Frankfurt/Main (dpa) - Jan Ullrich macht am Tag der Arbeit frei. Doch auch ohne den Olympiasieger kommt es bei «Rund um den Henninger Turm» zum prestigeträchtigen Kräftemessen zwischen den deutschen Top-Mannschaften Team T-Mobile und Gerolsteiner.
Für den Rennstall aus der Eifel will Vorjahressieger Davide Rebellin (Italien) nach seinen drei Klassiker-Erfolgen in den Ardennen den nächsten Coup landen. Ärgster Rivale und der große Favorit ist der Weltranglisten-Spitzenreiter Erik Zabel vom Team T-Mobile, den Rebellin vor einem Jahr auf der Zielgeraden schlug.
«Erik brennt darauf, Historisches zu erreichen - am liebsten im Sprint gegen Rebellin», meint Team-T-Mobile-Pressesprecher Matthias Schumann. Als erster Radprofi könnte Zabel nach 1999 und 2002 zum dritten Mal den Sieg einfahren. 205 Kilometer liegen vor den voraussichtlich 20 Mannschaften, darunter das GS-2-Team Wiesenhof als dritter deutscher Rennstall.
Neben Ullrich, der mit seinem persönlichen Betreuer Rudy Pevenage für drei Wochen in «Trainingsklausur» (Team-Sprecher Olaf Ludwig) gegangen ist, verzichtet der Bonner Rennstall auch auf den ehemaligen Weltcup-Führenden Steffen Wesemann (Wolmirstedt). Mit Matthias Kessler (Nürnberg) und Andreas Klöden (Merdingen) schickt T-Mobile dennoch zwei weitere Fahrer mit Siegchancen ins Rennen.
Allerdings dürfte ihnen der Kurs mit dem flachen Finale nicht so sehr liegen. Auch Rebellin, Spezialist für kleinere, kurze Anstiege, war im Vorjahr fast so etwas wie ein Verlegenheitssieger, als er eine Sekunde der Unaufmerksamkeit der Sprint-Konkurrenten im rechten Moment mit einem kurzen Antritt nutzte. «Das Rennen um den Henninger Turm liegt Davide ganz besonders», meinte dagegen Udo Bölts, Sportlicher Leiter von Gerolsteiner.
Das Team aus der Vulkaneifel setzt aber nicht nur auf einen erneuten «Ausbruch» seines 32 Jahre alten Kapitäns Rebellin. «Falls es zum Spurt kommt, ist Danilo Hondo unser Mann», erklärt Bölts. Nicht nur, dass Hondo als ehemaliger Anfahrer für Zabel beim Team Telekom besonders motiviert sein dürfte. Der Cottbuser präsentierte sich mit vier Etappensiegen bei der Niedersachsen-Rundfahrt in einer starken Verfassung. Sollte es zu Ausreißergruppen auf dem anspruchsvollen Kurs durch den Taunus kommen, setzt Gerolsteiner auf den Schweizer Markus Zberg und Fabian Wegmann, der als ehemaliger Fahrer des lokalen Rennstalls Henninger Sossenheim mit der Strecke bestens vertraut ist.
Doch schicken sich auch noch andere Fahrer an, in den Zweikampf der beiden deutschen Radrennställe einzugreifen. So wie das australische Sprint-Ass Robbie McEwen (Lotto Domo). Oder Ex- Weltmeister Oscar Freire (Rabobank) aus Spanien, der dem zu früh jubelnden Zabel beim ersten Klassiker dieser Saison in San Remo den Sieg vor der Nase wegschnappte.