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Muss morgen schon wieder früh raus: Um vier geht es für Daniel Becke schon zum Flughafen. Foto: rad-net
30.03.2008 22:48
Tagebuch: Die Bahn-WM in Manchester - „Henne hat mich eiskalt versägt“

Manchester (rad-net) - Mit den Weltmeisterschaften in Manchester fand auf der britischen Insel für die Bahnradfahrer der erste große Höhepunkt der Saison statt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen im Aufgebot des Bund Deutscher Radfahrer. Insgesamt fünf Medaillen hat die Mannschaft am Ende im Velodrom von Manchester gewonnen. Wie es der Mannschaft in der Weltmeisterschafts-Woche in Manchester auch zwischen den Rennen ergangen ist, berichten die Aktiven in ihrem Tagebuch auf rad-net.

Zum Abschluss der Titelkämpfe erzählt Daniel Becke, wieso der Sonntag auch für die Ausdauerfahrer trainingsfrei war und was dem Verfolger nach dem Olympia-Aus derzeit so durch den Kopf geht. Der Erfurter gehört mit 30 Jahren zu den Routiniers im Bahn-Team. Insbesondere im Zeitfahren gehört Becke, der auch die Tour de France schon erfolgreich bestritten hat, auch auf der Straße zu den deutschen Top-Sportlern. Unter anderem fuhr er für das Team Milram, bevor er sich wieder komplett auf die Bahn konzentriert hat. In der Mannschaftsverfolgung war Becke Olympiasieger und Weltmeister und Teil des Weltrekord-Teams von Sydney.

„Heute hatten wir einen trainingsfreien Tag. Für diesen Umstand war hilfreich, dass unsere Räder schon gestern für die Rückreise verladen werden mussten. So konnten wir ganz entspannt als Zuschauer die letzten Wettbewerbe ansehen. Gestern war ich mit meinem Zimmernachbarn Henning noch zwei Stunden auf der Straße unterwegs und am letzten Anstieg, in Manchester, gab es ein letztes, spaßeshalber vereinbartes Kräftemessen... Kurzes Resümee hierzu: Henne hat mich eiskalt versägt, hat mich einfach überholt, als ich mich nach ihm umsah, weil ich noch mal eben feststellen wollte, wie viel Vorsprung ich nun schon herausgefahren hatte. Henne hat sich dann aber so sehr über seinen Sieg gefreut, dass ich ganz glücklich war, ihm so eine tolle Freude gemacht zu haben, also ein ganz glückliches Training für uns gestern. Viel glücklicher als Wettkampf zuletzt.

Wir waren dann heute noch mal auf der Bahn, ausschließlich als Zuschauer, und konnten nochmals das britische Publikum genießen. Bei britischen Erfolgen gab es selbstverständlich Gänsehautatmosphäre, aber auch sonst erwies sich das Pumplikum als sportfachlich - äußerst fair und sehr kompetent. Christin hat heute die Medaille für Deutschland geholt, Bronze, obwohl wir sie alle von der Tribüne der Gegengeraden als Zweite ins Ziel haben fahren sehen.

Den heutigen Abend werde ich ruhig ausklingen lassen. Eigentlich gibt es traditionsgemäß eine Abschlussparty, aber zum Feiern fehlt dann doch die Stimmung und der Grund. Außerdem haben wir schon um vier Uhr morgens den Transfer zum Flughafen und die Straßensaison steht vor der Tür.

Momentan ist für mich recht unklar, wie die Saison jetzt im Detail weiter geht, denn es war natürlich alles ganz auf Peking ausgerichtet. Aber die Olympischen Spiel werden wir jetzt nur aus der Ferne verfolgen können. Auf jeden Fall steht eine Fahrplan-Änderung an - in vielerlei Hinsicht. Die Weltmeisterschaft war ursprünglich als Zwischenhöhepunkt auf dem Weg zu den Olympischen Spielen geplant, mit ein paar ruhigen Tagen im Anschluss, aber nur an den geplanten, ruhigen Tagen ändert sich jetzt nichts. Diese Tage möchte ich insbesondere nutzen, um in Ruhe nachzudenken. Man kann die Augen nicht davor verschließen, es gibt jetzt eine Menge Variablen, die Situation ist nach allen Seiten offen. Aber mir ist bewusst, dass meine Entscheidung, auf was der Rest der Saison und die kommende Saison ausgerichtet werden soll, möglicherweise eine Entscheidung für mehrere Jahre ist.

