München (dpa) - Der frühere Doping-Sünder David Millar hat den Glauben selbst an ein halbwegs «sauberes» Fahrerfeld bei der Tour de France aufgegeben.
«Das ist eine verdammt unrealistische Hoffnung, denn das wäre so, als wenn Schweine fliegen könnten!», sagte der 29 Jahre alte Radprofi aus Schottland in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung». Nach Ablauf seiner zweijährigen Dopingsperre fährt Millar bei der diesjährigen Tour für das spanische Team Saunier Duval.
Der Brite macht sich nach dem jüngst in Spanien aufgedeckten weit reichenden Dopingskandal keine Illusionen mehr. «Das ist Profisport, und glaubt mir: So lange Geld zum Sport gehört, wird es Doping geben. Und wenn du etwas anderes glaubst, bist du leider ein verdammter Idiot», drückte es der Zeitfahr-Weltmeister von 2003 drastisch aus. Wegen Blutdopings mit EPO war ihm der Titel damals aberkannt und dem Australier Michael Rogers zugesprochen worden. Erst am 23. Juni, eine Woche vor dem Start zur 93. Tour, war Millars Dopingsperre abgelaufen. Er sei sehr dankbar dafür, dass ihm seine Kollegen nun eine zweite Chance geben.
Profi-Radfahrer betrügen nach Meinung von Millar, «weil Doping Resultate garantiert. Wahrscheinlich tat ich es, weil ich kein Verantwortungsbewusstsein hatte. Ich war im falschen Umfeld.» Der Schotte war geschockt, «dass jetzt Ivan Basso und Jan Ullrich in die Sache involviert sind».
Die aufgedeckte Affäre und das schnelle Handeln der Organisatoren zeige den Leuten aber, dass die Tour nicht korrupt ist. Nach Frankreich, Italien und Belgien hätten jetzt endlich auch die spanischen Behörden gehandelt. «Spanien war die letzte Bastion des Dopings», erklärte Millar, «das war dort ein echter Wilder Westen.»
Das Wichtigste für die unter Dopingverdacht stehenden Ullrich und Basso sei, «dass sie diese Sache annehmen». David Millar empfiehlt seinen suspendierten Kollegen: «Sie müssen es zugeben, sie können nicht ihr ganzes Leben leugnen. Denn sonst werden sie jämmerlich enden. Ich weiß, wie das ist.»