Canberra (rad-net) - Als fahrtechnisch anspruchsvoll präsentiert sich der Kurs der Weltmeisterschaften der Mountainbiker im australischen Canberra. «Ich brauche noch die eine oder andere Stunde», meinte Sabine Spitz, «um den Kurs voll in den Griff zu bekommen.» Sie hatte am Sonntag gerade ihr Training am Mount Stromlo beendet und dabei den Schwerpunkt auf die fahrtechnisch anspruchsvollen Passagen gelegt.
Die 6,9 Kilometer fügen sich zu einem Kurs zusammen, der bergab zwar Spaß macht, aber für die Weltklasse keine allzu große Herausforderung darstellt. Dafür haben es die Bergauf-Passagen in sich. Und zwar nicht von den Steigungswerten her, sondern gemessen an der Fahrbarkeit.
«Da muss man ruhig und konzentriert heran gehen», erklärt Spitz. Von Bedeutung ist auch ein guter Start, denn es gibt nur wenig Überholmöglichkeiten. Spitz, die sich vor einer Woche in Stattegg den Titel der Marathon-Weltmeisterin geholt hat, wird am Dienstag im ersten Wettbewerb, der Staffel, an den Start gehen. Die Südbadenerin bildet dabei gemeinsam mit dem Freiburger Moritz Milatz, dem U23-Fahrer Markus Bauer und dem Junior Martin Gluth ein Quartett und kann die Strecke noch einmal unter Wettkampfbedingungen testen.
Über ihre Aussichten auf eine Medaille oder gar ihren zweiten Cross-Country-Weltmeistertitel nach 2003 will die Olympiasiegerin noch nicht spekulieren. «Die Marathon-WM war nicht ganz so easy, die Belastung hängt schon noch im Körper drin», sagt die 37-Jährige, die 2007 und 2008 jeweils WM-Silber gewann und zum erweiterten Favoritenkreis gehört.
Dazu muss man auch Europameisterin Maja Wloszczowska (Polen) auch Irina Kalentieva (Russland) zählen. Beide haben direkt nach den Kanada-Weltcups Anfang August ein Höhentrainingslager in den USA bezogen. Titelverteidigerin Marga Fullana (Spanien) muss man auf der Rechnung haben, doch ihr kommt das Terrain sicher nicht so entgegen. Die Norwegerin Lene Byberg, die Kanadierin Catharine Pendrel gehören mit zu den Kandidatinnen auf Edelmetall. Die Chinesin Chengyuan Ren, Weltcupsiegerin von Offenburg in diesem Frühjahr, steht genauso wenig auf der Meldeliste, wie ihre Landsfrauen Ying Liu und Jingjing Wang, sowie die Weltcup-Zweite Elisabeth Osl (Österreich).
Zu denen, die nicht auf der Meldeliste stehen, gehört auch der Deutsche Meister Wolfram Kurschat. Nachdem Bundestrainer Frank Brückner auf dessen Absage enttäuscht reagiert hatte, änderte er nach der Ansicht der Strecke seine Meinung. «Wenn ich das hier sehe, muss ich sagen, Wolfram hat mit seiner Entscheidung richtig gelegen. Er hätte seine Qualitäten hier überhaupt nicht ausspielen können», so Brückner.
Die notwendigen Qualitäten für den WM-Kurs besitzen Moritz Milatz und Manuel Fumic. «Mit dem Fully mach das richtig Spaß», strahlte Milatz nach den ersten Trainingsrunden Zuversicht aus. «Wenn ich meinen neunten Platz von 2008 verbessern könnte, das wäre super», sagt der Deutsche Vizemeister zu seinen Zielen.
Auf Manuel Fumic wäre das Gelände sogar richtig zugeschnitten. Doch er laboriert nach wie vor an einem Bandscheibenproblem. «Ich muss das so hin nehmen und hoffen, dass der Samstag mein Tag ist», sagt Fumic, weiß aber, dass er nicht in der Verfassung ist wie 2007, als er WM-Fünfter wurde und die Bronzemedaille nur ganz knapp verpasste. Er muss auch mit einem schlechten Startplatz vorlieb nehmen, der ein zusätzliches Handicap bedeutet.
Als Favoriten gilt Seriensieger Julien Absalon (Frankreich), der sich das Regenbogen-Jersey von Titelverteidiger Christoph Sauser (Schweiz) zurück holen will. Mit guten Aussichten gehen auch der Spanier José Hermida, sowie die Schweizer Florian Vogel und Nino Schurter ins Rennen. Der Kanadier Geoff Kabush könnte ebenfalls eine gute Rolle spielen. Europameister Ralph Näf (Schweiz) verzichtete nach einem Trainingssturz auf die Reise nach Down Under.