Ein Journalist fragte mich nach dem Viererlauf, ob ich denke, dass, für die Bahn-Verfolger, der Tiefpunkt erreicht ist, und ich habe geantwortet: ich hoffe ja. Für die Zukunft sind nun alle Kompetenzen gefragt und Entscheidungen, mit Aussicht auf Erfolg. Wir werden sehen.“

Daniel Becke im Sportlerportrait

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Manchester, 29. März 2008

Gestern hat Charlotte Becker von ihrem rabenschwarzen Tag im Punktefahren erzählt, den sie nicht wirklich einordnen konnte. Die 24-Jährige fuhr einen Tag nach der Bronzemedaille in der Mannschaftsverfolgung als eine der Favoritinnen im Punktefahren hinterher und verpasste mit Platz 16 auch ihre Olympia-Fahrkarte. Die Radsportlerin aus Waltrop, die auf der Straße für die Equipe der Nürnberger Versicherung fährt, hatte im Januar in Los Angeles im Scratch ihren ersten Weltcup-Sieg gefeiert und war zuletzt beim Weltcup-Auftakt der Frauen auf der Straße in Australien Achte geworden. Zu ihren größten Erfolgen gehört unter anderem auch der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Einzelzeitfahren 2006.

„Tja, das war wohl so ein Tag, den man einfach nicht versteht. Eigentlich ging‘s mir relativ gut und ich hatte mir auch ziemlich viel ausgerechnet. Gerade auch für die Olympischen Spiele, aber es hat heute einfach gar nichts hingehauen. Ich habe mich wahrscheinlich selbst zu sehr unter Druck gesetzt, irgendwie die Nerven verloren. An den Beinen lag es jedenfalls nicht, die waren gut. Um so enttäuschter bin ich jetzt natürlich. Keine Ahnung, ich weiß nichtmal, was ich jetzt dazu sagen soll.

Im Prinzip habe ich im Rennen heute erstmal genau das gemacht, wovor mich alle gewarnt hatten: Ich habe zu früh die Kräfte verballert. Und dann habe ich mich irgendwann auf Marianne Vos konzentriert, was ja echt die schlauste Sache war, aber als sie dann rumgefahren ist, bin ich nicht mitgefahren. Ich habe keine Ahnung, warum nicht. Von den Beinen hätte ich es drauf gehabt. So war ich in einer Wertung Zweite und in einer Wertung Vierte, die ich hätte gewinnen können. Aber auch das hätte wohl nicht für die Olympische Spiele gereicht. Das war‘s dann mit dem Traum. Hilfe, ich bin schon Rennen besser gefahren, wo ich mich viel schlechter gefühlt habe.

Hinterher weiß man gar nicht, was man sagen soll. Ich habe auch noch mit kaum einem darüber gesprochen. Ist ja auch für die anderen schwierig, die richtigen Worte zu finden. Und Christin, meine Zimmernachbarin, soll ja morgen selber noch gut fahren. Bringt ja auch nichts, wenn ich jetzt hier rumheule. Natürlich freue ich mich auch über die Medaille gestern noch, auch der Tag gestern war wichtig, aber der heute war halt noch wichtiger. Und daher ist da erstmal nur Traurigkeit. Da muss ich jetzt erstmal eine Nacht drüber schlafen. Oder zwei. Oder auch drei. Und dann geht‘s mit voller Konzentration auf der Straße weiter.“

Charlotte Becker im Sportlerportrait

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Manchester, 28. März 2008

Am Freitag hat Dana Glöß vom Tag nach dem Medaillengewinn im Teamsprint und dem Ausscheiden im Sprint und von den Folgen eines überlegten Bundeswehr-Stickers auf dem Trikot erzählt. Die 25-Jährige holte am gestrigen zweiten Wettkampftag mit Bronze ihre erste WM-Medaille. Beim Weltcup in Kopenhagen hatte die Deutsche Meisterin im Sprint zuletzt im Keirin ebenfalls Bronze geholt.

