Leipzig (rad-net) - Im Rahmen einer «2. Leipziger Erklärung» haben am Wochenende über 60 A-Trainer des Bund Deutscher Radfahrer ihre Position im Kampf gegen Doping und zur Doping-Prävention konkretisiert und damit die «Leipziger Erklärung» aus dem November 2007 ergänzt. Im Rahmen des Symposiums zur Doping-Prävention, das Teil der Weiterbildung der A-Trainer des nationalen Verbandes war, begrüßten die Trainer auch die Ergänzung der Ausbildungsordnung, in der nun der Anti-Doping-Kampf integrierter Bestandteil ist. «Damit haben wir den Anti-Doping-Kampf nun auch in der Trainer-Ausbildung institutionalisiert», so Jugendsekretär Hilmar Heßler. «Damit ist der BDR der erste Verband, der dies so umgesetzt hat.»
Auch im Rahmen ihrer «2. Leipziger Erklärung» haben die Tagungs-Teilnehmer sich klar positioniert. «Die Trainer haben sich alle voll hinter die Erklärung gestellt», so der Leipziger Professor Dr. Dietmar Junker, Wissenschaftskoordinator des BDR. «Die Erklärung ist dabei das Ergebnis einer konstruktiven Diskussion und einer für alle wertvollen Weiterbildung. Das ganze ist ein wesentlicher Beitrag zur Unterstützung der Anti-Doping-Aktivitäten im BDR weil die Trainer ganz wichtige Multiplikatoren sind.» Auch aus Sicht von Professor Dr. Gerhard Treutlein, Leiter des Zentrums für Dopingprävention an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg gab es eine positive Bilanz von Tagung und wie im Vorjahr einstimmig beschlossener Erklärung: «Der BDR macht von allen Verbänden im Anti-Doping-Kampf am meisten», so Treutlein.
Lob aus dem Teilnehmer-Kreis gab es nach der Tagung aber auch für die Referenten: «Wir haben sehr viel über Doping-Prävention gehört und vor allem war es gut, wie auch für Nicht-Wissenschaftler wissenschaftliche Inhalte verständlich rübergebracht wurden. Der Lehrgang hat uns gute Argumente für unsere Arbeit und die Doping-Prävention in Verband und Verein gebracht», so beispielsweise Jörg Wiechmann, ehemaliger Nationalfahrer und Vorsitzender des RSC Hildesheim.
Ähnlicher Meinung war auch Thomas Schediwie, Landestrainer Mountainbike für Baden-Württemberg und Trainer einiger Radprofis. «Eine klasse Aktion», so der Coach, der gleichzeitig die Gelegenheit nutzte, neue Kontakte wie zu Thomas Moeller, Diagnosetrainer der Deutschen Triathlon Union (DTU) und Mitarbeiter am Institut für angewandte Trainingswissenschaften (IAT) Leipzig, zu knüpfen. «Die Referenten waren sehr gut ausgewählt, vor allem der Kontakt zur DTU hat mich sehr gefreut. Ich glaube, da gibt es zwischen dem Triathlon und Mountainbike einige Parallelen, da können wir voneinander profitieren», so Schediwie. «Es war wohltuend zu erleben, mit welcher Transparenz und Offenheit hier in Leipzig gesprochen wurde.»
Neben BDR-Wisschenschaftskoordinator und Lehrgangsleiter Dietmar Junker sowie Gerhard Treutlein, Leiter des Symposiums am Samstag, gehörten unter anderem Dr. Horst Pagel von der Universität Lübeck, Manuel Ruep von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, der ehemalige Nationalfahrer Robert Lechner aus Ruhpolding sowie der Journalist und Anti-Doping-Kämpfer Ralf Meutgens aus Timmendorf zu den Referenten des Lehrganges im Parkschloss Leipzig-Grünau.
Bereits zum Auftakt hatte in Leipzig das Referat von und die anschließende Diskussion mit BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer für einige Überraschungen gesorgt. Im Rahmen des Themenkomplexes «Leistungsentwicklung im Hoch- und Nachwuchsleistungssportbereich des BDR im Jahr 2008 und Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit im neuen Olympiazyklus 2008 bis 2012» hatte der Berliner das aktuelle Anti-Doping-Programm des Verbandes vorgestellt und musste dabei feststelle, «dass hier noch Informationsbedarf besteht», so Bremer. «Die verbreitete Meinung war, der BDR mache zwar Kontrollen sei aber in der präventiven Arbeit nicht vertreten.»
Entsprechend überrascht und positiv wurden die Maßnahmen von den Trainern in Leipzig aufgenommen. «Das sind gute Argumente, die man auch für die Gespräche mit den Medien und den Sportlern nutzen kann», hatte sich Jochen Hahn, Sportlicher Leiter beim Team Milram gleich am Freitag geäußert. «Wir werden hier auf jeden Fall weiter die Kommunikation suchen», versprach Bremer, der unter anderem die Gespräche und Ergebnisse im Rahmen der «Runden Tische» aus dem Jahr 2006, die Aktivitäten des Verbandes zur Einführung des Blutpasses, die Anträge des nationalen Verbandes an den Weltradsportverband UCI, die Änderungen der Satzung, die Zahlungen des BDR in Höhe von 84.000 Euro an die Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) aus dem ordentlichen Haushalt zur Finanzierung von Trainingskontrollen sowie die Präventionsmaßnahmen wie «GATE» oder Lehrgänge in den BDR-Trainingslagern vorgestellt hatte.
