Sierre (dpa/rad-net) - Radprofi Heinrich Haussler meldet sich nach zahlreichen Krankheiten und Verletzungen zurück und feiert drei Wochen vor Beginn der Tour de France seinen ersten Saisonsieg. Der gebürtige Australier mit deutschem Pass aus dem Cervélo Testteam gewann die 2. Etappe der Tour de Suisse.

In Sierre entschied der in Freiburg lebende 26-Jährige nach 168 Kilometern den Massensprint für sich. Dabei ließ er die Sprintstars Mark Cavendish (England), Alessandro Petacchi (Italien), Oscar Freire (Spanien) oder Gerald Ciolek (Pulheim) hinter sich. In Sierre herrschte ähnlich unangenehmes Regenwetter wie bei Hausslers Tour-de-France-Tagessieg im Vorjahr in den Vogesen. «Es freut mich, heute gewonnen zu haben. Bei der Kalifornien-Rundfahrt musste ich mit Knie-Problemen aussteigen und habe danach aber gut trainieren können. In Hinblick auf die Tour bin ich zuversichtlich», so Haussler.

Das Gelbe Trikot des Spitzenreiters im Gesamtklassement verteidigte Vorjahressieger Fabian Cancellara, der am Vortag den Prolog in Lugano gewonnen hatte. Er erreichte zeitgleich mit Haussler das Ziel, genau wie Tour-de-France-Seriensieger Lance Armstrong und der Wahlschweizer Andreas Klöden.

Lange Zeit bestimmte eine Ausreißergruppe das Renngeschehen, in der auch Milram-Profi Matthias Ruß vertreten war. Dabei sammelte der Deutsche genug Punkte, sodass er morgen als Träger des Sprinttrikots an den Start geht. Im Gesamtklassement liegt er auf Rang zehn. Pech hatte hingegen sein Teamkollege Dominik Nerz, der auf der letzten Etappe schwer stürzte. «Das Glück war heute nicht auf unserer Seite. Wir hatten viele Reifenschaden und zum Schluss ist Dominik Nerz schwer gestürzt. Wir können erst nach einer Untersuchung sagen, ob er weiter fahren kann», sagte Ralf Grabsch, der Sportliche Leiter des Teams Milram in der Schweiz. «Matthias Ruß ist heute ein super Rennen gefahren. Leider hat das Feld die Ausreißer noch kurz vor dem Ziel gestellt. Aber als Lohn für die harte Arbeit fährt Matthias Montag im Sprinttrikot.»

Der Deutsche Tony Martin hatte den Sieg beim Prolog nur knapp verpasst. Der 25-jährige Eschborner vom Team Columbia wurde beim 7,6 Kilometer langen Zeitfahren in Lugano Dritter und blieb dabei nur drei Sekunden hinter Zeitfahrweltmeister Cancellara.

Der Schweizer, der zuletzt mit einer obskuren mechanischen Manipulation in Verbindung gebracht wurde, hatte 10:21 Minuten benötigt und den Sieg auf den letzten Kilometern herausgefahren. Auf Rang zwei landete der Tscheche Roman Kreuziger, Tour-de-Suisse- Gewinner 2008, mit einer Sekunde Rückstand auf den Sieger. Armstrong hatte sich auf regennassem Asphalt zurückgehalten und nur den 44. Platz belegt.

Die neuntägige Schweiz-Rundfahrt gilt als letzte Standortbestimmung für die am 3. Juli in Rotterdam beginnende Tour de France.