Compiègne (dpa) - Fabian Cancellara hat die 3. Etappe der Tour de France gewonnen. Das Peloton nahm erst auf den letzten 25 Kilometern so richtig Fahrt auf, vorher wurde eher ein Jedermann-Rennen geboten.
Den Massensprint gewann überraschend der Spitzenreiter im Gesamtklassement vor Erik Zabel. «Ein zweiter Platz ist doch für einen alten Mann gar nicht so schlecht», sagte der 37-jährige Berliner. Der Schweizer Cancellara baute in Compiègne dank der Zeit-Bonifikation für den Tagessieger von 20 Sekunden seinen Vorsprung gegenüber Andreas Klöden im Ziel der längsten Tour-Etappe auf jetzt 33 Sekunden aus. Am Vortag war Cancellara gestürzt und hatte sich leicht am linken Arm verletzt.
Vier Ausreißer wurden 500 Meter vor dem Zielstrich gestellt - Maßarbeit. Nach dem Zusammenschluss attackierte sofort der Zeitfahr-Weltmeister, der seinen zweiten Etappensieg der diesjährigen Tour nach seinem Prolog-Erfolg perfekt machte. Die letzten 1500 Meter boten zwei sehr gefährliche Passagen. Die zweite von zwei fast rechtwinkligen Kurven mündete in grobes Kopfsteinpflaster, das sich bei Regen in ein gefährliches Parkett verwandelt hätte. «Das waren die längsten 500 Meter meines Lebens», stöhnte Cancellara nach dem Rennen, der sich über die Rarität, Etappensieg im Gelben Trikot, freute.
Glücklicherweise ging die 3. Etappe in Compiègne, wo in jedem April der Frühjahrs-Klassiker Paris - Roubaix gestartet wird, ohne Stürze im Finale zu Ende. Klöden, der sich auf seiner Internetseite für seinen Ausfall («durchgeknallt») gegen den geständigen Jörg Jaksche entschuldigte, nahm den Zeitverlust gelassen, weil Cancellara, der im Vorjahr Paris-Roubaix gewann, langfristig keine Rolle mehr spielen wird. «Das war heute eine Pokerparty», sagte Klöden unter Anspielung auf das Bummeltempo.
Die langsamste in der Marschtabelle vorausberechnete Zeit für den Zieleinlauf war 17.41 Uhr. Das Fahrer-Feld überschritt dieses Limit um etwas mehr als eine Stunde. Der Tagessieger fuhr ein Stundenmittel von rund 35,8 Kilometern - ein Wert, der bei schwierigen Bergetappen üblich ist. Der fünffache Toursieger Bernard Hinault, der die Siegerehrungen vornimmt, wähnte die Fahrer gar «in den Ferien».
Eine Art Protesthaltung steckte nicht dahinter », versicherte T-Mobile-Teamchef Rolf Aldag, den der unter Dopingverdacht stehende Jan Ullrich in der «L'Équipe» einen «Märchenerzähler» nannte. «Das Tempo war der Taktik geschuldet. Die Ausreißer vorne waren platt, und das Feld hatte keine Lust, sie zu früh zu stellen», begründete Ex-Profi Aldag die sich dahin schleppende Vorstellung der 188 Profis. Die gleiche Meinung tat Teamchef Jean-René Bernaudeau von Bouyges Telecom kund. «Das war kein Protest, sondern ein geschenkter Tag für uns. Das Tempo wird immer bestimmt von der Spitze, die lange sehr langsam fuhr. Zum Glück hat Fabian im Finale die Situation gut eingeschätzt und den Sprintern ein Schnippchen geschlagen», sagte Jens Voigt aus Cancellaras CSC-Team.
Vor dem Start in Waregem in Belgien waren bei 53 Fahrern Blut-Kontrollen vorgenommen worden. Unter den getesteten Mannschaften waren auch T-Mobile und Astana. Keiner der untersuchten Profis zeigte auffällige Werte.