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Radprofi Kiwilew stirbt an Sturzfolgen
12.03.2003 15:10
Radprofi Kiwilew stirbt an Sturzfolgen

Le Puy-en-Velay (dpa) - Das Tragen eines Schutzhelms hätte den Radprofi Andrej Kiwilew eventuell vor einem Schädelbruch bewahren und so das Leben des Kasachen retten können. Diese Meinung vertrat Jean- Jacques Menuet, der Teamarzt der französischen Cofidis-Mannschaft, für die der bei Paris-Nizza tödlich verunglückte Kiwilew gefahren ist.

«Der Helm hätte die Bereiche der gebrochenen Schädeldecke abgedeckt und ihm vielleicht sein Leben retten können», sagte Menuet vor dem Start der 3. Etappe in Puy-en-Velay, die nach einer Schweigeminute begann. Die Fahrer verständigten sich auf ein moderates Tempo und wollen geschlossen die Ziellinie passieren - ähnlich wie sie es auf der 16. Etappe der Tour de France 1995 taten, als am Vortag der italienische Olympiasieger Fabio Casartelli tödlich verunglückt war.

Sie fanden damit Zustimmung beim Rennleiter Jean-Marie Leblanc, der als Tour de France-Chef jetzt an eine Helm-Pflicht für den Saison-Höhepunkt überlegte. Radprofis hatten sich schon mehrmals dagegen ausgesprochen.

Kiwilew, der seinen sechs Monate alten Sohn Leonard und seine Frau hinterlässt, starb an den Folgen seines Sturzes auf der 2. Etappe. Nach Angaben seiner französischen Equipe Cofidis erlag der 29-jährige Kasache seinen Schädel-Verletzungen im Hospital von Saint-Etienne. Der Berg-Spezialist, 2001 bei der Tour de France Vierter im Gesamtklassement, war zusammen mit zwei weiteren Fahrern gestürzt und ins Koma gefallen. Der mit in den Sturz verwickelte Gerolsteiner-Profi Volker Ordowski (Weilen) konnte das Rennen fortsetzen.

«Wir sind geschockt. Ich habe es vor drei Minuten erfahren - wir sind alle wie gelähmt. Unsere Fahrer haben sich schwarzes Klebeband besorgt und fahren mit Trauerflor», sagte Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holcer kurz vor dem Etappenstart. Gerolsteiner stellt mit dem Italiener Davide Rebellin den derzeitigen Spitzenreiter des Rennens. Kiwilews Landsmann und Freund Alexander Winokurow vom Team Telekom ist Zweiter.

Kiwilew war vom Krankenhaus in Saint-Chamond in die Neurochirurgie des Hospitals von Saint-Etienne gebracht worden. Es war versucht worden, den 40 km vor dem Ziel gestürzten Kiwilew durch eine Not-Operation zu retten. Durch den Bruch des vorderen Schädelknochens sei Blut ins Gehirn gedrungen. «Das ist eine Katastrophe. Ich kannte ihn gut, wir standen mehrmals in Verhandlungen mit ihm. Erst vor zwei Tagen hat er uns mitgeteilt, dass sein Vertrag Ende des Jahres ausläuft, und dass er dann zu Telekom wechseln wollte», sagte Telekom-Manager Walter Godefroot.

Kiwilews Todesfall ist der erste eines prominenten Radprofis bei einem Rennen seit 1999. Vor vier Jahren starb der Spanier Manuel Sanroma nach einem Sturz bei der Katalanischen Woche in Spanien. 1995 war der italienische Olympiasieger und Teamkollege von Lance Armstrong, Fabio Casartelli, nach einem Sturz in den Pyrenäen während der Tour de France gestorben.

Das Rennen Paris-Nizza wurde mit der 3. Etappe von Le Puy-en-Velay nach Le Pond Du Gard fortgesetzt und endet am Sonntag in Nizza. «Nach diesem Drama ist es besser, zusammen zu bleiben», erklärte ein Verantwortlicher des Cofidis-Teams am Start. Der französische Sportminister Jean-Francois Lamour kondolierte.


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