Palmanova (dpa) - Die Wogen scheinen geglättet - die entlassenen Telekom-Fahrer hadern nicht mehr mit dem Schicksal. Von besonderer Rivalität war bei der Mallorca-Rundfahrt, bei der sich die ehemaligen Team-Kollegen zum ersten Mal als Konkurrenten gegenüberstanden, jedenfalls nichts zu merken.
Die verdienstvollen wie Udo Bölts (36/jetzt Gerolsteiner) und Jens Heppner (38/Wiesenhof) waren im Vorjahr aufs Altenteil geschickt worden, obwohl ihnen Weiterbeschäftigung signalisiert worden war. Glück für sie, dass sich statt des Karriere-Endes noch andere Teams fanden.
Der Doppel-Olympiasieger Robert Bartko war Opfer der Konfusion, die Telekom im Vorjahr durch die Ullrich-Vorfälle erfasst hatte. Auch der 27-jährige Potsdamer wurde in die vorläufige Arbeitslosigkeit entlassen. Bartko fand in den Niederlanden aber schnell einen neuen Arbeitgeber und freut sich jetzt immer noch, dass Telekom seine Entlassung zurücknehmen wollte, «zehn Minuten nachdem ich bei Rabobank unterschrieben hatte».
«Der ständige Vergleich unter den deutschen Top-Teams Telekom, Coast und Gerolsteiner wird sich bis zur Tour de France hochschaukeln. Da darf man sich nicht anstecken lassen. Es gibt im Rennen noch 180 andere Konkurrenten», meinte Bölts, der weiter Kontakt zu ehemaligen Team-Kollegen pflegt und nur noch manchmal an unschönen Abgang denkt. «Meine Unterschrift bei Gerolsteiner habe ich noch keinen Tag bereut», sagte Bölts, der auch noch andere Optionen zur Weiterbeschäftigung gehabt hätte.
Bartko, der für Athen 2004 eine befristete Rückkehr auf die Bahn plant, hatte die «Sache mit Telekom schon zwei Tage nach der Kündigung abgehakt». Heppner, der im mageren Telekom-Jahr 2002 mit seinen elf Tagen in Rosa beim Giro d'Italia für positive Schlagzeilen sorgte, hatte mit Telekom und seinem Chef Walter Godefroot «immer ein gutes Verhältnis - bis auf den Abschied. «Ich habe nichts gegen die - ich schaue nach vorne.»
Vor der Tour dürften die deutschen Meisterschaften am 29. Juni in Spalt bei Nürnberg, die der Vater des Telekom-Profis Matthias Kessler ausrichtet, noch einmal zum ganz großen Thema zwischen ehemaligen und aktuellen Bonner Radfahrern werden. Bölts («Ich glaube nicht, dass Ullrich in diesem Jahr die Tour fährt») und Heppner gehören zum Favoritenkreis und damit zu jenen Fahrern, die die über ein Jahrzehnt währende Vorherrschaft des bisherigen deutschen Vorzeige-Rennstalls brechen wollen.
«Telekom hat nicht mehr so viel deutsche Fahrer. Für die anderen wird es leichter, jetzt in deren Phalanx einzubrechen», meinte Heppner, der zuletzt im Telekom-Dress 1994 deutscher Meister war und das Trikot des letzten DDR-Titelträgers (1990) in seinem Schlafzimmer eingerahmt an der Wand hängen hat.