Ernsthafte Medaillenhoffnungen besitzt die 18-köpfige deutschen Cross-Country-Delegation sonst nur noch in den beiden Juniorenkategorien. Bei den Juniorinnen ist das die WM-Dritte des vergangenen Jahres, Mona Eiberweiser und bei den Junioren gibt es gleich drei Sportler, die im günstigsten Fall um einen Platz auf dem Podest kämpfen können. Der Europameisterschafts-Dritte Martin Gluth, der Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum und Bundesliga-Sieger Julian Schelb können in der europäischen Spitze mithalten und allzu viele Konkurrenten kommen bei der WM nicht mehr hinzu. Zudem glaubt Nachwuchs-Bundestrainer Peter Schaupp, dass die Vorbereitung auf die WM gepasst hat. «Auch im fahrtechnischen Bereich haben wir den Nagel auf den Kopf getroffen», meint Schaupp.
Im Lager der männlichen U23-Fahrer bringt Frank Brückner sechs Fahrer an den Start, von den fünf den beiden jüngeren Jahrgängen angehören. Wenn da einer unter den besten 15 landet, wäre das schon erfreulich. Hanna Klein ist die einzige weibliche Vertreterin. Ihr traut Brückner, «wenn alles gut läuft», einen fünften Platz zu.
Für den Bereich Downhill sind aus Sicht des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) drei Junioren und zwei Four-Crosser gemeldet. Leonie Dickerhoff und Wolfgang Eysholdt versuchen, sich im Downhill möglichst gut zu verkaufen. Maximilian Bender hat es als jüngster Jahrgang im Elitefeld natürlich schwer sich zu behaupten.
Guido Tschugg und Johannes Fischbach gehen im Four-Cross der Männer an den Start. Wenn sie einen guten Tag erwischen können die beiden Ghost-Biker sogar den Finaleinzug schaffen. Tschugg war 2006 in Neuseeland schon mal WM-Dritter in der Four-Cross-Disziplin. Sowohl der Downhill-, als auch der Four-Cross-Kurs sind mit sehr wenigen Höhenmetern ausgestattet, so dass die Sportler im Vorteil sind, die viel und ausdauernd Kraft auf die Pedale bringen.
Die Weltmeisterschaften beginnen am Dienstag mit dem Staffelrennen. Erhard Goller
Der Kader des Bund Deutscher Radfahrer für Canberra:
Cross-Country:
Elite:
Manuel Fumic (Kirchheim/T./FBI, 27 Jahre)
Moritz Milatz (Freiburg/Multivan-Merida, 27)
Elite Damen:
Sabine Spitz (Murg-Niederhof/central-Ghost, 37)
Anja Gradl (Kastl/central-Ghost, 23)
Adelheid Morath (Freiburg/ Rothaus-Cube, 25)
U23:
Markus Bauer (Lohr/in Zukunft Lexware Racing, 20)
Andy Eyring (Münnerstadt/Haibike XLC, 20)
Fabian Strecker (Kirchzarten/Lexware Racing) 19)
Marcel Fleschhut (Mosbach/Lexware Racing, 19)
Manfred Reis (Niederstaufen/SKS-MiG, 19)
Sebastian Szraucner (Wesel/Team Fuji Bikes, 22)
U23 Damen:
Hanna Klein (Freiburg/Rothaus-Cube, 21)
Junioren:
Martin Gluth (Helmbrechts/Bulls Racing, 18)
Markus Schulte-Lünzum (Haltern/SKS-MiG, 18)
Wenzel Böhm-Gräber (Wiesbaden/SKS-MiG, 17)
Julian Schelb (Münstertal/Lexware Racing, 16)
Juniorinnen:
Mona Eiberweiser (Deggendorf/central-Ghost, 18)
Helen Grobert (Waldshut-Tiengen/Lexware Racing, 17)
Downhill:
Juniorinnen:
Leonie Dickerhoff (Altenstadt/ IXS Sports Racing Division, 18)
Junioren:
Wolfgang Eysholdt (Bubenreuth/Continental Nicolai Better Bike, 18)
Elite:
Maximilian Bender (Lahnstein/Zonenschein, 19)
Four-Cross:
Elite:
Guido Tschugg (Amerang/Ghost International, 33)
Johannes Fischbach (Pleussen, Hof/Ghost International, 21)