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Cadel Evans fährt einen starken Giro d'Italia. Foto: Luca Zennaro
23.05.2014 11:26
Giro sollte für Evans Trostpflaster sein

Rivarolo (dpa) - Der 97. Giro sollte nach dem verordneten Verzicht auf die diesjährige Tour de France eine Art Trostpflaster für Cadel Evans sein.

Fünf Tage durfte der Radprofi im Rosa Trikot schon vorsichtig vom Gesamtsieg träumen. Doch es bleibt wohl beim Träumen. «Wir werden sehen, wie ein neues Team die Verantwortung übernimmt, das Rennen zu kontrollieren», sagte der 37 Jahre alte Australier trotzig, nachdem er im Weinort Barolo mit einem schlechten Zeitfahren die Führung überraschend hatte hergeben müssen. Italien scheint ihm auch beim langsamen Karriere-Abschied kein Glück zu bringen.

Evans ist wieder an dem Punkt angelangt, bei dem er zu Beginn seiner Straßenkarriere schon war. Als Debütant eroberte er 2002 das Rosa Trikot, musste es aber in den Bergen gleich wieder abgeben.

Zwar hatte Evans tagelang gehofft, dass ihn jemand vom Rosa Trikot erlösen und von den Kräfte zehrenden Führungsaufgaben entlasten möge. Allerdings sollte dies niemand von seinen unmittelbaren Konkurrenten auf den Gesamtsieg sein. «So ein Führungstrikot bringt zwar Ehre, es kostet aber auch viel Energie. Wir haben gehofft, dass aus einer Ausreißergruppe jemand Rosa übernimmt, der nicht so stark in den Bergen ist», sagte Valerio Piva, Sportlicher Leiter des Australiers beim Team BMC.

Nun hat sein Schützling ausgerechnet an dem Tag, an dem er seine Führung auf die beiden Kolumbianer Nairo Quintana und Rigoberto Uran, noch ausbauen wollte, Schwächen gezeigt. Evans verlor auf Uran 1:34 Minuten. Der Matchplan wurde Makulatur.

Evans, ein gleichmäßiger, aber nicht eben explosiver Bergfahrer, wollte die entscheidende dritte Rennwoche mit fünf Bergetappen und einem Bergzeitfahren - das bevorzugte Terrain für Quintana und Uran - mit Vorsprung in Angriff nehmen. Mit diesem Stil gelang ihm auch der Sieg bei der Tour de France 2011. Nun aber hat er nicht nur Rückstand, sondern auch unnütz Kraft vergeudet.

Sein wichtigstes Saisonziel gerät in Gefahr. Evans hatte sich in Italien einen versöhnlichen Abschluss seiner wechselvollen Karriere erhofft. Als Weltcup-Gewinner im Mountainbike spät auf die Straße gewechselt, wurde er beim Team Telekom aufgrund mangelnder Fahrkünste im Peloton als «Cadel, der Bruchpilot» berüchtigt. Die Entsendung zur Tour an die Seite Jan Ullrichs schien den Bonnern zu riskant.

Erst beim belgischen Lotto-Team konnte er mit zwei Podiumsplätzen bei der Tour und dem WM-Titel 2009 seinem physischen Potenzial gerecht werden. Als Krönung folgte der Toursieg für BMC.

In diesem Jahr schätzte ihn die Teamleitung als nicht mehr gut genug für die Frankreich-Rundfahrt ein. Erstmals seit zehn Jahren hat er im Juli arbeitsfrei. «Ich werde an den Strand gehen», kündigte Evans an. Doch auch das Ersatzziel Giro erweist sich scheinbar als zu hoch gesteckt.

Zeitfahren beim Giro: Kolumbianer Uran fährt ins Rosa Trikot

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