„Tja, ein guter Tag und dann ein weniger guter... Nach der ersten WM-Medaille unserer Karriere hatten wir beide heute im Sprint-Turnier leider weniger Erfolg. Nachdem meine Zimmerkollegin Miriam Welte und ich in der Qualifikation noch nah an unsere persönlichen Saisonbestzeiten herangefahren sind, sind wir gleich in der zweiten Runde auf deutlich schnellere Gegnerinnen gestoßen und mussten uns denen leider geschlagen geben. Aber die Freude über die Bronzemedaille von gestern kann uns das schonmal nicht trüben.

Während sich meine Zimmerkollegin jetzt schonmal Gedanken machen kann, wie sie die Strafe der UCI in Höhe von 2000 Schweizer Franken wegen unerlaubter Werbung auf dem Trikot finanziert, muss ich mich nochmals für das Keirin-Rennen konzentrieren. Miriam hatte gestern eine Sticker der Bundeswehr rechts am Trikot. Tja, das war leider ,nicht regelkonforme Bekleidung‘, wie die UCI sagt. Miriam meint nur, ,echt dumm gelaufen, ich habe doch nicht gewusst, dass ich mir das nicht drauf machen darf‘.

Aber auch das wird uns unsere Stimmung hier nicht verderben. Wir sind mit unseren Leistungen hier bisher sehr zufrieden. Im Sprint war heute einfach nicht mehr drin. Da kann immer alles passieren. Und die 500 Meter, die waren für Miriam auch einfach nur super. Ich werde jetzt im Keirin nochmals richtig angreifen. Die Medaille motiviert dabei genauso wie der weniger erfolgreiche Sprint. Ich will im Keirin auf jeden Fall nochmals allen zeigen, was ich drauf haben.

Am Nachmittag waren wir heute noch gemeinsam auf der Bahn und haben uns angeschaut, wie Chris Hoy allen gezeigt hat, was er drauf hat. Außerdem konnten wir beim Zuschauen noch einiges lernen und haben besonders im Viertelfinale der Frauen natürlich richtig mitgefiebert. Dazu kommt ein euphorisches und faires Publikum in der Halle, das steckt einfach alle an. Uns hat es bisher wahnsinnig Spaß gemacht, hier zu fahren. Miriam ist ganz traurig, dass sie am Wochenende nicht mehr fahren kann.“

Dana Glöß im Sportlerportrait
Miriam Welte im Sportlerportrait

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Manchester, 27. März 2008

Am Donnerstag hat Michael Seidenbecher von der Stimmung im deutschen Team und auf dem Zeitfahrer-Zimmer sowie von den Tricks der britischen Gastgeber für das Weltrekord-Rennen im Vierer erzählt. Der 23-Jährige vom RSC Turbine Erfurt war in der aktuellen Weltcup-Saison Vierter im Zeitfahren von Sydney und geht in Manchester als Deutscher Meister in dieser Disziplin an den Start. Bei den Weltmeisterschaften 2007 belegte er Rang neun. Zu seinen größten Erfolgen gehört der Sieg beim Bahn-Weltcup im Dezember 2006 in Moskau.

„Tja, mit Ausschlafen war heute leider nichts. Um halb acht standen die Kontrolleure der UCI vor der Tür. Blutkontrolle. Das ganze Hotel musste antreten, also alle Nationen, die hier untergebracht sind. Unser Team, dazu die Spanier und die Franzosen. Das war‘s dann mit dem gemütlichen Morgen...

Dafür haben wir es ja sonst ganz gut getroffen hier im Hotel. Ich bin mal wieder mit Robert Förstemann auf dem Zimmer. Das hat uns beide etwas überrascht weil zuletzt gab es das nicht mehr. Der Bundestrainer hat mal gemeint, das sei nicht so gut wegen der Grüppchenbildung. Aber wir verstehen uns halt einfach gut. Und mit dem Zimmer haben wir es auch ganz gut getroffen - wir schauen nämlich nicht vor eine Mauer sondern auf ein schwarzes Schrägdach. Bringt aber auch nicht viel, viel Licht gibt‘s hier auch nicht. Typisches Manchester-Wetter, insgesamt eher trüb.

