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Sylvain Chavanel trägt nun das Gelbe Trikot.
05.07.2010 19:10
Chavanel nach Chaos-Rennen in Gelb

Spa (dpa) - Zahlreiche Stürze und eine spontane Solidaritätsaktion von Fabian Cancellara und Co. haben dem Franzosen Sylvain Chavanel unverhofft zum ersten Gelben Trikot seiner Karriere verholfen.

Der Quick-Step-Fahrer profitierte davon, dass die im Feld versammelten Topfahrer bummelten, um auf die gestürzten Radsport-Asse Lance Armstrong und Andy Schleck zu warten. «Das war eine Solidaritätsaktion», begründete der Gesamtdritte Tony Martin das Stillhalteabkommen im Finale der 2. Etappe der 97. Tour de France.

Scharfe Kritik an dem Schulterschluss des Pelotons übte Milram- Teamchef Gerry van Gerwen, der sich um die Chance auf einen Tagessieg gebracht sah. «Dafür habe ich kein Verständnis. Wo bleibt da der Respekt vor dem Publikum?», schimpfte der Niederländer. Auch andere Teamchefs reagierten erbost auf die Bummelei ihrer Fahrer.

So aber hatte Chavanel nach einem chaotischen Auf und Ab in den Ardennen mit vielen Crashs und andauerndem Nieselregen keine Mühe, um fünf Tage nach seinem 31. Geburtstag in Spa als Solist zu gewinnen und den unglücklichen Cancellara an der Spitze der Gesamtwertung abzulösen. «Das ist das reine Glück, was ich hier erlebe. Ich bin überwältigt», stammelte der neue Mann in Gelb, dem als erster Gratulant Belgiens Radsport-Ikone Eddy Merckx um den Hals fiel.

Im Klassement führt Chavanel, der im Kur- und Heilbad Spa seinen zweiten Tour-Etappensieg ausgelassen feierte und seine Halskette küsste, nun vor dem Schweizer Cancellara (Rückstand: +2:57 Minuten) und dem Eschborner Martin (3:07). Dem guten Klassiker-Fahrer Chavanel ist zuzutrauen, dass er am Dienstag auf den gefürchteten Kopfsteinpflasterpassagen in Nordfrankreich das «Maillot Jaune» verteidigen und bis zum Wochenende in Gelb fahren kann.

Tageszweiter im 3:56 Minuten später geschlossen eintrudelnden Peloton wurde nach 201 Kilometern der Franzose Maxime Bouet vor Milram-Profi Fabian Wegmann.

Einen schwarzen Tag erwischte der Luxemburger Andy Schleck, der 30 Kilometer vor dem Ziel auf regennasser Straße ausrutschte und sich den Ellenbogen blutig schlug. Immerhin verlor er keine Zeit auf seine Hauptkonkurrenten Alberto Contador und den ebenfalls gestürzten Armstrong. Für den Texaner gab Teamchef Johan Bruyneel nach der Etappe Entwarnung: «Lance ist ok, er hat ein bisschen an der Hüfte und am Ellbogen verletzt.» Der Tour-Rekordsieger war in der Abfahrt vom Cote de Stockeu zu Fall gekommen. «Die Abfahrt dort war ein bisschen wie Schlittschuhlaufen», meinte Bruyneel. Auch Armstrongs Teamgefährten Andreas Klöden und Levi Leipheimer seien gestürzt.

Schon am Dienstag könnte das Klassement wieder durcheinandergewirbelt werden, wenn die Kopfsteinpflaster warten. «Es wird ein Blutbad geben», malte Armstrong vor der 3. Etappe ein düsteres Bild. Auch Milram-Kapitän Linus Gerdemann bediente sich martialischer Worte: «Das gibt Mord und Totschlag.»

Lange vor der Zieldurchfahrt in der Nähe von Michael Schumachers Lieblings-Formel-1-Strecke in Spa hatte Marcus Burghardt von einem Tagessieg geträumt. Der lange Sachse aus Zschopau, der zuletzt zwei Etappen bei der Tour de Suisse im Alleingang gewonnen hatte, war Mitglied einer achtköpfigen Ausreißergruppe, die sich kurz nach dem Start in Brüssel gebildet hatte. Am vorletzten Anstieg konnte Burghardt seinen Begleitern um Chavanel, der alle anderen ebenfalls abhängte, aber nicht mehr folgen.

Wie schon am Vortag beim Sturzfestival in Brüssel überschatteten die Verletzungen einiger Fahrer das sportliche Geschehen. Wieder säumten Hunderttausende Zuschauer die Strecke, die teilweise durch das Terrain des Frühjahrsklassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich führte.


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