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25.09.2009 10:45
WM-Splitter: Von Bastelarbeiten und Privatflugzeugen

Mendrisio (rad-net) - Eine Weltmeisterschaft ist nicht nur ein Wiedersehen der verschiedensten Menschen und Persönlichkeiten aus der Radsport-Welt sondern immer auch Geburtsort verschiedenster Geschichten, Weisheiten, Randnotizen, Kuriositäten und Begegnungen. Wie in den vergangenen Jahren sammelt das Team von «rad-net» auch in Mendrisio im Tessin und rund um das WM-Quartier der deutschen Mannschaft im «Albergo Mariuccia-Schiranna» im italienischen Varese einige dieser Randnotizen in den WM-Splittern.


Randnotizen vom 23. September:

Passfahrt: Ausgerechnet Sprinter Gerald Ciolek musste bei der Anreise nach Mendrisio eine Bergfahrt einlegen. Der Profi vom Team Milram reiste über die Gotthard-Route. Da der Tunnel aber geschlossen war, als der Pulheimer ankam, musste er eine Extra-Runde über den Pass fahren. Mit ihm ist das Team des Bund Deutscher Radfahrer jetzt endgültig komplett.

Privatflug: Auf ruhiges Flugwetter hoffen heute die beiden Milram-Profis Fabian Wegmann und Johannes Fröhlinger. Die beiden werden heute mit dem Privatflugzeug von Freiburg nach Lugano gebracht. Mit diesem VIP-Transfer hat Wegmann bereits beste Erfahrungen gemacht. Pilot wird sein ehemaliger Teamkollege und zukünftiger Sportlicher Leiter des Seven-Stones-Teams Tim Klinger sein. Der 25-Jährige aus Sprockhövel, der heute in Emmendingen lebt, hatte seine eigene Karriere erst in diesem Jahr wegen einer Verletzung beendet, hat neben seiner Piloten- derzeit aber auch noch eine Rennlizenz.

Bastelstunde: Für die Live-Berechnung von Zwischenzeiten kommt bei den Weltmeisterschaften in Mendrisio ein neues GPS-System zum Einsatz. Die Teilnehmer fahren dabei mit einem kleinen Sender unter dem Sattel, der die jeweilige Position errechnet und so Zeitabstände darstellbar macht. Für die Mechaniker bedeutet das eine zusätzliche Sonderschicht und Bastelarbeit. An einigen Rädern gibt es echt Probleme mit der Befestigung, manchmal müssen schlicht Kabelbinder benutzt werden, die Teile zu montieren - aber für den Fernsehzuschauer wird schließlich fast alles möglich gemacht.

Zeitarbeit: Dr. Peter Müller, Diagnosetrainer des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), hat bei den Wettbewerben im Einzelzeitfahren eine besonders wichtige Tätigkeit: Zusätzlich zu den offiziellen Zwischenzeiten, die über «Radio-Tour» mitgeteilt werden, erfasst er an der Strecke nochmals Zeiten, um den Trainern und Sportlichen Leitern den Überblick über den Stand des Rennens zu garantieren.

Lautsprecher: Das Verbot für Funkgeräte zur Kommunikation zwischen Sportlichem Leiter oder Trainer sowie den Sportlern in der U23 gilt auch bei Weltmeisterschaften. Entsprechend laut wurde es während des Zeitfahrens der «Espoirs» an der Strecke: Hier wurden die Sportler über Megaphon angefeuert und mit Zeiten versorgt. Bei den Frauen und in der Klasse der Elite herrscht dagegen weiter Funkverkehr. Hier gibt‘s die Zeiten in fast allen Fällen über Funk und den Knopf im Ohr der Aktiven.

UV-Schutz: Temperaturen von über 28 Grad und intensiver Sonnenschein haben bei einigen Betreuern schon nach dem ersten Tag der Rad-Weltmeisterschaften Spuren hinterlassen. Damit wurde neben frischen Getränken eine andere Ware zum wichtigen Tauschgut im Team des Bund Deutscher Radfahrer: Sonnencrème. Ohne die Milch mit dem wichtigen UV-Schutz ging am ersten Zeitfahrtag in Mendrisio gar nichts.

Nachtarbeit: Erst am gestrigen Nachmittag wurde für den Deutschen Meister Martin Reimer ein neues Zeitfahrrad geliefert. Entsprechend viel hatte das BDR-Team noch zu tun, das Cervélo-Rad auf den U23-Fahrer des ProTour-Teams umzustellen. Bis 23 Uhr haben die Mechaniker noch geschraubt, um alles perfekt einzustellen. Auf jeden Fall geht Martin Reimer damit heute mit Top-Material an den Start.

Randnotizen vom 22. September:

Ausnahmezustand: Schon die Vorbereitungen auf die Rad-Weltmeisterschaften haben die Stadt Mendrisio im Tessin in einen Ausnahmezustand versetzt. Durch die Aufbauten und Absperrungen zum offiziellen Zeitfahrtraining stand der Verkehr im Stadtbereich bereits am gestrigen Dienstag über Stunden komplett still. Die Schweizer nehmen es bisher aber gelassen.

