Hamburg (dpa) - Gesundheitlich geht es mit Patrik Sinkewitz langsam wieder bergauf, doch der Dopingverdacht lastet schwerer denn je auf den Schultern des Radprofis.
Am 20. Juli wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Bonn bereits seit längerem gegen den 26-Jährigen ermittelt. Die Behörde sei schon im Juni nach einer anonymen Anzeige wegen Betrugsverdachts tätig geworden, sagte ein Sprecher. Damit hat sich die Lage für Sinkewitz, der bei einer unangemeldeten Trainingskontrolle am 8. Juni positiv auf Testosteron getestet worden war, noch einmal verschärft. Sinkewitz liegt nach seinem Unfall bei der Tour de France im Hamburger Unfallkrankenhaus Boberg.
Während der suspendierte T-Mobile-Fahrer seit seiner Operation jeden Kontakt mit der Öffentlichkeit meidet, verlautete aus dem Lager seines Rennstalls immerhin, dass er physisch auf dem Weg der Besserung sei. «Die Operation ist gut verlaufen. Er ist körperlich in einem guten Zustand - psychisch aber ganz sicher nicht», sagte T-Mobile-Kommunikationsdirektor Christian Frommert.
Wie Sinkewitz mit dem Doping-Befund umgehen will, blieb allerdings offen. «Er wird anwaltlich beraten. Dazu, was er vielleicht vorhat, kann ich nichts sagen», erklärte Frommert. Am Vortag hatte Sinkewitz Besuch von T-Mobile-Sportdirektor Rolf Aldag erhalten. Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. «Es gab sicher zwei Gründe, ihn zu besuchen», sagte Frommert. Neben den Fragen nach Sinkewitz' Gesundheit dürfte Aldag auch eine Erklärung für den positiven Test gefordert haben.
In der kommenden Woche, frühestens aber am 24. Juli, soll die B-Probe geöffnet werden. Die Öffnung hatte Sinkewitz beantragt. Anlass für Hoffnung ist das aber ebenso wenig wie angebliche Unregelmäßigkeiten bei den Tests. Laut Nationaler Anti- Doping Agentur (NADA) ist die Trainingskontrolle korrekt nach den internationalen Test-Standards (IST) ausgeführt worden. Berichte, wonach es auf dem Kontrollformular der Probe Hinweise auf einen Verfahrensfehler gegeben habe, bestätigten sich damit nicht.
Die am 8. Juni in den Pyrenäen getesteten T-Mobile-Fahrer haben nach Angaben von Teamchef Bob Stapleton schon damals Protest gegen den Ablauf der Überprüfung in dem Mannschaftshotel eingelegt. «Die Fahrer hatten Zweifel am Ablauf der Überprüfung und haben das auch schriftlich festgehalten», sagte Stapleton. Hotel-Mitarbeiter seien während der Tests «ein- und ausgegangen». Deshalb habe auch Sinkewitz eine Gegenprobe gefordert. Allerdings meinte Stapleton: «Ich glaube nicht, dass die damaligen Einwände etwas am Ergebnis ändern werden.»
Neben dem sportlichen Aus droht Sinkewitz auch erheblicher finanzieller Schaden. Gerolsteiner-Teammanager Hans-Michael Holczer lässt prüfen, ob die Vereinigung der Profi-Teams AIGCP juristisch wegen Imageschädigung vorgehen kann. «Das könnte nach den Regeln der AIGCP möglich sein», sagte Holczer. Zudem hat Sinkewitz die Ehrenerklärung des Weltverbandes UCI unterzeichnet. Ein Dopingfall würde demnach mit einer Strafe in Höhe eines Jahreslohns geahndet.