Stuttgart (rad-net) - Im Kampf um die Abschaffung der Zwei-Meter-Regel haben die Mountainbiker in Baden-Württemberg nun Unterstützung von wissenschaftlicher Seite bekommen. Eine Studie der Universität Freiburg kommt zu dem Schluss, dass sich Wanderer und Radfahrer in der Regel gut verstehen.
Demnach würden nur vereinzelt Konflikte auftreten, und diese auch nur an bestimmten Brennpunkten zu bestimmten Zeiten. Die Untersuchung der Freiburger Wissenschaftler unter Leitung von Professor Ulrich Schraml basiert auf Befragungen von Wanderern und Mountainbikern im Schwarzwald. Die wurden zwischen den Monaten Juni und August an Wochenenden mit gutem Ausflugswetter durchgeführt.
Konkret heißt es in der Schlussfolgerung des Berichts, «das derzeit in der
öffentlichen Diskussion generell als hochgradig belastet dargestellte Verhältnis von Wanderern und Mountainbikern stellt sich im Wald viel differenzierter dar. Ein sehr starkes Störempfinden beschränkt sich bei den Wanderern auf den kleineren Teil dieser Gruppe, der eine besondere Sensibilität aufweist, bzw. auf jene ´hot spots´ des Konfliktgeschehens, bei denen ungünstige Verhältnisse vor Ort eine konfliktfreie Begegnung verschiedener Nutzergruppen erschweren. (…) Mit Blick auf die strittige Zwei-Meter-Regelung wurde somit deutlich, dass pauschale Aussagen über die Konfliktsituation im Schwarzwald wenig sinnvoll sind.»
«In der Tat gibt es nach persönlichen Erfahrungen im Wald nur selten wirkliche Konflikte und diese vor allem deswegen, weil es in den verschiedenen Gruppen von Waldbenutzern immer wieder einzelne Menschen gibt, die sich nicht an die bestehenden Regeln halten», sagt Dr. Manfred Schwarz, Vizepräsident für Kommunikation im Bund Deutscher Radfahrer (BDR). «Nach der Abschaffung der Zwei-Meter-Regelung sollten in Ausnahmefällen auch Fahrverbote festgelegt werden können; das wäre wohl ein Kompromiss, mit dem die verschiedenen Gruppen gut leben könnten», so Schwarz.
Nach Einreichung einer Petition mit knapp 60.000 Unterschriften zur Abschaffung der Zwei-Meter-Regel im baden-württembergischen Landtag, bleibt das Thema auf der politischen Agenda. Erst vergangene Woche hatte Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, ein sogenanntes Mountainbike-Handbuch vorgestellt. Darin werden mögliche Ausnahmeregelungen beschrieben, wie bestimmte Wege als Fahrstrecke freigegeben werden können. «Unser Ziel ist es, den Wald für alle Menschen so uneingeschränkt wie möglich erlebbar zu machen. Deshalb wollen wir den Beteiligten vor Ort einen Leitfaden für die Einrichtung spezieller Mountainbike-Trails in die Hand geben», sagte Bode bei der Präsentation in Hinterzarten.
Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, in dem das Radfahren auf Waldwegen unter zwei Metern Breite durch das Landeswaldgesetz untersagt ist. Die Württembergischen Radsportverband (WRSV) und der Badische Radsport-Verband (BRV) suchen gemeinsam mit der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) nach einer - für alle Beteiligten - zufriedenstellenden Kompromisslösung. «Wir haben das klare Ziel, einen MTB-Sport zu ermöglichen, der ohne Grundsatzreglementierungen stattfinden kann. Es ist aktuell recht schizophren, denn unter derzeitigen Umständen ist es gesetzeswidrig, ein staatlich geförderter MTB-Olympiasieger werden zu wollen», sagt Jochen Lessau, Geschäftsführer des WRSV.
zum «Mountainbike-Handbuch - Leitfaden zur Entwicklung von MTB-Strecken und -Trails» …
Zwei-Meter-Regel: Unterschriften im Stuttgarter Landtag übergeben