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Primoz Roglic, Träger des Gelben Trikots. Foto: Christophe Petit Tesson/EPA/AP/dpa
14.09.2020 12:49
Slowenien dominiert die Tour - Roglic und Pogacar werden gefeiert

Sassenage (dpa) - Die TV-Einschaltquoten schießen daheim in die Höhe, und den slowenischen Gazetten gehen die Superlative aus. Für das Blatt «Vecer» ist es ein «Traum-Duell» zwischen Gelbträger Primoz Roglic und seinem jungen Rivalen Tadej Pogacar.

«Dies ist kein Märchen mehr und auch kein Traum, all dies ist Realität. Eine der größten Geschichten passiert derzeit im slowenischen Sport», schrieb die größte Tageszeitung «Delo» nach dem nächsten Doppelerfolg bei der 107. Tour de France.

Das kleine Slowenien, ein Land mit gerade einmal zwei Millionen Einwohnern und einem Faible für Fußball und Wintersport, regiert den Radsport. Wie ist das nur möglich? «Das Ergebnis harter Arbeit», sagt der 21 Jahre alte Tour-Debütant Pogacar. Nach seinem Triumph am Grand Colombier ist er der jüngste Fahrer seit 86 Jahren mit zwei Tour-Etappensiegen in einem Jahr. In der Gesamtwertung liegt er nur noch 40 Sekunden hinter Roglic. Der Rest, insbesondere Vorjahressieger Egan Bernal, ist quasi schon abgehängt.

Seit der neunten Etappe trägt Roglic das Gelbe Trikot. Das dürfte auch bis Paris so bleiben, sollte ihm sein Landsmann nicht doch noch in die Quere kommen. «Wir sind Rivalen und auch Freunde. Wir kommen aus dem gleichen Land, aber auf dem Rad wollen wir beide gewinnen», beschreibt Roglic das Verhältnis. Manchmal fahren sie sogar zusammen trainieren, wobei eine Einheit «hart» werden kann, ergänzt Pogacar.

Zwei Freunde, zwei Landsmänner, zwei Rivalen - aber doch auch grundverschieden. Roglic kam erst mit 26 Jahren zum Radsport, nachdem er seine Skisprung-Karriere beendet hatte. Ein Spätstarter also, ganz im Gegensatz zu Pogacar, der bereits seit seinem neunten Lebensjahr leidenschaftlich in die Pedale tritt. Der Junge aus Komenda war schon immer seiner Zeit voraus. In Jugendzeiten hängte er regelmäßig die älteren Rivalen ab. Und im vergangenen Jahr gewann er bei der Vuelta gleich drei Etappen, was noch keinem Fahrer vor ihm bei einer großen Rundfahrt mit 20 Jahren gelang. Für Pogacar mussten die Veranstalter der Kalifornien-Rundfahrt sogar die Siegerehrung umgestalten. Weil er noch nicht 21 war, wurde ihm die Champagnerflasche verwehrt.

Und auch ihr Fahrstil könnte gegensätzlicher kaum sein. Roglic will mit seinem Super-Team Jumbo-Visma immer alles unter Kontrolle haben. Er verfolgt strikt einen Plan. So hatte er sich Ende 2015 schon bei den Team-Verantwortlichen vorgestellt. In fünf Jahren wolle er die Tour gewinnen. Der Plan scheint aufzugehen. Pogacar kennt indes nur das Motto «Alles oder nichts». Attackieren, wann immer es geht. «Was habe ich schon zu verlieren?», sagt der Youngster. Ähnlich war er im vergangenen Jahr mit seinem Solosieg auf der vorletzten Vuelta-Etappe noch auf den dritten Gesamtrang gestürmt.

Pogacar war auch der einzige Fahrer bei der diesjährigen Tour, der Roglic - abgesehen von Bonussekunden - Zeit abknöpfen konnte. Auf der achten Etappe fuhr er 40 Sekunden auf Roglic und Co. heraus, als er den Col de Peyresourde in Rekordzeit hinaufstürmte.


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