«2. Leipziger Erklärung» zur
Dopingprävention im BDR 2008 im Wortlaut |
Hiermit erklären die über 60 A-Trainer des Bund Deutscher Radfahrer als Teilnehmer des
A-Trainer-Weiterbildungslehrganges vom 7. bis 9. November 2008 in Leipzig mit
dem «Symposium zur Dopingprävention» folgendes:
1. Wir unterstützen die vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und seiner
Radsportjugend bereits realisierten und geplanten umfangreichen Maßnahmen zur
Dopingbekämpfung und zur Dopingprävention.
2. Eine besonders effektive Maßnahme sehen wir als Trainer im zielgerichteten
weiteren Ausbau der bereits vorhandenen und neu einzurichtenden zentralen und
dezentralen komplexen und disziplinspezifischen Leistungsdiagnostikzentren für
alle Leistungssportler zum Beispiel an den Olympiastützpunkten und in anderen Einrichtungen. (Durch eine Vielzahl von Leistungsdiagnostiken und durch lückenlose individuelle Trainings- und Leistungsanalysen im Jahresverlauf können normale, aber auch auffällige trainingsmethodisch nicht erklärbare Leistungssprünge erkannt werden.)
3. Wir vertreten die Auffassung, dass eine umfassende Dopingprävention in allen
Leistungs- und Altersklassen das Hauptinstrument in der Dopingbekämpfung ist.
Daher werden wir in unseren eigenen Tätigkeitsbereichen weiterhin und verstärkt
aktive Maßnahmen zur Dopingprävention realisieren. Dazu gehören eine stärkere
Nutzung der im BDR-Internetportal (www.rad-net.de) unter der Sonderrubrik «Antidoping» veröffentlichten sehr umfangreichen Publikationen von Aktivitäten,
Beschlüssen, Programmen, Dopinglisten, Vorschriften und eine
zielgerichtete umfassende Information und Aufklärung aller Sportler,
Übungsleiter, Trainer, Eltern und anderer Akteure im Umfeld über die
Dopingprävention und über Gefahren des Medikamentenmissbrauchs.
4. Die erstmals durch den BDR mit seiner Radsportjugend durchgeführte Schulung
von Dopingbeauftragten und so genannter «Multiplikatoren» der Landesverbände
ist eine sehr zu begrüßende zentrale Maßnahme des BDR unter Mitarbeit des
Zentrums für Dopingprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
5. Wie vom BDR bereits bei der Betreuung aller seiner Nationalteams im
Nachwuchsbereich umgesetzt, vertreten auch wir die Meinung, dass
Nahrungsergänzungsmittel und ähnliche Präparate im Bereich des Nachwuchssports abzulehnen sind.
6. Wir nehmen zur Kenntnis, dass das im vergangenen Jahr (November 2007) von den Trainern im 1. Anti-Doping-Symposium geforderte Werbeverbot für
Nahrungsergänzungsstoffe in allen Radsport-Publikationen weitgehend umgesetzt
wurde und schließen uns der Forderung zum vollständigen Werbeverbot für diese
Präparate an. Statt dessen empfehlen wir eine Ernährungsberatung, aufbauend
auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, fachspezifische Publikationen in unserem
Fachorgan und die Erarbeitung von Handreichungen (Anleitungen und
Lehrmaterialien) für die Trainer, Übungsleiter, Eltern und Sportler.
7. Wir begrüßen, dass in der von Radsportexperten neu überarbeiteten
Ausbildungsordnung des BDR für die Aus- und Weiterbildung von Übungsleitern, C-, B-und A-Trainern in allen Radsportdisziplinen die Dopingprävention als Aus- und Weiterbildungsschwerpunkte erstmalig aufgenommen wurde. Zur Umsetzung der
Lehrthemen sind weitere Lehr- und Lernmittel zu erarbeiten und das Thema
Dopingprävention muss pflichtmäßig in allen Aus- und
Weiterbildungsveranstaltungen realisiert werden. Dazu sind verstärkt
Finanzmittel für die Erarbeitung von Arbeitsmaterialien durch Experten bereit zu
stellen, da diese wichtigen Materialien nicht vornehmlich durch ehrenamtlich
arbeitende Fachexperten realisiert werden können.
8. Wir sehen in der Einrichtung einer für den Nutzer kostenfreien
Beratungsstelle und Hotline zur Dopingprävention durch das Präsidium des BDR
eine effektive Maßnahme Fragen und Probleme beantworten und schneller lösen zu
können.
9. Wir fordern das Präsidium des BDR auf, mit uns Trainern und allen
Funktionären sowie mit Fachexperten von außerhalb, die sich für die
Dopingbeseitigung engagieren noch effektiver zusammenzuarbeiten und wir werden gemeinsam den eingeschlagenen Weg in der Dopingbekämpfung fortführen.
10. Wir Trainer sind der Auffassung, dass das Präsidium des BDR aus dem Kreis
der Leitungsgremien des BDR (Präsidium oder Hauptausschuss) eine Leitungsperson
beauftragen sollte, die zu allen Fragen, Problemen und Aufgaben in der
Dopingprävention und der Dopingbekämpfung Ansprechpartner ist und dass wir
gemeinsam alle Anti-Doping-Beschlüsse und Maßnahmen und unsere Anregungen und Forderungen des „2. Leipziger Symposiums zur Dopingprävention“ zeitnah umsetzen werden.
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Fortbildung für A-Trainer: Symposium zur Doping-Prävention
Trainer im BDR verabschieden Zehn-Punkte-Plan gegen Doping