Der restliche Tag war dann auch nicht so spektakulär. Zwei Stunden Training auf der Straße und auf dem Rückweg noch kurz auf der Bahn vorbei. Wir wollten den Jungs und Mädels ja viel Glück wünschen. Wir kamen gerade an, als Maximilian Levy ausgeschieden ist. Aber zumindest für die Mädels hat es ja dann am Abend noch geklappt. Das haben wir aber dann leider nur im Fernsehen gesehen. Zu lange sollte man sich nicht in der Halle aufhalten, so gut ist die Luft da nicht. Dann doch lieber an der frischen Luft oder im Hotel. Auch wegen der Temperatur: Heute war die Halle zum Beispiel extrem warm. Klar, die Briten sind natürlich auf ihre Mannschaft eingestellt und haben alles getan, den Weltrekord zu ermöglichen.

Aber auch so sollten wir nicht zu viel Zeit im Innenraum verbringen. Lieber etwas Distanz halten. Wir sind erst am letzten Tag dran mit unseren 1000 Metern. Und dafür müssen wir auf unsere eigenen Leistungen vertrauen. Da sollte man sich nicht den Stress und den Trott antun, der im Innenraum herrscht. Ich habe zum Beispiel bis gestern noch intensiv trainiert, heute und morgen gibt‘s die Superkompensation. Das heißt ganz lockeres Training auf der Straße, damit Sauerstoff in die Beine kommt. Während einige schon mit der Weltmeisterschaft abgeschlossen haben, hatten wir ja noch nicht einmal unsere Vorbelastung.

Insgesamt ist die Stimmung trotz der Umstände mit den Verfolgern aber noch ganz gut. Es ist jetzt nicht so, dass wir die Köpfe hängen lassen. Ein bisschen haben sich die Ergebnisse von heute ja auch so abgezeichnet, wenn man mit realistischen Erwartungen hergekommen ist. Natürlich kommen auch die Fragen von zu Hause aus Erfurt. Wieso, weshalb und warum es nicht so läuft. Aber wir konnten doch nicht vom Vierer verlangen, dass er hier herkommt und sich um 15 Sekunden steigert. Insgesamt kann man feststellen, dass sich die Weltspitze extrem entwickelt hat - und wir haben etwas den Anschluss verpasst. Aber bis Sonntag sind ja noch drei Tage. Wir hoffen mal, dass es in den anderen Disziplinen Lichtblicke gibt. Es kommen ja noch ein paar Wettkämpfe, bei denen wir was rausreißen können...“

Michael Seidenbecher im Sportlerportrait

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Manchester, 26. März 2008

Am Mittwoch hat Elke Gebhardt erzählt, wie sie den ersten Wettkampftag auf der Bahn von Manchester erlebt hat und was ein Bulli mit getönten Scheiben für Vorteile hat. Die 24-Jährige vom RV Concordia Reute muss erst am Sonntag ins Rennen gehen und hat sich bei Teamkollege Roger Kluge angesehen, wie ein erstklassiges Rennen im Scratch gefahren wird. Zuletzt hat Gebhardt beim Weltcup in Kopenhagen mit dem Team Gold in der Mannschaftsverfolgung geholt, im Punktefahren wurde sie in Dänemark Vierte. Bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Bordeaux war Gebhardt vor zwei Jahren Fünfte im Scratch, bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr Dritte. Für Manchester ist sie im Scratch nominiert.

„Jetzt brennen mir erstmal die Hände vom Klatschen. Was war das eine Stimmung auf der Bahn. Das macht richtig Spaß. Zum Glück sind wir extra zur Bahn gefahren. Die liegt ungefähr zehn Kilometer von unserem Hotel entfernt. Da war Alexandra dabei, Charlotte, Christin, Carsten, Marcel und Olaf. Dummerweise hatten wir für den Hinweg nur einen Bus, der nur drei Sitzplätze hat. Aber zum Glück sind die Scheiben ja hinten getönt, da hat keiner gesehen, dass sich die anderen hinten auf den Boden gehockt haben... Und zurück hat uns dann JoDo mitgenommen, Jochen Dornbusch, der Bundestrainer. Also alles ganz ordnungsgemäß.

Insgesamt war es ein sehr guter Tag. Erstmal konnte ich ausschlafen. Einer der Vorteile, wenn man ein Einzelzimmer hat, da hat man seine Ruhe. Bei sieben Mädels bleibt halt eine übrig. Aber ist ja insgesamt auch ganz praktisch, ich muss erst am Sonntag ran, die meiste anderen sind schon am Freitag fertig. Da können sie vielleicht schon ein bisschen um die Häuser ziehen und ich kann mich trotzdem konzentrieren.

