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Ullrich hat einer Übergabe seine Dokumenten an die Staatsanwaltschaft zugestimmt.
07.04.2008 16:21
Fall Ullrich ohne «umstrittenstes Stück»

Bonn (dpa) - Der Fall Ullrich steht wohl vor dem Ende, doch auf das «umstrittenste Stück» der Schweizer Unterlagen muss die Bonner Staatsanwaltschaft bei der Entscheidungsfindung verzichten.

Ein dünner Ordner vorwiegend mit Anwaltspost, der in der Schweizer Villa des ehemaligen Radprofis sichergestellt wurde, habe er dem Tour-de-France-Sieger von 1997 zurückgeschickt, sagte der leitende Staatsanwalt des Kantons Thurgau, Hans-Ruedi Graf, der Deutschen Presse-Agentur dpa am Montag. «Der Ordner war das umstrittenste Stück.» Sein Bonner Kollege Fred Apostel bestätigte, dass es die «Möglichkeit einer Einstellung gegen Auflagen» gebe.

Die restlichen Akten und Daten, die noch beim Bezirksamt in Kreuzlingen lagern, würden noch in dieser Woche an die Bonner Behörde versandt, sagte Graf. «Das sind die Sachen, die im Ausscheidungsverfahren von der Staatsanwaltschaft Bonn angefordert wurden.» Die Unterlagen waren bei einer Durchsuchung der Ullrich- Villa in Scherzingen am 13. September 2006 sichergestellt worden, als der 34-Jährige in den Flitterwochen war.

Apostel betonte, eine baldige Einigung hänge «nicht an Zahlungen allein, das setzt sich zusammen aus verschiedenen Komponenten». Die «Bild»-Zeitung mutmaßte, dass das Verfahren gegen eine Zahlung von 250 000 Euro eingestellt werden könnte. Das Magazin «Focus» hatte von einer Million Euro berichtet. Dass für Ullrich bei einem solchen Deal nach den Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs trotz belastender Doping-Indizien weiter die Unschuldsvermutung gilt, stört Apostel nicht: «Da werde ich keine Bauch- oder Kopfschmerzen haben.»

In der Schweiz drohen Ullrich weiter sportrechtliche Konsequenzen. «Diese verbandsinternen Ermittlungen sind nicht eingestellt. Es sind Abklärungen im Gang», sagte der Leiter des Fachbereichs Dopingbekämpfung am Bundesamt für Sport, Matthias Kamber. Zudem beschäftigt sich das Hamburger Landgericht mit einem Rechtsstreit zwischen Doping-Experte Werner Franke und Ullrich. Franke hatte den Ex-Profi bezichtigt, dem spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes Geld für die Anschaffung illegaler Substanzen bezahlt zu haben. Wann Fuentes auf Gran Canaria als Zeuge vernommen wird, sei noch unklar, sagte ein Gerichtssprecher. «Es dauert noch ein bisschen, bis die Mühlen zwischen Deutschland und Spanien mahlen», meinte Ullrich-Anwalt Hotze auf Anfrage.

Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen Ullrich wegen Betruges zu Lasten seines ehemaligen Sponsors T-Mobile. Der Magenta-Rennstall hatte den Ex-Profi kurz vor der Tour 2006 suspendiert, drei Wochen später wurde der Vertrag Ende Juli aufgelöst. «Wir beobachten das aufmerksam, sind aber kein direkter Teilnehmer der Entwicklung», kommentierte Christian Frommert, Sponsoringleiter der Deutschen Telekom, die jüngsten Geschehnisse.

Ullrich hat jegliches Doping stets bestritten. Die Bonner Ermittler hatten ihm durch einen DNA-Abgleich nachgewiesen, dass 4,5 Liter seines Blutes bei Fuentes lagerten. Außerdem wurden Konto- Bewegungen zwischen Ullrich und Fuentes zumindest über 25 000 Euro belegt. Zuletzt wurde das einstige Sportidol durch die Aussagen seines ehemaligen Masseurs Jef D'hont und einen Bericht des Untersuchungsausschusses der Uniklinik Freiburg erneut belastet. Ullrich hatte im Februar 2007 seinen Rücktritt als Radprofi erklärt.


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