Mit den „Alpen-Tornados“ startet in Dortmund die erfolgreichste 6-Tage-Mannschaft
(rad-net) Wenn heute das 61. Dortmunder 6-Tage-Rennen beginnt, ist es ein Jahrzehnt her, dass Bruno Risi und Kurt Betschart dort ihre ersten Six Days gewannen. Es war der Auftakt zu einer Weltkarriere ohnegleichen. Seither zählen die Eidgenossen in der Westfalenhalle wie auf allen anderen Winterbahnen zu den heißesten Favoriten.
Respektvoll nennt man sie die „Alpen-Tornados“. Wie ein Wirbelsturm waren die Profi-Neulinge Risi und Betschart Ende Oktober 1992 in Dortmund in das Feld der 6-Tage-Asse gefahren und hatten die Hackordnung auf den Kopf gestellt. Damals wie heute zeichnet die Männer aus dem Kanton Uri enormes Durchsetzungsvermögen aus. An dem scheiterten bisher auch alle Versuche, die beiden zu trennen, ihnen andere Partner zuweisen zu wollen.
„Uns gibt es nur im Doppelpack“, betont Bruno Risi. Anfänglich tat er das mit jener Entschlossenheit, die ihm auch in den Rundenjagden zu eigen ist. Inzwischen lächelt er, wenn man auf dieses Thema zu sprechen kommt. Risi/Betschart sind im 6-Tage-Sport zu einem Markenzeichen geworden, wie es nur ganz wenige gibt. Und schließlich lässt sich die erfolgreichste 6-Tage-Mannschaft der Welt als solche ja auch gut vermarkten. Dieser Titel steht den Schweizern zu, seit sie im Januar dieses Jahres in Stuttgart ihren 29. gemeinsamen 6-Tage-Sieg feiern konnten. Damit schlossen sie zu den Dortmundern Gustav Kilian und Heinz Vopel auf, die zwischen 1934 und 1951 ebenso oft auf die Ehrenrunde gegangen waren. Auf die nächsten Erfolge von Risi/Betschart wird man nicht lange warten müssen. Vier waren es übrigens bisher in der Westfalenhalle. Der letzte datiert vom Herbst 1999, und Bruno Risi macht keinen Hehl daraus, dass es mal wieder an der Zeit sei, hier auf einen Sieg anzustoßen. Was er am liebsten mit dem von ihm sehr geschätzten Dortmunder Bier täte.
Risi und Betschart sind die netten Burschen geblieben, die zu Beginn der neunziger Jahre auszogen, die 6-Tage-Welt zu erobern. Beide stammen aus dem 5oo-Seelen-Ort Erstfeld am Fuße des mehr als 2100 m hohen Gotthard-Passes, wo sie 1968 geboren wurden – Betschart gerade mal zwölf Tage früher als sein späterer Schulfreund und 6-Tage-Partner. Zwillinge im Geiste sind sie ohnehin, als Rennfahrer allerdings sehr unterschiedliche Typen, die sich aber prächtig ergänzen. Kurt Betschart, ein Stilist auf dem Rad, gilt als der Stratege und Regisseur dieser Zweier-Mannschaft, Risi als der Vollstrecker und Sprinter, dessen Dynamik für jeden Zuschauer spürbar ist.
Im Fußball wäre Risi der typische Torjäger, und ins Schwarze getroffen hat er ja schon oft genug. Auch als „Solist“: Zwischen 1991, damals noch als Amateur, und 2001 holte er sich fünf Mal den Weltmeistertitel im Punktefahren.
„Wir freuen uns schon auf Dortmund,“ sagt Bruno Risi. „Und warum soll das Ergebnis 2002 an der Spitze nicht genau so aussehen wie 1992“? Seinerzeit trug der Erfolg der „Alpen-Tornados“ das Prädikat „sensationell“. Jetzt wäre er standesgemäß.