Roubaix (rad-net) - Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) hat Paris-Roubaix gewonnen und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. John Degenkolb wurde nach einem Sturz im Finale starker Siebter, Max Walscheid (Cofidis) fuhr auf Rang acht.
Das 256,6 Kilometer lange Rennen durch die «Hölle des Nordens» wurde extrem schnell angegangen und sollte schließlich auch mit 46,8 Kilometern pro Stunde das schnellste Paris-Roubaix der Geschichte werden. Begünstigt wurde das doch zahlreiche Angriffe. Erst nach rund 80 Kilometern entstand auf Initiative von Jonas Koch (Bora-hansgrohe) und Juri Hollmann (Movistar) eine vierköpfige Spitzengruppe. Überhaupt bestimmten am heutigen Ostersonntag die deutschen Profis das Kopfsteinpflasterrennen maßgeblich mit.
Denn während die vierköpfige Spitzengruppe nie mehr als 1:50 Minuten Vorsprung herausholte, positionierten sich über die ersten Kopfsteinpflasterabschnitte auch die Favoriten. 100 Kilometer vor dem Ziel, noch bevor es in den Wald von Arenberg ging, war es dann soweit: Wout van Aert (Jumbo-Visma) blies zum Angriff und direkt an seinem Hinterrad fuhr Degenkolb. Der Paris-Roubaix-Sieger von 2015 konnte direkt mitgehen. Auch sein Teamkollege Christophe Laporte - der allerdings kurze Zeit später durch Hinterradschaden wieder zurückfiel -, Van der Poel und Stefan Küng (Groupama-FDJ) schlossen auf und schließlich auch noch eine Verfolgergruppe um Walscheid, Filippo Ganna (Ineos Grenadiers), Mads Pedersen (Trek-Segafredo) sowie Jasper Philipsen und Gianni Vermeersch (beide Alpecin-Deceuninck).
Kurze Zeit später wurde auch die Ausreißergruppe um Koch und Hollmann von den Favoriten eingeholt. Die beiden Deutschen konnten noch eine Zeitlang mit der nun 13-köpfigen Gruppe der Besten mithalten, mussten aber schließlich 70 Kilometer vor dem Ziel reißen lassen.
50 Kilometer vor dem Ziel probierte es dann Van der Poel ein erstes Mal. Wieder war es Degenkolb, der sofort an das Hinterrad des großen Favoriten sprang, aber auch der Rest der Gruppe kam wieder heran. Kurz darauf griff Walscheid an, kam aber auch nocht davon.
Auf dem nächsten Kopfsteinpflastersektor beschleunigte Van der Poel wieder und sorgte dafür, dass sich die Gruppe auf sieben Fahrer dezimierte, nachdem unter anderem Walscheid den Anschluss verlor. Damit war klar, dass diese sieben Fahrer den Sieg unter sich ausmachen würden. 16 Kilometer vor dem Ziel kam es dann zu einer mit rennentscheidenden Situation. Degenkolb fuhr auf dem berühmten Kopfsteinpflaster Abschnitt Carrefour de l'Arbre der rechten Seite, Philipsen in der Mitte des Kopfsteinpflasters. Van der Poel erhöhte just in dem Moment das Tempo, als sein Teamkollege rechts herüberzog. Dadurch touchierte Van der Poel Degenkolb, der daraufhin stürzte. Damit war er im Kampf um den Sieg ausgeschieden, kämpfte sich aber noch tapfer als Siebter ins Ziel.
Dann griff Van Aert an und nur Van der Poel konnte noch folgen. Doch dann ereilte Van Aert Defektpech. Er musste sein plattes Hinterrad wechseln, wodurch ihm Van der Poel enteilte und den Sieg als Solist mit 46 Sekunden Vorsprung einfuhr. «Es ist unglaublich, wie wir als Team gefahren sind. Jasper wird Zweiter. Es geht nicht besser. Ich hatte einen der besten Tage auf dem Rad. Immer wieder habe ich attackiert, aber ich konnte die anderen nicht abhängen. Als Wout Defekt hatte, bin ich so schnell ich konnte gefahren. Natürlich ist das Pech, aber das ist Teil des Rennens», sagte Van der Poel.
Den Spurt der Verfolger um Platz zwei entschied Philipsen vor Van Aert für sich. Hinter Degenkolb kam Walscheid als guter Achter ins Ziel.