Testfahrt: Für die italienischer Radsport-Fans liegt die Weltmeisterschaft nur wenige Meter hinter der Grenze und in direkter Nachbarschaft zum Austragungsort der Weltmeisterschaften 2008 in Varese ideal. Entsprechend viele sind auch auf den Weltmeisterschafts-Strecken unterwegs. «Im besten Renndress der ProTour-Teams fahren sie durch die Stadt», so BDR-Vize Udo Sprenger. Die Gelegenheit, den Kurs der Weltmeisterschaft vor dem Rennen selbst unter die Räder zu nehmen, lassen sich die wenigsten entgehen.

Friedensmission: Wie schon bei den Aufbauarbeiten sind auch während der Weltmeisterschaften zahlreiche Einsatzkräfte der Schweizer Armee im Einsatz. Sie arbeiten in einer ganz besonderen Friedensmission unter anderem im Bereich der Absperrmaßnahmen und der Verkehrslenkung.

Präsidiales Amt: Mit Alexander Donike ist ein Deutscher in dieser Woche Präsident des Kommissärs-Kollegiums der Weltmeisterschaften. Für den Dürener ein weiterer Ritterschlag in seiner Karriere als Radsport-Funktionär. Er war unter anderem schon Jury-Chef bei Bahn-Weltmeisterschaften und auch bei den Olympischen Spielen in Peking im Einsatz. Von Mittwoch bis Sonntag koordiniert er nun an führender Position die Arbeit aller «Radsport-Schiedsrichter» in Mendrisio.

Planung für Down Under: Mit dem Australier Barry Langley hat das Team des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) derzeit einen ganz besonderen Gast im Teamhotel. Langley soll das deutsche Nationalteam bei der Umsetzung der Medaillenpläne für die Weltmeisterschaften 2010 in Melbourne unterstützen. Erste organisatorische Maßnahmen wurden bereits abgesprochen. Hotel-Buchung, Streckenbesichtigung und der Bedarf an Fahrzeugen für die Titelkämpfe auf dem fünften Kontinent sind bereits geklärt.

Gastarbeiter II: Neben Horst Strunk aus dem Radsportverband Nordrhein-Westfalen ist mit Bernhard Baldinger noch ein weiterer Deutscher als Gastarbeiter in Mendrisio im Einsatz. Baldinger, bereits seit vielen Jahren für den Radsportverband aus Luxemburg tätig, ist als Trainer in Mendrisio unterwegs.

Hotelgast: Nach mehreren Jahren Abstinenz ist Radsport-Fan und Rennorganisator Artur Tabat auch wieder Gast bei den Radweltmeisterschaften. Der Macher von Rund um Köln wohnt sogar kurzfristig im Mannschaftshotel des Bund Deutscher Radfahrer. «Bei uns war zufällig noch ein Zimmer frei, da ist er gleich eingezogen», so Udo Sprenger.

Routinier: Wie in den vergangenen Jahren ist auch Dieter «Eule» Ruthenberg wieder Teil der deutschen WM-Mannschaft. Der wahrscheinlich bekannteste Masseur im deutschen Radsport feierte im August seinen 70. Geburtstag und hat sich innerhalb des Teams Columbia-HTC inzwischen auf kleinere Rennen beschränkt. Bei den Titelkämpfen in der Schweiz ist er aber einmal mehr mit vollem Elan am Start.

Zeitfahrespezialist: Traditionell sehen sich bei Weltmeisterschaften zahlreiche Akteure früherer Zeiten in neuen Rollen wieder. So sind viele Ex-Radsportler heute als Funktionäre, im Bereich der Medien oder in der Teambetreuung unterwegs. Auch Erik Zabel erlebt im Tessin seine erste Weltmeisterschaft aus neuer Perspektive. Im vergangenen Jahr noch Teilnehmer des WM-Rennens ist er diesmal Sportlicher Leiter im BDR-Team. Der frühere Sprinter wird bereits beim Einzelzeitfahren zum Einsatz kommen.

Komplett: Die ersten Bundestrainer, die bereits auf ihr komplettes Team bauen können, sind im deutschen Team Thomas Liese und Patrick Moster. Die Mannschaft der Frauen ist bis Montag bereits ins «Albergo Mariuccia-Schiranna» eingezogen. Alle Frauen sind gesund und fit. Die U23 ist schon seit Sonntag in Norditalien.

Gastarbeiter: Mit einer Akkredtierung begleitet auch Horst Strunk, Landestrainer im Radsportverband Nordrhein-Westfalen die Weltmeisterschaften in der Türkei. Gemeinsam mit seinem Bruder betreut Strunk im Tessin die Nationalmannschaft der Türkei. Mit seinem Einsatz dürfte der Coach seine Ambitionen als zukünftiger Nationaltrainer der Türken unterstreichen.


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