zur Zeit gibt es für keinen ein Mittel, um an Petacchi vorbei zu kommen, wenn der vorne dabei ist. Sechs Etappensiege beim Giro: Das sagt alles», meinte Zabel. Auf die Frage, was der Landsmann des nicht zur Tour eingeladenen Weltmeisters Mario Cipollini besser gemacht habe, antwortete Zabel knapp: «Er ist einfach schneller gefahren.»
Überraschend kam der Wechsel an der Spitze der Gesamtwertung. Dank seiner Zeitgutschriften bei den Zwischensprints hat der 26-jährige Nazon acht Sekunden Vorsprung vor McGee, der seit dem Prolog in Paris geführt hatte. Einen Tag vor dem wichtigen Mannschaftszeitfahren erreichte Jan Ullrich mit dem Hauptfeld das Ziel und verlor keine Zeit auf seine Konkurrenten im Gesamtklassement. Ullrich ist jetzt Gesamtsechster.
Das Rennen der 22 Teams führt über 69 km von Joinville erneut nach Saint-Dizier. Dabei ist die wichtigste Passage mit dem einzigen Anstieg der Strecke gleich zu Beginn zu bewältigen. Ullrichs Team Bianchi darf dabei nicht zu viel Zeit auf das Team US Postal von Lance Armstrong einbüßen, das neben der spanischen Mannschaft Once als Favorit gilt. «Wir wären zufrieden, wenn es etwas besser als im Vorjahr läuft», sagte Zabel für das Team Telekom. Damals waren die Bonner Zwölfte geworden, 2:47 Minuten hinter Sieger Once.
Pech hatte erneut das Team Gerolsteiner. Der Österreicher René Haselbacher stürzte wenige Meter vor der Ziellinie, nachdem in der Nähe der Begrenzung der Australier Robbie McEwen gedrückt hatte. Er muss nun um seine weitere Tour-Teilnahme bangen. Zuvor war Pollack bereits zwei Mal zu Fall gekommen, auch Uwe Peschel landete schon auf dem Asphalt.
«Ich bin regelrecht in den Himmel aufgeschossen», sagte Haselbacher, nachdem er sich aufgerappelt hatte. «Mir tut der Ellbogen weh, und ich muss jetzt erst einmal darüber schlafen.» Sowohl der Tour-Arzt als auch der Mediziner des Gerolsteiner-Teams begutachteten Haselbacher, der Verletzungen an Beinen, Armen und Rücken erlitt. Vorjahressieger McEwen bleibt im Grünen Trikot des Punktbesten und führt die Wertung vor Zabel an, der sie sechs Mal in Serie gewonnen hatte.
Die Anwärter in der Gesamtwertung hielten sich im Osten Frankreichs erneut zurück. Der erste ernsthafte Fluchtversuch gelang auf der welligen Etappe mit nur einer Bergwertung der niedrigsten Kategorie Außenseiter Anthony Geslin. Der bei Kilometer 83 ausgerissene Franzose erarbeitete sich bis zu 3:15 Minuten Vorsprung, hatte aber ebenso keine Chance auf eine Soloankunft wie am Tag zuvor sein Landsmann Frédéric Finot.
Trotz seines Schlüsselbeinbruches stand auch der Amerikaner Tyler Hamilton wieder an der Startlinie. Der 32-Jährige hatte beim Massensturz am Sonntag in Meaux frühzeitig die Chance eingebüßt, Armstrong heraus zu fordern, fühlte sich aber etwas besser und plant, über das Mannschaftszeitfahren hinaus dabei zu bleiben.
Etwa 60 km vor dem Ziel wurde die Tour erstmals durch eine Demonstration behindert. Ausreißer Geslin und das nachfolgende Feld mussten abbremsen, um 50 gewerkschaftlich organisierte Schauspieler passieren zu können. Der schüchterne Versuch einer Straßenblockade entlockte sogar Tour-Favorit Armstrong ein Lächeln.
Ergebnis, 3. Etappe, Charleville-Mézières - St. Dizier (167,5 km)
Rang | Name | Zeit |
1. | Alessandro Petacchi (Italien) | 3:27:39 Std. |
2. | Romans Vainsteins (Lettland) | gleiche Zeit |
3. | Oscar Freire (Spanien) | gleiche Zeit |
4. | Erik Zabel (Unna) | gleiche Zeit |
5. | Robbie McEwen (Australien) | gleiche Zeit |
6. | Luca Paolini (Italien) | gleiche Zeit |
7. | Olaf Pollack (Kolkwitz) | gleiche Zeit |
8. | Angelo Furlan (Italien) | gleiche Zeit |
9. | Salvatore Commesso (Italien) | gleiche Zeit |
10. | Stuart O'Grady (Australien) | gleiche Zeit |
... | | |
18. | Jan Ullrich (Scherzingen/Schweiz) | gleiche Zeit |
32. | Tobias Steinhauser (Scheidegg) | gleiche Zeit |
33. | Jens Voigt (Berlin) | gleiche Zeit |
42. | Rolf Aldag (Ahlen) | gleiche Zeit |
44. | Andreas Klöden (Berlin) | gleiche Zeit |
50. | Grischa Niermann (Hannover) | gleiche Zeit |
60. | Jörg Ludewig (Halle) | gleiche Zeit |
102. | Udo Bölts (Heltersberg) | gleiche Zeit |
113. | Matthias Kessler (Nürnberg) | gleiche Zeit |
131. | Jörg Jaksche (Ansbach) | gleiche Zeit |
156. | Uwe Peschel (Berlin) | gleiche Zeit |
167. | Torsten Schmidt (Schwelm) | gleiche Zeit |
170. | Thomas Liese (Sangerhausen) | gleiche Zeit |
175. | Michael Rich (Emmendingen) | gleiche Zeit |
183. | Daniel Becke (Erfurt) | + 2:33 Min. |