Nach dem Frühstück sind wir dann nochmals zum Training auf die Bahn. Leider hatten wir nur eine Stunde Bahnzeit, aber die anderen Nationen wollen ja auch und dann haben ja die Wettkämpfe begonnen. Also Aufwärmtraining und die ersten EB-Einheiten auf der Rolle, dann zwei Einheiten SB auf der Bahn. Die ersten bin ich hinter dem Vierer gefahren, für die war es dann EB, für ich mit etwas Abstand SB. Die zweite Einheit habe ich dann alleine gemacht. Und fühlt sich alles gut an, ich bin also zuversichtlich. Anschließend ging‘s dann zur Massage und dann nach etwas Ruhe schon wieder zurück auf die Bahn.

Für den ersten Wettkampftag, unglaublich, was da für eine Stimmung war. Klar, natürlich war es besonders laut, wenn die Briten gefahren sind. Aber auch sonst, das war schon gigantisch. Eine coole Stimmung. Und auf jeden Fall viel besser als in Bordeaux vor zwei Jahren. Zu unserer Mannschaft: Hut ab, wie Miriam aus der Startmaschine gekommen ist, einfach Wahnsinn. Und dann das Rennen von Roger im Scratch, wenn ich das am Sonntag auch so hinbekomme, bin ich zufrieden. Tja, schade mit Platz vier im Teamsprint. Der vierte Platz ist immer bitter, die Holzmedaille. Aber leider nicht zu ändern.

Für mich steht jetzt noch zwei Tage Ruhe an, dann die Vorbelastung und dann wird es ernst. Mal schauen, bis dahin bin ich vielleicht auch nervös. Im Moment geht es zum Glück noch. Aber wäre ja auch schlecht, dann wäre ich ja bis zum Sonntag völlig hibbelig. Also alles gut - mal schauen, wie es Sonntag wird.“

Elke Gebhardt im Sportlerportrait

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Manchester, 25. März 2008

Am Dienstag hat Henning Bommel von einem insgesamt ereignisarmen Tag in Manchester mit trübem Wetter und noch trüberem Ausblick aus dem Hotel erzählt. Bommel gehört zu den Mannschaftsverfolgern, die bei den Weltmeisterschaften die letzte Chance für eine Olympia-Fahrkarten wahren sollen. Der 25-Jährige aus Berlin gehört zu den besten deutschen Bahn-Fahrern sowohl im Sechs-Tage-Geschäft als auch bei den Weltcups und internationalen Meisterschaften. Zu seinen größten Erfolgen gehört der Sieg in der Mannschaftsverfolgung beim Bahn-Weltcup 2004 in Los Angeles.

„Tja, so richtig ereignisreich war der Tag eigentlich nicht. Die zwei Stunden Training auf der Straße im Schnee waren eigentlich schon der Höhepunkt. Aber immerhin haben wir jetzt mal zwei Stunden hier die fantastische Landschaft genossen... Ansonsten haben eigentlich nur Massage und die Mahlzeiten den Tag bereichert. Sehr viel ist wirklich nicht passier heute. Aber ist ja auch mal ganz angenehm, so kann man sich mal in Ruhe mit denen im Team unterhalten, die man sonst nicht so oft sieht. Und letztlich ist auch so ein Tag am Ende ganz schnell rum.

Übrigens haben wir hier die Suite mit dem perfekten Ausblick. Aus unserem Zimmerfenster geht der Blick genau eineinhalb Meter weit, dann schaut man vor eine Mauer. Von daher macht uns das trübe Wetter hier eigentlich gar nichts aus, bei uns im Zimmer ist es eh immer Nacht. Schon etwas trist. Aber immerhin geht es den anderen auch nicht besser, die im ersten Stock wohnen. Dieses Los hat soweit die ganze Ausdauer-Mannschaft gezogen, da bin ich mit meinem Zimmerkollegen Daniel Becke nicht allein...“

Henning Bommel im Sportlerportrait

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Manchester, 24. März 2008

Am Montag hat Christin Muche von ihrer letzten Vorbereitung auf ihr WM-Rennen, dem Unterschied zwischen Training und Vorbelastung sowie dem perfekten Wohn-Klima in ihrer WM-WG im Hotelzimmer mit Charlotte Becker erzählt. Die 24-Jährige aus Chemnitz wurde zuletzt unter anderem Zweite des Keirins beim Weltcup in Peking, zu ihren größten Erfolgen gehört der Gewinn des WM-Titels im Keirin 2006 in Bordeaux. Muche ist im Sprint, für das Rennen im Keirin und als Ersatzfahrerin im Teamsprint nominiert.

