Krakau (dpa) - Jens Voigt hat sich drei Tage vor dem Start der Rad-Weltmeisterschaft in Varese mit einem spektakulären Sieg in die Ferien verabschiedet.
Der in Berlin lebende Mecklenburger gewann die 65. Polen-Rundfahrt, die er am Vortag auf der Königsetappe zur «Jens Voigt-Show» gemacht hatte, wie sein Teamchef Kim Andersen lobend anmerkte. Bei Regen und Tiefsttemperaturen fuhr der 37-jährige Profi des CSC-Saxo-Teams auf der wegen der widrigen Verhältnisse wiederum - wie am Vortag - verkürzten 6. Etappe als Solist zum Tagessieg und ins Gelbe Trikot.
Keiner konnte ihm die Führung im Gesamtklassement mit 1:22 Minuten Vorsprung vor seinem dänischen Team-Kollegen Lars Bak mehr streitig machen. Den deutschen Doppelsieg im Finale der Polen-Tour hatte Tagessieger Robert Förster (Markkleeberg) als schnellster Sprinter perfekt gemacht. Mit dem dritten hochkarätigen Erfolg dieses Jahres nach dem Sieg im Critérium International im April und dem Gewinn der 18. Etappe des Giro d'Italia im Mai zog ein rundherum zufriedener Voigt den Schlussstrich unter die Saison 2008.
«Besser hätte die Saison für mich nicht enden können. Abgesehen von Olympia lief es in diesem Jahr für mich so gut wie noch nie, schließlich habe ich auch dazu beigetragen, dass wir mit Carlos Sastre zum ersten Mal den Tour-de-France-Sieger stellten», zog der Routinier, der Anfang September die von ihm zweimal gewonnene Deutschland-Tour wegen der noch in den Knochen steckenden Olympia- Ermüdungen Linus Gerdemann überlassen musste, Bilanz. Anschließend rüstete er sich für die Siegesfeier in Krakau: «Da werde ich sicherlich ein paar Bierchen trinken - ich bin ja jetzt im Urlaub.»
Seinen WM-Verzicht hatte Voigt schon in Peking bekanntgegeben: «Nach einer so langen und harten Saison hätte ich am kommenden Sonntag in Varese wahrscheinlich nach 200 Kilometern vom Rad steigen müssen. Ich habe hier in Polen alles rausgehauen, was ich noch hatte - ich kann jetzt erstmal kein Rad mehr sehen», sagte der Berliner nach seinem Triumph in Krakau.
Der fünffache Familienvater, der bei Bjarne Riis noch einen Vertrag bis Ende 2009 und die kommende Tour wieder fest im Visier hat, freut sich jetzt auf den wohl verdienten Urlaub. Erst ab Anfang November stehen im Berliner Grunewald wieder die ersten Trainingsrunden auf dem Programm. Seinem Teamchef signalisierte er schon mal vorsorglich: «Schreib mich für 2010 nicht ab, vielleicht mache ich noch weiter.»