Karpacz/Madrid (dpa) - Erik Zabel ist beim Rekordsieg von Roberto Heras bei der Spanien-Rundfahrt erneut nur knapp am ersten Etappensieg vorbeigeschrammt.
Heras, Sieger 2000 für «Kelme», 2003 für «US Postal» sowie 2004 und 2005 für «Liberty Seguros», krönte seine vierte Triumphfahrt bei der 60. Vuelta in Madrid nach insgesamt 3368 Kilometern mit einem lupenreinen Hattrick. Der frühere Stunden-Weltrekordler Tony Rominger hatte die Spanien- Rundfahrt zuvor drei Mal gewonnen.
Die Abschlussetappe über 136,5 km mit Start und Ziel in Madrid auf dem WM-Kurs in einer Woche entschied Supersprinter Alessandro Petacchi (Italien) für sich. Er landete damit seinen fünften Etappensieg bei dieser Vuelta. Für Zabel war drei Mal Zweiter und einmal Dritter. Aus deutscher Sicht ragte der Etappensieg von Gerolsteiner-Fahrer Heinrich Haussler auf dem drittletzten Tagesabschnitt heraus. Der Cottbuser konnte sich auch am Schlusstag mit Platz drei hervorragend in Szene setzen.
Der zurückhaltende Spanier Heras, der Lance Armstrong als effektiver Edelhelfer zu zwei Toursiegen pilotierte, gilt allerdings nur als Prophet im eigenen Land. Seine Erfolge außerhalb der Landesgrenzen sind überschaubar. Vier Wochen vor dem Beginn der Spanien-Rundfahrt, die er in eindrucksvoller Manier prägte, landete er bei der Tour de France 1:38 Stunden hinter seinem ehemaligen Chef Armstrong auf Rang 45.
Die Leistungsexplosion im Heimatland nährte vor dem Hintergrund der Doping-Affäre Armstrong aber auch den Argwohn. Die «Süddeutsche Zeitung» vermutete hinter den 58 vorzeitig ausgeschiedenen Vuelta- Startern nicht nur Kranke und Verletzte. Eine gewisse Laxheit der Doping-Kontrollen vor Ort sorge für geringe Auffälligkeiten und einen hohen Anteil an plötzlichen Aussteigern. Bekanntlich gibt es in Spanien nicht vergleichbar strenge Anti-Doping-Gesetze wie in Italien oder Frankreich. Der Phonak-Rennstall hat inzwischen den Vertrag mit dem Spanier Santos Gonzalez gekündigt, der auf Rang acht liegend wegen überhöhter Hämatokritwerte aus dem Rennen genommen wurde.
Heras hat seinen Sieg in Armstrong-Manier in Asturien manifestiert. Drei Tage nach einem Sturz, nach dem zwei Knie-Wunden mit 15 Stichen genäht werden mussten, stürzte er seinen Widersacher Denis Mentschow nach einer taktischen Meisterleistung. Der isolierte Russe aus der niederländischen Rabobank-Mannschaft hatte der geballten Kraft des Liberty-Teams nichts entgegen zu setzen und verlor auf der «Königsetappe» auf den Pajares 5:17 Minuten auf Tagessieger Heras.
Auf der Abfahrt vom Colladiello hatte Heras Kopf und Kragen riskiert und Mentschow, der in den Vortagen tapfer dagegen hielt, abgeschüttelt. Zusammen mit vor ihm fahrenden Team- Kollegen nahm er den Schlussanstieg in Angriff. Damit versetzte Heras dem in Pamplona lebenden Russen den entscheidenden Schlag und zog ihm das Goldene Trikot wieder aus. Zwei Etappensiege und ein starkes Zeitfahren mit Platz zwei nur eine knappe halbe Sekunde hinter Ruben Plaza runden den Erfolg ab. 2006 will das Fliegengewicht beim Giro d'Italia starten und auf eine Tour-Teilnahme verzichten.