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Der deutsche Radsportler Jan Ullrich hat seine Karriere mittlerweile beendet.
25.05.2007 19:22
Kurzzeitige Verwirrung - Ullrich schweigt weiter

Berlin (dpa) - Das Rätseln um eine mögliche Stellungnahme von Jan Ullrich war schnell wieder beendet, der untergetauchte Radstar will sein Schweigen doch nicht brechen.

«Es gibt für Jan keinen Grund, sich öffentlich zu äußern», teilte Ullrichs Manager Wolfgang Strohband auf der Internetseite des unter Betrugs- und Dopingverdacht stehenden einstigen Rad-Idols mit. Meldungen, wonach Ullrich zu den aktuellen Ereignissen Stellung beziehen werde, seien falsch.

Strohband bezog sich dabei auf eine Meldung der Tageszeitung «Die Welt». Dort war er weniger als eine Stunde nach dem Schuldbekenntnis von Ullrichs ehemaligem Teamkollegen und Team-Telekom-Kapitän Bjarne Riis mit den Worten zitiert worden: «Auch Jan wird Stellung beziehen.» In welcher Form und wann sei aber noch offen.

Eine Wende in der Verteidigungsstrategie Ullrichs ungeachtet der Bekenntnisse von mittlerweile sieben Mitfahrern einstiger Team-Telekom-Zeiten wäre allerdings auch überraschend gewesen. Bislang verwiesen Ullrich und seine Anwälte immer auf die laufenden strafrechtlichen Verfahren. Daher könne er sich nicht äußern.

Kurz vor dem Wirrwarr um das nun vorerst doch nicht stattfindende Statement des 33-jährigen Rostockers hatte die Bonner Staatsanwältin Monika Ziegenberg der «Süddeutschen Zeitung» zudem bestätigt, dass Ullrich über seine Anwälte, zu denen seit Donnerstag nicht mehr Peter-Michael Diestel zählt, Einspruch gegen die Übermittlung der Beweismittel an die deutsche Justiz einlegen ließ.

Die Beweismittel waren bei einer Razzia auf Ullrichs Anwesen in Scherzingen in der Schweiz sichergestellt worden. Nachdem ein Schweizer Gericht dem Rechtshilfeersuchen der ermittelnden Bonner Staatsanwaltschaft noch stattgegeben hatte, nutzten die Ullrich- Anwälte die Berufungsfrist bis spätestens am 25. Mai, um vor der wegen des Verdachts des Betrugs gegen Ullrich ermittelnden Bonner Staatsanwaltschaft Berufung einzulegen.

Die Staatsanwältin relativierte auch, dass sich ein mögliches Flächen deckendes Doping-System auf Ullrich als entlastend erweisen könne. «Nur der Umstand, dass es alle gemacht haben, schließt eine Täuschung nicht aus», sagte Ziegenberg. Sprecher Jörg Schindler hatte zuvor erklärt, dass die Aussagen der geständigen Ex-Teamkollegen Ullrichs nun in den weiteren Ermittlungen einfließen würden.

Sollte sich herausstellen, dass weitere Fahrer und vielleicht auch Ullrich gedopt hätten und systematisches Doping vorläge, könnte dies in der Frage der Täuschung seines Ex-Arbeitgebers für Ullrich auch entlastend sein, hatte Schindler dem Nachrichtensender «N24» gesagt. Nachdem bereits Erik Zabel, Bert Dietz, Christian Henn, Udo Bölts, Rolf Aldag und Brian Holm die Einnahme verbotener Substanzen zugegeben hatten, könnte sich das für den schweigenden Rostocker indes als vorteilhaft erweisen.

Der ehemalige Ullrich- und Team-Telekom-Kapitän Bjarne Riis, der sich bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen als Doping- Sünder outete, riet Ullrich «genau das zu machen, was für ihn das Beste ist». Er wisse «überhaupt» nicht, ob Ullrich gedopt habe, sagte der Tour-de-France-Sieger von 1996.

Zum Reden wurde Ullrich von seinem ehemaligen Heimtrainer Rolf Becker aufgefordert. «Ich erwarte ganz einfach eine Stellungnahme von Jan, so rum oder so rum», sagte der Berliner. «Was wirklich passiert ist? Der Jan könnte es sagen, wenn er es sagen will», sagte Ullrichs früherer Coach dem Nachrichtensender «N24». Über die Leistungsexplosion von Ullrich habe er sich selbst auch gewundert, räumte Becker ein: «Wenn er hoch und heilig verspricht, er macht das nicht; verdammt noch mal, kann man denn gar keinem trauen?»

Ullrich will weiter schweigen. Zu seinem Dopingfall äußerte er sich via «janullrich.de» am 8. April, rund anderthalb Monate nach seiner bizarren Rücktritts-Pressekonferenz (26. Februar). «Ich fürchte mich vor keinem Verfahren, keinem Staatsanwalt und keinem Verband», teilte Ullrich damals mit. «Bis zur vollständigen Klärung meines Falles werde ich mich dazu nicht öffentlich äußern - erst recht nicht auf Druck von außen.»


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