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Erik Zabel lacht am Rande der Radweltmeisterschaften in Salzburg.
22.09.2006 12:22
Straßen-WM: Die Jagd nach dem Regenbogentrikot

Salzburg (rad-net) - Seit genau 40 Jahren wartet Deutschland wieder auf einen Straßen-Weltmeister der Profis: Am 28. August 1966 gewann der Mannheimer Rudi Altig auf dem legendären Nürburgring das wichtigste Eintagesrennen der Profis. Derjenige, der ihm bisher am nächsten kam, heißt Erik Zabel. 2002 in Zolder gewann der Berliner Bronze, vor zwei Jahren in Verona wurde er hinter Weltmeister Oscar Freire mit Silber dekoriert. Auch wenn Erik Zabel längst nicht mehr die Spritzigkeit seiner erfolgreichsten Jahre besitzt, unmöglich ist es nicht, am Sonntag noch einmal das Podium zu erklimmen.

Der 36-Jährige verfügt über die große Erfahrung im deutschen Team, er kennt jeden Kollegen genau und wenn es zum Sprintfinale kommt, ist der „alte Mann“ immer noch für eine Überraschung gut, was er zuletzt mit zwei Etappensiegen bei der Vuelta bewies. Die deutsche Mannschaft ist für das Rennen am Sonntag (266 km, Start um 10.30 Uhr) gut aufgestellt und für alle Rennsituationen gewappnet, überzeugte zudem in den letzten Jahren mit offensiver Fahrweise und Teamgeist.

Eine Trumpfkarte im deutschen Team ist der Gerolsteiner Stefan Schumacher, der in diesem Jahr den Durchbruch in die absolute Oberliga schaffte: zwei Etappensiege im Giro, Träger des Rosa Trikots, Gesamtsieger der Benelux- und der Polen-Rundfahrt, die beide zur ProTour zählen. Schumacher befindet sich in einer so blendenden Form, dass in Salzburg alles möglich ist. Der 22,2 km lange Rundkurs mit Ziel am historischen Mirabellplatz in der Mozartstadt weist bei km 8 und km 13 zwei Steigungen auf, die Allroundern wie Schumacher keine Schwierigkeiten bereiten dürften.

Sein Teamkollege Fabian Wegmann und der T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz, der letzte Woche noch mit einem Etappensieg in der Drei-Länder-Tour überzeugte, werden ebenso zu beachten sein wie Talent Linus Gerdemann (T-Mobile) bei seinem ersten WM-Einsatz. Sie haben gute Chancen, sich in einer Fluchtgruppe erfolgreich durchzusetzen. Stephan Schreck (T-Mobile), Marcel Sieberg (Wiesenhof-Akud), Christian Knees (Milram) und Ronny Scholz (Gerolsteiner) werden im WM-Rennen von Salzburg wichtige Helferaufgaben übernehmen, um am Ende ein erfolgreiches Abschneiden des deutschen Teams zu garantieren. „Wir haben starke Mannschaften, aber im Straßenrennsport sind Voraussagen immer fast wie Lotto. Wir hoffen, dass sich die Erfahrenen wie Erik Zabel und die Jüngeren als Mannschaft präsentieren“, ist BDR-Präsident Rudolf Scharping vorsichtig optimistisch.

Neben Titelverteidiger Tom Boonen, der auch in Salzburg nach dem Regenbogentrikot greifen will, gehören vor allem die Italiener und Spanier zu den großen Favoriten dieser Weltmeisterschaft. Nach der Absage von Oscar Freire, der wieder unter starken Rückenschmerzen leidet, ist der zweimalige WM-Zweite Alejandro Valverde (Illes Balears) Kapitän des spanischen Teams. Die Italiener setzen auf die Erfahrung von Paolo Bettini, der die Vuelta vorzeitig aufgab, um sich optimal auf die WM einzustimmen. Auch der Norweger Thor Hushovd (Crédit Agricole), der Australier Stuart O`Grady (CSC) und ganz besonders der Kasache Alexander Winokurow, Gesamtsieger der diesjährigen Vuelta, werden zu beachten sein.

Schaffen deutsche Damen den Hattrick?

Das deutsche Frauenteam will am Samstag (133 km, Start um 14.30 Uhr) das Unmögliche wahr machen: Nach Judith Arndt 2004 und Regina Schleicher 2005 wollen sie zum dritten Mal in Folge das WM-Straßenrennen gewinnen und gehen deshalb gleich mit mehreren Sturmspitzen ins Rennen.

