Köln/Roubaix (dpa) - Kleine Genugtuung für Erik Zabel: Der Weltranglisten-Spitzenreiter feierte bei «Rund um Köln» seinen zweiten Saisonsieg und trat damit die Nachfolge des Vorjahressiegers Jan Ullrich an, der am Rhein wieder alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
Zabel gewann nach 201,2 km den Spurt einer 19 Fahrer umfassenden Ausreißergruppe. Der gebürtige Berliner ließ seinem ehemaligen Mannschafts-Kollegen Danilo Hondo (Cottbus) vom Team Gerolsteiner auf Rang zwei keine Chance.
Bei der 89. Auflage des Rennens entfachten wieder mehrere Hunderttausend Zuschauer am Straßenrand fast Tour de France- Begeisterung. Ullrich, der sich in Köln herbe Kritik von Radsport- Legende Eddy Merckx gefallen lassen musste, rollte bei seiner Deutschland-Premiere 2004 im geschlagenen Hauptfeld über die Ziellinie. Zabel, dem der unglückliche zweite Platz von San Remo noch in den Knochen steckt, hatte zuletzt in Köln 1996 gewonnen. «Das war heute eine kleine Hilfe, das Ergebnis von San Remo zu vergessen», sagte Zabel nach seinem Erfolg.
Eine achtköpfige Spitzengruppe mit Jens Heppner (Gera) und dem Bonner U23-Zeitfahr-Weltmeister Markus Fothen hatte sich bei strahlendem Sonnenschein im ersten Renndrittel gebildet und das Geschehen durch das Bergische Land zunächst bestimmt. Erst 6000 Meter vor dem Ziel schloss die Zabel-Gruppe auf.
Das Rennen hatte für T-Mobile mit einer Schrecksekunde begonnen: Paolo Savoldelli (Italien) war in Burscheid nach 20 Km in einen Sturz mit vier Fahrern verwickelt. Der italienische Giro-Gewinner von 2002 kam mit Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus, wo zunächst die befürchteten Brüche am Unterarm und am Schlüsselbein nicht diagnostiziert wurden.
Ullrich, der im Vorjahr nach einem erfolgreichen Solo über 52 km sein sensationelles Comeback mit einem Sieg in Köln eingeleitet hatte, spielte diesmal in der Endabrechnung keine Rolle. Er wurde mit einem Rückstand von 5:41 Minuten nur 63. Schon im Vorfeld wollte er von der Favoriten-Rolle nichts wissen. «2003 war ich Außenseiter und konnte nur gewinnen, weil mich die Konkurrenz in meinem Coast-Trikot nicht erkannte», scherzte Ullrich, der selbst im Vergleich zum Vorjahr noch einen kleinen Form-Rückstand eingestand.
«Aber die Zeit bis zur Tour ist noch lang und ich bin auf gutem Weg», meinte der Olympiasieger, den die fast täglich veröffentlichten Pegelstände seiner körperlichen Verfassung «nerven». Eddy Merckx fällte ein hartes Urteil: «Es scheint, Jan hat in der bisherigen Vorbereitung wieder zu wenig gearbeitet und noch etwas zu viel Gewicht. Er hat zwar noch über zwei Monate Zeit, aber Lance Armstrong bei der Tour zu schlagen, wird schwerer als 2003.»
Im besonderen Verhältnis zwischen T-Mobile und dem Ullrich- Betreuer Rudy Pevenage scheint sich Entspannung anzubahnen. Nach dem Rennen war ein Gespräch mit allen Beteiligten, also auch mit Manager Walter Godefroot, der seinen früheren Partner Pevenage ins Abseits gestellt hat, anberaumt. Dass Pevenage in den Rennen weiter nicht im Begleitwagen sitzen soll, wird als unhaltbar angesehen.