Berlin (dpa) - Jan Ullrichs Weg zum geplanten Comeback in Frankreich gleicht weiter einem Hürdenlauf. Im Trainingslager in der Toskana sitzt er auf gepackten Koffern, ohne sein genaues Reiseziel zu kennen.
«Montag ist absolute Deadline. Wenn dann für seinen Start noch Unklarheiten bestehen sollten, ist alles vorbei. Montag früh geht das Fax von der Wirtschaftsprüfung zum UCI-Sitz und dann kommt die Lizenz - das wurde mir von unserem Firmenchef Herrn Dahms versichert. Davon gehe ich auch aus», sagte Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage und setzte dem Coast-Rennstall damit eine ultimative Frist.
Nach 14-monatiger Zwangspause mit zwei Knie-Operationen, Führerschein-Entzug und sechsmonatiger Doping-Sperre, ersehnt Ullrich, der im September Vater wird, den Startschuss zur Sarthe- Rundfahrt. Der 29-jährige Olympiasieger wartet noch immer auf die dafür nötige Fahrerlaubnis des internationalen Radsport Verbandes (UCI). Die UCI kann wiederum erst Grünes Licht geben, wenn sein Team aus Essen - im Vormonat wegen Zahlungs- Unregelmäßigkeiten vorübergehend gesperrt - die besonderen Auflagen erfüllt.
Das heißt: Hinterlegung von drei Monatsgehältern und die Unbedenklichkeits-Erklärung der Wirtschaftsprüfer Ernst und Young das Vertragswerk betreffend. «Es geht um Jans, meinen und den Vertrag von Tobias Steinhauser», sagte Pevenage, mit dem der Tour de France- Sieger von 1997 zu Telekom-Zeiten seine größten Erfolge verbuchte. Ullrich-Manager Wolfgang Strohband sprach in Rätseln: «Ich habe mir natürlich Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn die Lizenz morgen nicht da ist - aber das behalte ich für mich. Ich gehe fest davon aus, dass Jan startet.»
Angeblich buhlt noch immer Pevenages belgischer Landsmann Patrick Lefèvere um die Dienste Ullrichs für sein Quick-Step-Team. Spätestens im nächsten Jahr dürfte der Doppel-Weltmeister im Zeitfahren wieder frei sein, obwohl er im Januar unter großem Medien-Aufwand bei Coast einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte. Schätzungen nach im theoretischen Wert von rund fünf Millionen Euro. Für ein Jahr soll Ullrichs Gehalt durch Bankbürgschaften gesichert sein, so dass ihm die finanzielle Sicherheit bliebe, wenn schon die sportliche weiter fraglich erscheint.
«Ich bin vor meinem ersten Rennen seit vielen Monaten unglaublich aufgeregt. Ich weiß ja nicht, wo ich stehe. Ich habe mich aber sehr gut vorbereitet und bin überzeugt, gut mitrollen zu können», ließ Ullrich auf seiner Homepage wissen.