Nizza (rad-net) - Im stolzen Rennfahrer-Alter von 36 Jahren und mit einem Minimal-Vorsprung von drei Sekunden hat Davide Rebellin zum ersten Mal die Fernfahrt Paris-Nizza gewonnen. Der italienische Mannschafts-Kapitän des deutschen ProTour-Teams Gerolsteiner setzte sich in der 66. Auflage des Traditionsrennens, um das es wegen der Querelen zwischen Veranstalter und Weltverband so viel Wirbel gegeben hatte, knapp vor seinem Landsmann Daniele Nocentini durch. In 75 Jahren Paris-Nizza gab es noch keinen geringeren Abstand. Bisher hielt der Franzose Raymond Poulidor den Rekord mit seinem Vier-Sekunden-Sieg 1973 vor dem Niederländer Joop Zoetemelk. „Seit Jahren versuche ich hier erstmals zu gewinnen. Jetzt hat es endlich geklappt. Darüber bin ich sehr glücklich und erleichtert“, so Rebellin nach seinem Erfolg.
Den Mini-Vorsprung hatte sich Rebellin am Samstag auch mit der Unterstützung seines österreichischen Team-Kollegen Bernhard Kohl erkämpft, als er dem bisher führenden Niederländer Robert Gesink auf der gefährlichen Abfahrt vom Talleron wegfuhr.
Auf dem Siegerpodest in Nizza strahlte Rebellin am Sonntag mit der Sonne um die Wette. Im Vorjahr war er an gleicher Stelle den Tränen nahe, als ihm Alberto Contador das Gelbe Trikot noch auf dem letzten Abschnitt abnahm, den Rebellin mit sechs Sekunden Vorsprung in Angriff genommen hatte. Der Spanier Contador, wegen angeblicher Verbindungen zum Dopingring Fuentes nicht ganz unumstrittener Toursieger 2007, war diesmal wegen der ganzjährigen Sperre seines Rennstalls Astana für Rennen der ASO bei Paris-Nizza nicht dabei.
Im Finale über 119 Kilometer rund um Nizza, bei dem drei Berge der ersten Kategorie zu bewältigen waren, ließ Rebellin zunächst den für ihn ungefährlichen Franzosen Clement L'Hotellerie ziehen. Der Newcomer kam aber nicht durch, es siegte der erst 24-jährige Spanier Luis-Leon Sanchez als Solist wenige Sekunden vor den Verfolgern, unter ihnen Rebellin. Für den in Monte Carlo lebenden Rebellin war die Finalrunde um Nizza alles andere als geheimnisvoll. Er kennt jeden Meter der Strecke - sie ist sein bevorzugtes Trainings-Terrain.
Der seit Wochen in Topform fahrende Rebellin hat sich für den Giro d'Italia wieder zumindest einige Tage im Rosa Trikot vorgenommen. Eine Tour-Teilnahme ist wie immer eher unwahrscheinlich. «Das war absolut professionell von Davide und ein gutes Zeichen für die kommenden Frühjahrs-Klassiker. Ein großes Bravo auch der Mannschaft - das war am Schluss noch mal ein hartes Stück Arbeit», sagte Hans- Michael Holczer, der Teamchef von Gerolsteiner, über den Erfolg seines «Oldtimers», der sich in eine prominente Siegerliste einträgt. Unter anderem gewannen in den vergangenen Jahren die beiden Deutschen Andreas Klöden (2000), Jörg Jaksche (2004), der Kasache Alexander Winokurow (2002 und 2003) sowie der Amerikaner Floyd Landis (2006) das Rennen.
Das amerikanische Team High Road und die Bremer Milram-Mannschaft hatten auf der Fahrt zur Sonne kaum etwas zu bestellen. Von den acht gestarteten Milram-Fahrern kamen nur fünf in Nizza an. Mehrere Stürze auf den regennassen Straßen während der zweiten Etappe zwangen den Bornheimer Christian Knees sowie seine Mannschaftskollegen Sergio Ghisalberti und Andrey Grivko im Laufe der weiteren Etappen zur Aufgabe.
Davide Rebellin
Luis Leon Sanchez Gil
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