Berlin (dpa) - Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat nach den Doping-Enthüllungen der vergangenen Wochen die Lust an der Tour de France verloren.
«Ich habe mich immer für die Tour interessiert - mich hat das Abenteuer fasziniert. Inzwischen ist mir die Freude genommen, weil man nicht mehr glauben mag, dass es noch mit rechten Dingen zugeht. Ich habe keine Lust mehr auf die Tour de France», sagte Schäuble dem «Tagesspiegel» aus Berlin. Von den Radprofis komme die Botschaft, dass man manipulieren müsse, wenn man Ausdauersport betreiben wolle. Diese Vorbildwirkung sei gefährlich.
Eine Absage der Rad-Weltmeisterschafen in Stuttgart schloss Schäuble nicht aus. Der Bund halte derzeit die geplanten Fördermittel in Höhe von 150 000 Euro zurück. «Wir werden keine Mittel für eine WM bereitstellen, die das Doping fördert. Wenn die Rad-WM noch verantwortbar sein will, muss sie sichtbar anders sein als andere Radsport-Ereignisse», unterstrich Schäuble.
Auch die Organisatoren kämen möglicherweise zu dem Schluss, alles zu überdenken. «Stuttgart will sicher nicht seinen Ruf als Sportstadt riskieren, indem es die letzte spektakuläre Veranstaltung einer im Dopingsumpf untergehenden Sportart ausrichtet», sagte Schäuble. «Ich fantasiere jetzt mal: Vielleicht kommt man ja sogar zu der Erkenntnis, dass man für einen Neuanfang eine spektakuläre Absage braucht. Über den Berg ist die Rad-WM noch lange nicht.»