„So, das Training ist abgeschlossen. Jetzt muss ich sehen, was rauskommt. Aber ich bin ganz optimistisch. Heute war die letzte Trainingsrunde vor der Vorbelastung, dann kommt der Wettkampf. Wir waren gut zwei Stunden auf der Bahn, Alexandra Sontheimer, Dana Glöß und ich. Für mich gab‘s noch ein intensives Training im Schnelligkeitsbereich. Drei mal 200 Meter, jetzt nur noch einen Tag vor dem Wettkampf nochmals richtig antippen und dann Sekt oder Selters. Noch eine Vorbelastung, das heißt nochmals ein kurzes hartes Training in der jeweiligen Disziplin, mit dem Wettkampf-Material und mit dem Wettkampf-Gang, um das Gefühl zu haben, dann gilt‘s. Im Training fährt man zwar auch hin und wieder mal den Wettkampfgang, heute hatte ich ihn auch schon mal drauf, aber die Vorbelastung ist immer noch was anderes.

Die Ausdauerfahrer waren sonst heute auf der Straße unterwegs. Da stand heute G1 an, das heißt Training im Grundlagenbereich. Mittlerweile haben wir ja zum Glück keinen Schnee mehr. Die Sprinter haben sich so nochmals ein bisschen bewegt, insgesamt also sportlich für die meisten heute eher entspannt.

Das gilt übrigens auch für unser Zimmer - mit Charlotte Becker habe ich nämlich hier Deutschlands besten DJ bei mir. Unglaublich, was sie alles in ihrem Laptop hat. Jeden Tag stellt sie hier eine neue Best-Of zusammen. Da ist dann alles dabei, von Schlager bis Uralt bis Top-Aktuell. Nur bei den anderen kommt die Musik irgendwie nicht so an. Alle die uns besuchen, sind meist schnell wieder weg, weil sie die Musik so schrecklich finden. Na ja, Hauptsache wir verstehen uns und haben Spaß. Wir kennen uns zwar schon ewig, aber ich bin zum ersten Mal mit Charlotte auf dem Zimmer - und wir haben auf jeden Fall ein angenehmes Wohnklima hier.

Die Folgen der Verletzung aus der vergangenen Woche habe ich auch soweit im Griff. Heute haben wir das Pflaster vom Auge abgemacht. Positiv ist ja, dass man von außen fast nichts sieht, da ist nichts blau. Die Blutergüsse sind eher nach innen gezogen. Aber das ist jetzt egal. Ich bin hier, um am Freitag eine Weltmeisterschaft zu fahren. Also Zähne zusammenbeißen.“

Christin Muche im Sportlerportrait

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Manchester, 23. März 2008

Am Sonntag hat Olaf Pollack erzählt, warum Daniel Becke demnächst auf der Bahn erstmal einen Schreck bekommen könnte und wie er mit seinem Zimmernachbar erstmal einen nassen Hintern bekommen hat. Der 34-Jährige, der für das Weltmeisterschafts-Rennen im Madison sowie als Ersatzfahrer im Omnium nominiert ist, holte zuletzt beim Weltcup in Los Angeles mit seinem Partner Roger Kluge Bronze. Auch auf der Straße gehörte er über mehrere Jahre zu den schnellsten Sprintern, zuletzt gewann er unter anderem eine Etappe des Critérium International, 2004 und 2006 trug er außerdem beim Giro d‘Italia das Rosa Trikot des Gesamtführenden.

