San Remo (dpa) - Der Spanier Oscar Freire hat den italienischen Geburtstag zum 100-jährigen Jubiläum von Mailand - San Remo gestört. Der dreifache Weltmeister gewann den ersten Frühjahrs-Klassiker der Radprofis nach 294 Kilometern im Massensprint.
Allan Davis (Australien) und Tom Boonen (Belgien) ließ er hinter sich. Freire wiederholte damit auf der Via Roma seinen Triumph von 2004, als er Zentimeter vor dem zu früh jubelnden Erik Zabel gewann. Mit Gabriele Balducci landete der erste Italiener auf Rang sieben.
Der vierfache Gewinner Zabel stellte sich wie im Vorjahr ganz in den Dienst seines Team-Kollegen Alessandro Petacchi und feuerte ihn auf den letzten Metern noch lautstark an. Der Italiener, Sieger von 2005, hatte aber im Schlussspurt zu schwache Beine und fuhr nur auf Rang acht. Zabel, der bis 150 Meter vor dem Ziel führte und dann für Petacchi Platz machte, wurde noch Sechster. «Mit vier Mann im Finale war unsere Ausgangs-Position eigentlich ideal. Aber Alessandro hat mir eben im Mannschaftsbus gesagt, dass er heute nicht die Beine zum Siegen hatte. Ich bin mit mir zufrieden», sagte Zabel nach seinem Lieblingsrennen. Bei einer anderen Aufgabenverteilung im Team hätte es vielleicht sogar zu seinem fünften Erfolg reichen können.
Zwei schwere Stürze, die David Kopp (Bonn) und Andrea Moletta (Italien) vom Team Gerolsteiner trafen, trübten die Geburtstagsfeier. Das Jubiläum litt unter schlechtem Wetter - auf dem 532 Meter Turchino lag sogar Schnee. «La Primavera», die Fahrt in den Frühling, endete im Nieselregen. Größte Opfer zahlreicher Stürze waren die Gerolsteiner-Profis Kopp und Moletta. Kopp erlitt Verletzungen im Gesicht, Moletta raste bergab in eine Mauer und erlitt einen Oberschenkelbruch, der sogar das Saisonende bedeuten könnte. Beide wurden ins Krankenhaus von Imperia eingeliefert. «David wurde an der Strecke zuerst versorgt, war bei Bewusstsein und konnte sich bewegen. Näheres wissen wir erst später», sagte Gerolsteiner-Sprecher Matthias Wieland.
Die Entscheidung des Traditionsrennens fiel wie meist auf den letzten drei Hügeln Capo Berta, Cipressa und Poggio vor San Remo, nachdem sich eine ursprünglich sechsköpfige Spitzengruppe ohne deutsche Beteiligung bis 25 Kilometer vor dem Ziel aufgerieben hatte. Die neue italienische Entdeckung Riccardo Ricco und der Franzose Philippe Gilbert wurden vom Feld zwei Kilometer vor dem Ziel gestellt. Eine Gruppe von rund 40 Fahrern spurtete um die Entscheidung der «Classicissima», die 1907 zum ersten Mal gefahren wurde.
Stefan Schumacher (25/Gerolsteiner) und Gerald Ciolek (20/T- Mobile), Vertreter des hoffnungsvollen deutschen Nachwuchses, traten zum dritten von 27 ProTour-Rennen gehandicapt an und hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Sowohl Schumacher als auch U23- Weltmeister Ciolek waren durch eine Erkältung geschwächt.
Bei der feierlichen Mannschafts-Präsentation hatte es am Freitagabend Misstöne gegeben. Nur 12 von 25 Teams waren erschienen. Der Rest, unter ihnen T-Mobile und Gerolsteiner, fehlten. Hintergrund ist der weiter schwelende Streit um die ProTour-Regularien. Die großen Veranstalter erkennen sie trotz des kürzlich gefundenen Kompromisses mit dem Weltverband UCI weiter nicht an. Deshalb legten sie beim dritten ProTour-Rennen bei der Reihenfolge der folgenden Team-Fahrzeuge nicht die Ergebnisse der beiden ersten Rennen, Paris- Nizza und Tirreno-Adriatico, zu Grunde.
Die Geschichte von Mailand - San Remo begann 1906 als Autorennen. Am 14. April 1907 starteten zum ersten Mal 33 Radrennfahrer - es siegte der Franzose Lucien Petit-Breton. Nur zwei deutsche Radprofis stehen in der Siegerliste: Rudi Altig (1968) und Zabel (1997/98 und 2000/2001).
Mailand-San Remo (294 km)
Rang | Name | Zeit |
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1. | Oscar Freire (Spanien) | 6:43:59 Std. |
2. | Allan Davis (Australien) | gleiche Zeit |
3. | Tom Boonen (Belgien) | gleiche Zeit |
4. | Robbie McEwen (Australien) | gleiche Zeit |
5. | Stuart O'Grady (Australien) | gleiche Zeit |
6. | Erik Zabel (Unna) | gleiche Zeit |
7. | Gabriele Balducci (Italien) | gleiche Zeit |
8. | Alessandro Petacchi (Italien) | gleiche Zeit |
9. | Vicente Reynes (Spanien) | gleiche Zeit |
10. | Robert Hunter (Südafrika) | gleiche Zeit |
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16. | Stefan Schumacher (Nürtingen) | gleiche Zeit |
27. | Gerald Ciolek (Pulheim) | gleiche Zeit |
76. | Matthias Kessler (Kreuzlingen) | + 0:40 Min. |
115. | Thomas Fothen (Kaarst-Vorst) | + 9:37 |
125. | Bert Grabsch (Kreuzlingen) | gleiche Zeit |
| Heinrich Haussler (Cottbus) | ausgeschieden |
| David Kopp (Köln) | ausgeschieden |
| Fabian Wegmann (Freiburg) | ausgeschieden |
| Christian Knees (Bornheim) | ausgeschieden |
Stand nach 3 von 27 Rennen
Rang | Name | Punkte |
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1. | Alberto Contador (Spanien) | 56 |
2. | Andreas Klöden (Kreuzlingen) | 53 |
3. | Oscar Freire (Spanien) | 52 |
4. | Davide Rebellin (Italien) | 42 |
5. | Kim Kirchen (Luxemburg) | 41 |
6. | Allan Davis (Australien) | 40 |
7. | Akexander Winokurow (Kasachstan) | 38 |
8. | Luis Sanchez (Spanien) | 38 |
9. | Tom Boonen (Belgien) | 37 |
10. | Stefan Schumacher (Nürtingen) | 35 |
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17. | Erik Zabel (Unna) | 20 |
18. | Jens Voigt (Berlin) | 20 |
38. | Sebastian Siedler (Buchloe) | 2 |
46. | Sven Krauß (Herrenberg) | 1 |