Titelverteidigerin Regina Schleicher, die vor zwei Wochen mit zwei Etappensiegen in der Holland-Rundfahrt und dem Sieg des Nürnberger Weltcuprennens überzeugte, kann in einem Sprintfinale genauso gewinnen wie Ina-Yoko Teutenberg, die in dieser Saison viele große Siege landete, u.a. das Weltcuprennen in Rotterdam dominierte und jeweils zwei Etappensiege in der Tour de l`Aude und der Holland-Rundfahrt feierte. Oder läuft doch alles auf Trixi Worrack hinaus, die Dritte der Tour de l`Aude und Gesamtzweite der Holland-Rundfahrt?

Rechtzeitig vor der WM hat auch Judith Arndt wieder zu alter Klasse zurückgefunden, was ihr dritter Rang in der Holland-Rundfahrt unterstreicht. Auch Madeleine Sandig ist gereift, allerdings wird die Stallregie kaum erlauben, dass sie bei ihrem zweiten WM-Start schon um den Sieg mitfahren darf. Aber vielleicht fährt sie in einer Ausreißergruppe und es kommt anders als geplant? Jedenfalls sind Sandig genau wie Theresa Senff und auch die junge Deutsche Meisterin Claudia Häusler zu mehr als nur Helferdiensten fähig. „Alle WM-Starterinnen befinden sich in einer ausgezeichneten Form und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir wieder eine Medaille holen können“, war Bundestrainer Jochen Dornbusch vor der Abreise nach Salzburg sehr zuversichtlich.

Mit Weltcupsiegerin Nicole Cooke (Großbritannien), der schwedischen Ex-Weltmeisterin Susanne Ljungskoog, der Russin Diana Ziliute oder der australischen WM-Dritten von 2005, Oenone Wood, müssen sich die deutschen Damen auch diesmal gegen eine harte Konkurrenz durchsetzen.

Hoffen auf Ciolek

Vor den Frauen gehen am Samstag die Espoirs auf Medaillenkurs (177 km/Start um 9.00 Uhr). Bei einem Sprintfinale ruhen die Hoffnungen auf dem schnellen Gerald Ciolek (Wiesenhof-Akud), der im letzten Jahr bei den nationalen Meisterschaften sogar Erik Zabel überraschte und im August als Etappensieger der Deutschland-Tour überzeugte.

Das deutsche Team um Ciolek geht bestens gerüstet in die WM-Entscheidung. Dabei vertraut Bundestrainer Peter Weibel (Mannheim) auch auf die Fähigkeiten von Matthias Belka (POT Cottbus). „Ein Mann für alle Situationen, er kann in Gruppen mitgehen, ist stark am Berg, eigentlich ein exzellenter Rundfahrer“ schätzt Weibel die Fähigkeiten des Cottbusers. Alexander Gottfried (Team Sparkasse) gilt als starker Teamfahrer, einer der auch in dieser Saison kontinuierlich seine Leistung bot. Der Thüringer Tony Martin, der als kraftvoller und offensiver Fahrer gilt, ist Weibels Trumpfkarte, weil er jeder Rennsituation gewachsen ist. Der ebenfalls für die WM nominierte Dominik Roels überraschte in diesem Jahr als Deutscher Straßenmeister der U23 und Zweiter der Zeitfahr-DM und wird ebenfalls in Salzburg zum Einsatz kommen. „Das WM-Rennen der U23 ist auch eine Orientierungshilfe im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking“, hofft BDR-Präsident Rudolf Scharping auf ein gutes Abschneiden, weiß aber wie Bundestrainer Peter Weibel (Mannheim) um die starke internationale Konkurrenz.

Auf dem anspruchsvollen Stadtkurs von Salzburg fürchtet Weibel wie immer die Italiener und Ukrainer am meisten. „Die Italiener haben sich allerdings in dieser Saison zurückgehalten. Aber ich befürchte, bei der WM spielen sie wieder eine große Rolle", glaubt Peter Weibel, der auch den ukrainischen U23-Weltmeister von 2005, Dimitri Grabowsky, auf dem Podium sieht. Der starke Franzose Benoit Sinner, im Juli mit dem EM-Titel gekrönt, ist ebenfalls zu beachten, genau wie der Norweger Edvald Hagen, der drei Etappensiege in der Tour de l`Avenir feiern konnte.

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