„Eigentlich war es kein spannender Ostersonntag. Aufstehen, Essen, Schnee Sehen, Training, Essen und wahrscheinlich bald wieder Schlafen. Gut, auf den Schnee hätte ich verzichten können, da hatte ich jetzt nicht wirklich mit gerechnet. Aber ansonsten ist das ja das Programm, für das wir hier sind. Auch wenn Ostern ist. Aber dazu passen gab es heute zum Frühstück eine Überraschung von JoDo, das ist Jochen Dornbusch, der Bundestrainer. Er hatte für jeden einen Schoko-Osterhasen dabei. Und im Moment habe ich Krämpfe im Bauchbereich. Aber nicht vom Schoko-Osterhasen sondern vor Lachen. Wir sehen gerade ,Wo ist Fred‘ und mussten uns ein paar Mal wegwerfen vor Lachen. Ach ja, und als Friseur war ich tätig. Patrick Gretsch war eben hier - und so sieht er jetzt auch aus. Ich hoffe nur, dass Daniel sich nicht erschreckt, wenn er morgen hinter ihm fährt… Erst wollte ich ihm noch ein ,L‘ reinschneiden, aber das haben wir dann doch lieber gelassen. Eigentlich wollte dann auch noch die Masseure auf einen Haarschnitt vorbeikommen, aber ich fürchte, die vertrauen mir nicht.

Auf dem Weg zum Training haben Roger und ich erstmal einen nassen Hintern bekommen. Wir sind mit den Rädern rüber in die Halle, bei tauendem Schnee nicht so angenehm. In der Halle mussten wir dann etwas improvisieren, da wir nur 1:45 Stunden Bahnzeit hatten. Also Warmfahren auf der Rolle, dann auf die Bahn und ein paar EB-Einheiten und zwei mal fünf Kilometer im Vierer während die Einer-Verfolger ihr Rennen gefahren sind. Bartko gegen den Brecher, das ist der Spitzname für Robert Bengsch. Weiß aber nicht, wie es ausgegangen ist, war doch sehr mit mir selber beschäftigt. Denke mal es war unentschieden.

Danach Essen, Trinken, Warmhalten, dann der zweite Lauf und ein stehendes SB über 2000 Meter. Das heißt submaximale Belastung, also fast alles, was man hat. Für die anderen war das Programm ähnlich, die Mädels sind ihre Einheiten zum Teil an den Hinterrädern der Verfolger gefahren, ich bin dann noch für Bartko eingesprungen, ein paar Wechsel zu üben weil er sich ja zuerst auf die Einerverfolgung konzentrieren muss. Dann nochmals 2000 Meter fliegend und das war‘s auch schon. Weiß bloß gar nicht richtig, wie die Zeit war. Als Straßenfahrer ist man da gar nicht mehr so richtig fit was das betrifft. Aber ich hatte eine 1:55,6 - das wird schon gut sein. Tja, und sonst ist eigentlich nichts passiert. Ich sag‘ ja: Aufstehen, Essen, Schnee Sehen, Training, Essen und wahrscheinlich bald wieder Schlafen. Aber vorher muss noch der Schoko-Osterhase dran glauben.“

Olaf Pollack im Sportlerportrait

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Manchester, 22. März 2008

Am Samstag hat Maximilian Levy erzählt, warum die Bahnfahrer in Manchester nie wissen, ob sie nun schnell oder langsam unterwegs sind. Der 21-Jährige aus Cottbus, der nach mehrmonatigem Ausfall im Herbst erst im zweiten Anlauf im Januar wieder richtig auf die Bahn zurückgekehrt ist und sich rechtzeitig zur Weltmeisterschaft wieder in Form meldet. Levy holte bei den Titelkämpfen im vergangenen Jahr auf Mallorca Platz fünf und ist in Manchester für den Sprint, den Teamsprint sowie als Ersatzmann für den Keirin-Wettbewerb vorgesehen.

„Es läuft ganz gut an bei uns. Wir haben ja jetzt schon zwei Trainingstage auf der Bahn hier hinter uns während die Ausdauerfahrer erst gestern am Abend hier angekommen sind. So gab es für uns heute schon das erste Highlight. Im Stechen der Anfahrer hat sich Rene dabei gegen Robert durchgesetzt. Mit 17,52 Sekunden, das ist mal richtig schnell. Wenn er das auch im Rennen so hinbekommt, sind wir gleich gut in Fahrt. Das gibt schonmal Motivation.

