Rom (dpa) - Nach Abschluss der Doping-Ermittlungen zum Giro d'Italia 2001 hat der italienische Staatsanwalt Luigi Boccolini aus Florenz Anklage gegen den Telekom-Arzt Lothar Heinrich und 50 weitere Personen erhoben. Darüber berichtete die «La Gazzetta dello Sport». Der Mediziner aus Freiburg sei in vier Punkten, darunter Sportbetrug und Verabreichung verbotener Substanzen, angeklagt worden und hat jetzt 20 Tage Zeit, sich zu äußern.
«Ich habe von der angeblichen Anklage aus der italienischen Presse erfahren. Bei mir ging bisher weder ein Anruf oder ein Fax ein. Ich finde diese Methode der Veröffentlichung sehr erstaunlich», erklärte Heinrich auf dpa-Anfrage. Neben dem Telekom-Arzt wurden drei weitere Mediziner, vier Funktionäre, neun Mechaniker und Masseure sowie 34 Rad-Profis angeklagt. Unter den Fahrern, die gegen verschiedene Bestimmungen verstoßen haben, befinden sich Marco Pantani, Dario Frigo und die ehemaligen Telekom-Profis Alberto Elli und Giovanni Lombardi (alle Italien).
Heinrich muss der Justiz den Besitz von Coffein und Kortison erklären. «Bei mir wurde eine Packung mit Coffein-Tabletten gefunden, die ich zum Eigenbedarf nutzte, und die frei verkäuflich in jeder Apotheke zu erhalten sind. Ich war damals gerade von einem Ärzte-Kongress in Philadelphia direkt zum Giro gekommen. Außerdem wurde bei mir ein Asthma-Spray gefunden, das unter anderem auch bei Jan Ullrich eingesetzt wurde. All das ist der Justiz im Detail durch unseren Anwalt schon im Zuge der Ermittlungen 2001 mitgeteilt worden», sagte Heinrich weiter.
Die Ermittlungen gegen Jan Ullrich, der bei der spektakulären Polizei-Razzia am 6./7. Juni 2001 während des laufenden Giro in San Remo ebenfalls untersucht worden war, waren im vergangenen Jahr eingestellt worden. Der Tour-Sieger von 1997 konnte nachweisen, dass er Kortison-Präparate gegen eine Asthma-Erkrankung verschrieben bekam. Der Prozess gegen die 51 Angeklagten soll im Oktober beginnen.
Eine parallel laufende Ermittlung läuft derzeit in Padua. Die dortige Staatsanwaltschaft will einen Prozess gegen 27 Radprofis anstrengen. Zu ihnen zählt auch der Gerolsteiner-Profi Davide Rebellin (Italien). Den verdächtigten Sportlern wird Hehlerei, illegaler Import von Doping-Substanzen und Verletzung des Anti- Doping-Gesetzes vorgeworfen.