Ansonsten ist auch alles im grünen Bereich. Oder besser im grauen. Das Wetter ist wahrscheinlich wie zu Hause. Aber ich kenne Manchester eigentlich nicht anders als grau und finster. Zumindest habe ich es noch nie anders gesehen. Christin Muche geht‘s auch wieder soweit. Sie sieht noch ein bisschen aus wie ein Boxer, aber sonst... Nee, ganz so schlimm ist es nicht. Nur noch ein kleiner Cut an der Augenbraue.

Mit dem Hotel haben wir diesmal Glück. Sonst waren wir immer woanders, da ist es hier schon eindeutig besser. Vor allem für uns Sprinter ein großer Vorteil. Das Essen ist schließlich mal ganz wichtig. Die Ausdauerfahrer essen ja auch sonst nichts als Müsli und Nudeln, aber wir haben ja doch ganz gerne mal ein Stück Fleisch...

Die Bahn ist übrigens für die Weltmeisterschaft nochmals neu gemacht worden. Irgendwie ist da ein neuer Belag drauf, neues Holz. Das rollt ganz gut. Aber ob man nun schnell oder langsam unterwegs ist, weiß man auf der Bahn trotzdem nie. Irgendwie sind die Kurven ziemlich flach, da hat man nicht richtig den Kurvendruck. Manchmal meint man, man ist schnell, ist aber in Wirklichkeit ziemlich langsam. Manchmal meint man, man ist langsam, kommt aber ganz gut aus der Kurve. Na ja, auf jeden Fall ist sie nicht schwierig zu fahren, die Bahn. Und wenn es jetzt noch wärmer wird in der Halle... Zuletzt hatten wir da so 17 bis 19 Grad. Irgendwie war ständig ein Kommen und Gehen, da standen auch ständig alle Türen offen. Aber für die Wettkämpfe wird es ja hoffentlich wärmer und erstmal gehen wir jetzt eh nicht mehr auf die Bahn. Wir waren jetzt gestern und heute drauf. Alle, die Mittwoch ihr erstes Rennen haben, bleiben jetzt erstmal runter. Etwas Straßentraining, etwas Physiotherapie, etwas Erholung. Außerdem gibt‘s ja sonst noch genug zu tun. Zum Beispiel müssen wir noch unsere Akkreditierungen holen.

Bisher ist also alles noch ganz gelassen bei uns. Aber ich bin eh nicht so der Typ, der so schnell nervös wird. Und jetzt wäre es eh zu früh. Wenn man jetzt schon die Spannung hat, dann kippt es irgendwann. Man darf auch nicht zu heiß sein im Kopf. Dann lieber noch ein bisschen ablenken. Ein bisschen im Internet surfen oder einkaufen gehen oder in Ruhe irgendwo einen Kaffee trinken. Bis Mittwoch sind ja noch ein paar Tage.“

Maximilian Levy im Sportlerportrait

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Andere Tagebücher bei rad-net:

Zwei Wochen Mallorca: Das Trainingslager-Tagebuch der Nationalmannschaft der Junioren
Craft BIKE Trans Germany - Tagebuch von Carola Felchner
Giro d‘Italia - Tagebuch von Christian Knees

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Berichte von der Bahn-Weltmeisterschaft vom 26. bis 30. März in Manchester:

30. März: Keirin: Christin Muche holt Bronze
30. März: Am Abend „Wasser in den Schuhen“ - Stress für Alexander Donike am Bahn-Rand in Manchester
29. März: Bahn-WM: Silbermedaille für Pollack und Kluge
28. März: Bahn-WM: Verfolgerinnen holen Bronze
28. März: Teure Siegerehrung: Bundeswehr-Sticker kostet Welte 2000 Franken
27. März: Bronze für Welte und Glöß - „Zu zweit gewinnen macht Spaß“
27. März: Hintergrund: Erstmals seit 1908 kein deutscher Bahn-Vierer qualifiziert
27. März: Trotz Vierer-Aus: „Zwischenbilanz positiv“
26. März: Erste Medaille für den BDR: Bronze für Kluge
26. März: Bartko: „Der bitterste Moment meiner Karriere“
26. März: Brite Hayles für Bahnrad-WM gesperrt
26. März: WM-Vorschau: „Olympia-Quali an erster Stelle“

Tagebuch der Bahn-Nationalmannschaft von der WM in Manchester



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